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Auf Achterbahnfahrt mit Jaga Jazzist

Von    |   29. Januar 2010   |   1 Kommentar

Gemessen an Jaga Jazzist klingt ein Grossteil der Mucke da draussen ganz schön einfältig. „One-armed Bandit“ bietet eine schwindelerregende Achterbahnfahrt durch die Musik- und Filmgeschichte.

Will man sie in die Jazzschublade stecken, schlagen sie einen Haken Richtung Krautrock. Versucht man sie im Soundtrack-Fach unterzubringen, stehen sie plötzlich Rücken an Rücken mit einer klassischen Symphonie – Jaga Jazzist lassen sich nicht festnageln, auch auf ihrem fünften Album nicht.

Fünf Jahre sind seit dem rockigen Jazzmärchen „What We Must“ vergangen. Wie der Vorgänger ist auch „One-armed Bandit“ ein vielschichtiges Epos, das verschiedenste Kopfkinogenres bedient. Der einarmige Bandit schlüpft während diesen 53 Minuten in unterschiedlichste Rollen: Er schlürft einen Drink mit James Bond, schlurft mit staubigen Stiefeln durch einen Spaghettiwestern und gräbt sich als Maulwurf durch Mission Impossible. Er schwebt schwerelos in einem Raumschiff, verirrt sich in ein barockes Kostümdrama und erweitert sein Bewusstsein in einem drögen Experimentalfilm.

Trotz aller Sprunghaftigkeit klingt diese musikalische Odyssee kaum je frickelig und verkopft, denn das 10-köpfige Orchester aus Oslo packt viel Gefühl in seine Arrangements. Laut Chef-Arrangeur Lars Horntveth ist Wagner einer der zentralen Einflüsse dieses Albums. Die mächtigen Klanggebilde aus Blas-, Tasten-, Saiten- und Schlaginstrumenten verströmen eine mitreissende orchestrale Energie. Der Hörer wird zum Spielball der Musik und begibt sich auf eine Entdeckungsreise durch ein Schlaraffenland, in dem alle möglichen und unmöglichen Klänge spriessen.

Produziert wurde „One-armed Bandit“ von John McEntire von Tortoise. Wer kürzlich an deren Konzert in Zürich im siebten Himmel schwebte, dürfte auch mit diesem Album in höhere Sphären vordringen. Wie Tortoise schaffen es auch Jaga Jazzist Kopf- und Bauchmusik unter einen Hut zu bringen.

> Albumstream

> live: 5. März, Moods Zürich

Eine Reaktion

  1. #1 fakken polls

    15:38 Uhr, 29.1.2010, Link

    ich will öfter von musik lesen, die mir die unzulänglichkeiten der masse aufzeigt.

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