Kaum ist sie weg, spielen The Renderers ‚Night Train‘ und machen den Abend zur berauschenden Reise mit ernüchterndem Ende.

Endlich mal wieder den selben Zug erwischt. Wie befürchtet ist sie noch umwerfender als in Erinnerung. Mit gutem Tropfen wird auf die Unregelmässigkeit des existenziellen Ratterns angestossen und zusammen aus der Zeit mitten ins Herz der Momente gefahren. In abgeschlossenem Abteil gemütlich übers Leben plaudern und es doch verschwommen am Fenster vorbeiziehen lassen.

Hypnotisierend spiegeln ihre Augen das Labyrinth komplexer Gedankenwege, werden zum schwarzen Loch der eigenen. Wie ein prächtiger Adler krallen sie die arme Ratte, ohne Absicht wickelt ihr Lächeln um grazile Finger. Ein Wesen, das aus den Schienen hebt und unbewusst aufs Glatteis lockt.

Den Perron des Gewohnten verlassen begibt man sich gemeinsam ins Vakuum zwischen zwei Orte und vergisst wohin man weshalb unterwegs war. Zwischenzeitlich gewinnt die vage Vorstellung eines Ziels Kontur, bleibt aber doch nur Möglichkeit. Man kommt sich näher und dennoch ist klar, dass nicht an der selben Station ausgestiegen wird.

Madrugadas Aufforderung zum letzten Tanz kommt zu spät. Soeben hat sie ihren Platz geräumt und allein geht’s weiter durch das endlose Tunnel der Nacht. Es wird ein einsamer Walzer im leeren Zug nach Irgendwo. Unklar, wann und ob man sich wiedersieht.

The Renderers sind die neuseeländischen, etwas experimentelleren Walkabouts und existieren seit zwei Jahrzehnten in variierender Konstellation, wobei das Paar Brian (Ex-The Terminals) und Maryrose Crook den sich mit zunehmendem Alter verdüsternden Kern bildet. Letztes Jahr erschien ihre sechste LP „Monsters and Miasmas“. Songs daraus sind hier und auf MySpace zu hören.

The Renderers – Night Train (Ghosts of Our Vegas Lives, 2006)
[audio:http://mp3.dmoon.ru/maryrose_crook_and_the_renderers_-_night_train.mp3]

Madrugada – Step Into This Room and Dance With Me