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David Bazan über Gott und die Welt

Von    |   3. Februar 2010   |   1 Kommentar

David Bazan, ehemaliger Frontmann der Band Pedro the Lion, hat im letzten Jahr mit „Curse Your Branches“ sein erstes Solo-Album veröffentlicht. Diesen Freitag ist der Singer/Songwriter aus Seattle im Papiersaal in Zürich zu Gast.

Der Songwriter David Bazan scheut sich nicht, seine persönlichen Ansichten in Sachen Religion in seine Musik einfliessen zu lassen und kann als Frontmann der Indie-Rock-Band Pedro the Lion in christlichen Kreisen schon früh auf eine glühende Anhängerschaft zählen.

Doch auf das Genre „Christian Rock“ will sich Bazan nicht festnageln lassen, zu stark sind seine Geschichten im weltlichen Leben verankert. Und so wendet sich über die Jahre so manch gläubiger Fan von der Band ab, weil er in deren Songs unfreiwillig zum Komplizen einer ausserehelichen Liebschaft wird oder auf den Versen eines Auftragsmörders auf Abwege gerät. Ein randvoller Becher Wodka in Bazans Hand bringt am (offiziell „trockenen“) christlichen Cornerstone-Festival 2005 das Fass endgültig zum Überlaufen und Pedro the Lion lösen sich noch im selben Jahr auf.

Vier Jahre später veröffentlicht der Singer/Songwriter mit „Curse Your Branches“ (Barsuk Records) sein erstes Solo-Album. Bazan kehrt als bekennender Agnostiker auf die Bühne zurück, klaubt aus der Bibel hier und dort eine Stelle heraus und fordert ungläubig Rechenschaft. “Wait just a minute / you expect me to believe / that all this misbehaving / grew from one enchanted tree”, singt er im Song „Hard To Be“ und hinterfragt das Konzept Religion im Kontext seines eigenen Lebens: “Ponder the weight of an apple / compared to the trouble we’re in.”

Bazan ringt auf seinem Solo-Debüt mit seiner Rolle als Familienvater, mit dem Alkohol und den grossen Fragen um die Existenz Gottes. Der Song „In Stitches“ lässt Bazans innere Zerrissenheit deutlich durchscheinen. In trunkener Benommenheit zeigt er sich bitter entschlossen, sich von seinem Gott abzuwenden und gibt dennoch zwischen den Zeilen immer wieder zu erkennen, dass hier einer gar nicht loskommen möchte, dass er glauben möchte, wenn er denn unter der Last des Lebens nur könnte.

Trotz der thematischen Schwere der Platte ist „Curse Your Branches“ keineswegs ein verkopftes Album geworden. Vielmehr ist es Bazan gelungen, seinem Debüt eine gesunde Note Pop-Appeal einzuhauchen. Der Sound ist im Vergleich zu den Pedro the Lion-Alben voller produziert und orchestriert – und trotzdem: Weder die Prise Funk im Bass noch das Twang der Pedal Steel Gitarre können darüber hinwegtäuschen, dass in Bazans Songs die Texte die Musik machen. Und das ist auch gut so.

> David Bazan live am 5. Februar im Papiersaal, Zürich, Doors: 19:30 Uhr
Support von Postdata (CAN) und Julian Amacker Duo (ZH)

David Bazan – Hard To Be

[audio:http://www.thankscaptainobviousmp3.net/content/01%20Hard%20To%20Be.mp3]

David Bazan – In Stitches

[audio:http://www.thankscaptainobviousmp3.net/content/10%20In%20Stitches.mp3]

(via)

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  1. DEPONE | Daniel Ehniss » David Bazan

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