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Platte der Woche: Gayngs – Relayted

Von    |   21. April 2010   |   4 Kommentare

Zärtlicher hat Indie nie geklungen.

Weiche Synthie-Eruptionen, souliger Stöhn-Gesang, bettlägerige Bass-Linien, dezent-harmonische Samples und sanft wachrüttelnde Beats, so lässt sich der Sound von Gayngs zusammenfassen. Man wähnt sich an einem Schul-Fez, irgendwann in den 80er Jahren unter starkem Einfluss von Limonade, hormonellen Schwankungen und begleitet von viel zu viel Kuschelrock.

Dass dermassen viel Geschmacksverstimmung von einer Indie-Supergroup kommen kann, kaum zu glauben. Doch es zeigt sich einmal mehr: die Wege von Retro sind unergründlich. Und damit ist der Trend nicht weit.

Begonnen hat es folgendermassen: Ryan Olson hat vor langer Zeit beschlossen, mit Zack Coulter und Adam Hurlburt von Solid Gold ein Album aufzunehmen, das an „a collection of drugged-up keyboards and slick bedroom production almost exclusively inspired by 10cc’s ‚I’m Not In Love'“ angelehnt sein soll. Eigentlich kein Problem, doch damals wusste er noch nicht, dass das Projekt epische Ausmasse annehmen würde.

Denn mit der Zeit wollten immer mehr Musiker am Projekt mitwirken, und das Interessante daran ist, dass sie in punkto Genres ziemlich weit auseinander liegen. Zuerst gesellten sich die Musiker von Megafaun (Joe Westerlund, Brad Cook, Phil Cook), Ivan Howard (The Rosebuds), und Justin Vernon (Bon Iver) dazu. Sodann fragte Olson aber auch die Rapper P.O.S und Dessa an. Später kamen die Psycho-Rocker Jake Luck und Nick Ryan (Leisure Birds), die Singer/Songwriter Channy Moon-Casselle und Katy Morley, der Jazz-Saxophonist Michael Lewis (Happy Apple, Andrew Bird) und das Retro-Pop-Duo Maggie Morrison und Grant Cutler (Lookbook) dazu. Am Ende sollten es 24 Musiker sein, die nun zusammen für das Projekt Gayngs stehen.

Veröffentlicht wird „Relayted“ (Vö: 11. Mai 2010) auf dem Label Jagjaguwar. Für die ist es ein eher unübliches Album. Sie beschreiben es selber als „quite foreign yet entirely familiar“ – ziemlich anders aber trotzdem vertraut. Und diese Umschreibung ist nichts anderes als eine Punktlandung. Denn wie eingangs angetönt: Der Sound von 10cc in den Ohren weckt Erinnerung an früher, und doch braucht es eine Zeit bis man dahinter kommt, dass es wirklich die 80er Jahre sind, die hier dahinter stecken.

Das Ziel „I’m Not In Love“ von 10cc auf Schritt und Tritt zu folgen wurde trotz des verzettelten Aufnahmeprozesses mit erstaunlicher Präzision erreicht. Erschrecken oder gar abschrecken lassen, sollte man sich davon aber keineswegs. Man würde Nostalgie und zeitgenössische Feinkost in einem verpassen. Es wäre jammerschade.

> „Relayted“ wird am 11. Mai veröffentlicht. Wer online beim Label vorbestellt, erhält die mp3 umgehend.

Gayngs – The Gaudy Side of Town
[audio:http://www.scjag.com/mp3/jag/gaudysideoftownedit.mp3]

Gayngs – Faded High
[audio:http://www.scjag.com/mp3/jag/fadedhigh.mp3]

> Albumstream: Gayngs – Relayted

4 Reaktionen

  1. Gayngs | Diskursdisko
  2. Auto-Tune-O-Ganza mit Poliça - 78s – bessere Musik!
  1. #1 patrik

    00:26 Uhr, 22.4.2010, Link

    das ist genau mein ding!

  2. #2 fakken polls

    10:49 Uhr, 1.7.2010, Link

    bei meinem momentanen hall & oates junkietum füttere ich mit gayngs gelegentlich den affen.

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