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Nicht auszurechnen: Massive Attack

Von    |   7. Februar 2010   |   7 Kommentare

Mit „Heligoland“ erfinden sich Bristols Trip-Hop-Pioniere Massive Attack wiederum neu. Der Schlüssel zur Aufrechterhaltung der eigenen Relevanz liegt im ständigen Wandel.

In die altbekannte Düsternis ziehen hier und da Strahlen hellen Lichts ein. Das ist die erste Erkenntnis, die sich nach dem Durchhören von Massive Attacks fünften Studioalbum, dem ersten seit sieben Jahren, setzt. Und dass die Veteranen aus dem Südwesten Englands nach wie vor in einer eigenen Liga spielen.

Doch gleichzeitig wird man das Gefühl nicht los, dass da noch mehr sein muss. Am Ende könnte „Heligoland“ eines dieser Alben sein, dass man zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung noch gar nicht recht fassen kann. Und das dafür in einem Dreivierteljahr so richtig einschlägt. Radioheads „In Rainbows“ war beispielsweise eine solche Platte.

Vielleicht liegt das Gefühl der mässigen Begeisterung auf hohem Niveau auch daran, dass gleich am Anfang, wo die Aufmerksamkeit am höchsten ist, zwei von der letztjährigen EP bekannte Titel stehen. Zwischen den eher trägen „Pray For Rain“ und „Splitting The Atom“ sorgt Martina Topley-Bird für eine etwas höhere Herzfrequenz.

Die Liste der creative collaborators liest sich mit einer Reihung von Zungenschnalzern: TV On The Radios Tunde Adebimpe eröffnet das Album, Trickys Haussängerin Topley-Bird ist auch auf „Psyche“ zu hören. Reggae-Legende Horace Andy, für Massive-Attack-Fans kein Unbekannter, darf ebenfalls zweimal ran.

Elbows Frontmann Guy Garvey leiht dem dezent verstörenden „Flat of the Blade“ seine markante Stimme, Blur- und Gorillaz-Kopf Damon Albarn gibt sich ebenso die Ehre wie Hope Sandoval, die „Paradise Circus“ (das Stück mit dem „Skandalvideo„) zum wohl stärksten Track auf „Heligoland“ macht.

Auch 2010 klingen Massive Attack immer noch so, wie sie klingen sollen. Schwerfälligkeit, Düsternis, broken beats und wabernde Basslinien: Da kommen sie her, da gehören sie hin. Es gelingt ihnen, nie so zu klingen wie zuvor, aber immer so, wie man es von ihnen erwarten würde. Dafür muss man ihnen Respekt zollen. Und Ende des Jahres ist „Heligoland“ dann auch ausgewachsen.

Wer sich „Heligoland“ nicht gleich zulegen möchte, kann hier noch reinhören.)

(Foto: Reena Mathani, Lizenz.)

7 Reaktionen

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  2. Comeback gelungen: Massive Attack’s “Heligoland”… « Elmorino's Blog
  1. #1 the aeschli

    16:16 Uhr, 7.2.2010, Link

    ich bin schwerst begeistert, einmal mehr.
    seit den anfängen bis jetzt.

  2. #2 Johannes

    16:26 Uhr, 7.2.2010, Link

    Grosses Kino!

  3. #3 jascha

    16:48 Uhr, 7.2.2010, Link

    ich kann mich deiner analyse nur anschliessen mathias: man merkt bald, dass heligoland ein „grower“ ist – trotzdem wird man von anfang an durch vielfältige soundlandschaften und durchwegs tolle vocals bei der stange gehalten.

  4. #4 Mathias Möller

    18:01 Uhr, 7.2.2010, Link

    Ich bin ja der Meinung, manchen Bands täte es gar nicht schlecht, für jeden Song einen anderen Vocalist anzustellen … In dem Fall sicher auch eine Notwendigkeit.

  5. #5 benz

    20:04 Uhr, 7.2.2010, Link

    Ich habe mich lange auf dieses Album gefreut. Ich muss sagen, das Warten hat sich gelohnt! Der schönste Titel der Band bleibt für mich noch immer „Protection“, aber Heligoland bietet enorm viel an Hörgenuss.

    Danke Massive Attack!

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