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Malcolm McLaren ist tot

Von    |   8. April 2010   |   7 Kommentare

Er war Genie, Vater, Witzfigur. Kaum eine Persönlichkeit prägte die Geschichte des Punk wie er, ohne sich dabei gross an Instrumenten zu versuchen. Heute verstarb Malcolm McLaren, der ehemalige Manager der Sex Pistols in der Schweiz.

Wäre er nicht gewesen, gäbe es einen uralten Streit nicht: Kommt der Punk aus den USA oder aus Grossbritannien? Malcolm Mclaren, der heute in einem Spital in der Schweiz einem Krebsleiden erlag, war eine der schillerndsten Figuren im Musikbusiness des 20. Jahrhunderts. Er war sich für keinen Fehltritt zu schade, sein grösster Coup wurde die bekannteste Punkband der Welt: Die Sex Pistols.

In London aufgewachsen, betrieb McLaren in den Siebziger Jahren zunächst in der King’s Road zusammen mit Vivienne Westwood einen Modeladen, der unter dem Namen SEX/Seditionaries berühmt werden sollte, hauptsächlich wegen seiner aufregend anstössigen Designs (ein Motiv von damals, in dem zwei halbnackte Cowboys ihre Penisse aneinander reiben, ziert noch heute die Platten des Elektro-Labels Gigolo Records).

Hier begann auch die Karriere der Sex Pistols, die letztlich von McLaren „gecastet“ wurden. Der Legende nach hat John Lydon aka Johnny Rotten im Laden selbst für die „Rolle“ als Frontmann zu Alice Cooper ein Playback gemimt. Zuvor hatte McLaren als Manager auf der anderen Seite des Atlantiks im Big Apple die New York Dolls zu Grunde gerichtet und den Stil von Richard Hell kopiert, um ihn auf die Pistols anzuwenden.

Mit Lydon, Cook, Matlock und Jones verpasste der eher unscheinbare Lockenkopf dem Punk den nötigen Glamour. Ob bei einer Schifffahrt auf der Themse zu Unehren der Queen, bei der pressewirksamen Vertragsunterzeichnung vor dem Buckingham Palace oder als pöbelnde Gäste in der Fernsehshow: Die Sex Pistols sind unvergesslich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt als die Bad Boys der neueren Musikgeschichte. Zum grossen Teil auch dank des Kalküls von McLaren.

Nach dem Zerwürfnis mit John Lydon und dem Ende der Pistols versuchte sich ihr Manager noch in diversen bizarren Unternehmungen (u.a. einer frühen Form des Rap und einer Gruppe mit einer sehr jungen Sängerin), doch im Grossen und Ganzen wurde es ruhiger um McLaren. Der grenzgeniale Pate des Punk war er eh auf Lebenszeit.

Malcolm McLaren verstarb am 8. April 2010 im Alter von 64 Jahren.

(Foto: Sex Pistols.)

Korrektur: Die ursprüngliche Fassung des Artikels behauptete, McLaren sei in New York verstorben. Das meldeten gestern Abend einheitlich diverse Quellen. Korrekt scheint jedoch zu sein, dass er seine letzten Stunden in einem nicht näher genannten Schweizer Spital verbrachte. Der Text wurde entsprechend angepasst.

7 Reaktionen

  1. #1 oliver

    00:45 Uhr, 9.4.2010, Link

    rock’n roll will never dead … auf den superpunk

  2. #2 Hannes

    01:45 Uhr, 9.4.2010, Link

    will never dead?! WTF??!

  3. #3 Dominique Marcel Iten

    03:07 Uhr, 9.4.2010, Link

    Auch wenn ich die Sex Pistols nie mochte, respektiere ich, was sie geleistet haben. Und auch, was er geleistet hat =) RIP Mr. McLaren.

  4. #4 Mathias Möller

    08:15 Uhr, 9.4.2010, Link

    Mir gehts genauso. Ich schätze die Pistols, bin aber mehr so der Clash/Crass/Buzzcocks-Typ. Trotzdem hat das, was McLaren geleistet hat, seinen Platz in der Popkultur resp. Musikgeschichte.

  5. #5 distroi

    18:58 Uhr, 9.4.2010, Link

    der hat punk kaputt gemacht und die pistols…

  6. #6 Mathias Möller

    12:45 Uhr, 10.4.2010, Link

    Sehe ich nicht so. In meinen Augen hat er einiges getan, was sehr Punkrock war. Zum Beispiel diverse Majorlabels um grosse Geldbeträge erleichtern und nach einigen Wochen für die Vertragsauflösung zu sorgen. Und Punk hat Giorgio Moroder kaputt gemacht.

  7. #7 Johnny R.

    22:29 Uhr, 11.4.2010, Link

    ‚There’s nothing glorious in dying. Anyone can do it.‘ Johnny R.

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