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Karl Blau: Musik gegen den Blues

Von    |   24. Februar 2010   |   0 Kommentare

Am kommenden Sonntag lässt Karl Blau sein aktuelles Album „Zebra“ für einen Abend im Zürcher Stall 6 traben. Und vielleicht hat er es live mit dabei, das Instrument, das auf ewig Glück verspricht.

Karl Blau ist mir zum ersten Mal im Parc de Joan Miró in Barcelona begegnet. Nach Tagen der Völlerei bietet sich dort den Besuchern des Primavera Sound Festivals die Möglichkeit eines kontrollierten Come-Downs. Unter Palmen werden ausgezehrte Festivalgänger mit Hilfe von musikalischen Darbietungen wieder zurück in den Alltag geführt.

Zusammen mit Kind und Kegel im Camper unterwegs, haben im letzten Jahr Karl Blau, Kimya Dawson und Angelo Spencer in Barcelona Halt gemacht, um verlorene Seelen sanft runterzuholen. Und es hat geklappt: Karl Blau hat mir mit Gitarre und Loop-Gerät den Post-Festival-Blues ausgetrieben.

Karl Blau ist immer in Bewegung und legt auch musikalisch eine produktive Umtriebigkeit an den Tag. Neben Kollaborationen mit Laura Veirs oder Phil Elvrum von Mount Eerie und The Microphones hat der Singer/Songwriter aus Washington eine Handvoll Solo-Platten aufgenommen, auf denen er fast beiläufig klassische Folk-Elemente mit Dub, R&B, Grunge oder World Beat anreichert.

Seine Vorliebe für afrikanische Musik hat Blau in feinen Tönen bereits auf älteren Platten durchschimmern lassen und im letzten Jahr dann „Zebra“ veröffentlicht, sein selbsternanntes „Afrika-Album“. Doch wer hinter „Zebra“ ein wild gemustertes, polyrhythmisch trabendes Biest vermutet, der wird enttäuscht. Denn egal wie eklektisch sich Blau aus dem farbenfrohen Malkasten der Musikstile bedient, jeder Song zeichnet sich durch den typischen Blau-Stich aus. Und der wird in gekonnt schludrigen Strichen mit dem Lo-Fi-Pinsel aufgetragen und in zurückgelehnter Haltung getrocknet.

Afrika färbt das Album also vielmehr in subtilen Tönen. Als Beispiel lässt sich der Song „Apology To Pollinateurs“ anführen: ein entspanntes Stück Musik, das sich in luftiger Afro-Surf-Psychedelia treiben lässt und an warmen Synthie-Untergängen ergötzt. Und wer sich fragt, warum das Lied so fröhlich stimmt, dem sei ein Geheimnis verraten: Im Song ist eine Shehnai zu hören. Das oboenartige indische Blasinstrument, das der afrikanischen Vuvuzela in Sachen Aufdringlichkeit in Nichts nachsteht, verspricht jedem Zuhörer ewiges Glück.

„Zebra“ ist ein geschmeidiges Pferdchen aus dem Stall K Records. Wir sagen: Einfangen, streicheln, glücklich werden!

> Karl Blau spielt am kommenden Sonntag, den 28. Februar, im Stall 6 in Zürich.

Karl Blau – Apology To Pollinateurs 

[audio:http://gvsbchris.com/03%20Apology%20To%20Pollinateurs.mp3]

Karl Blau – Dark Sedan

[audio:http://downloads.pitchforkmedia.com/Karl%20Blau%20-%20Dark%20Sedan.mp3]

Karl Blau – Mockingbird Diet (aus dem Album „Nature’s Got Away“)

[audio:http://gvsbchris.com/07%20Mockingbird%20Diet.mp3]

Karl Blau – Kill The Messenger (aus dem Album „Dance Positive“)

[audio:http://www.kelplunacy.com/songs/07%20Kill%20The%20Messenger.mp3]

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