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Obskuradio: Anna Domino – Sixteen Tons

Von    |   25. Januar 2010   |   4 Kommentare

Fingerschnippend katapultierte sich Tennessee Ernie Ford 1955 mit „Sixteen Tons“ an die Spitze der Charts. Anna Domino stieg 30 Jahre darauf als erste Frau mit dem Country-Klassiker in die Kohlengrube.

[youtube jIfu2A0ezq0]

„You load sixteen tons and what do you get?
Another day older and deeper in debt.“

Das Schicksal des Protagonisten von „Sixteen Tons“ war im amerikanischen Bergbau der Vorkriegszeit gang und gäbe. Obwohl sich die Minenarbeiter in den Bergwerken Tag für Tag zu Tode schufteten, waren die meisten von ihnen hoch verschuldet. Die Kohlengrubenbesitzer bezahlten ihren Arbeitern Hungerlöhne in Form von Gutscheinen, die diese nur in den firmeneigenen Lebensmittelläden einlösen konnten, deren Preise wiederum masslos überteuert waren.

Vermutlich war es Merle Travis, der die Minenarbeiter-Thematik mit „Sixteen Tons“ als erster aufgegriffen hat. Als der Song 1955 die Spitze der Charts erreichte, gab es längst Gewerkschaften, die den sozialen Missständen im Bergbau ein Ende gesetzt hatten. Die Coverversion von Tennessee Ernie Ford wurde im Nu weltbekannt, obwohl dessen Plattenfirma den Song ursprünglich lediglich als B-Seite veröffentlichen wollte. Vielleicht, weil sich jeder Arbeitnehmer ein Stück weit mit dem Schicksal des Minenarbeiters identifizieren konnte, vor allem aber wohl deshalb, weil der fingerschnippende Groove von „Sixteen Tons“ einfach unwiderstehlich ist.

Anna Domino verzichtete auf ihrer 1984 erschienenen EP „Rhythm“ auf das Fingerschnippen und ersetzte die tonangebende Klarinette des „Originals“ durch ein dominantes Piano und eine schallgedämpfte Trompete. Meines Wissens ist die in Tokio geborene Amerikanerin die einzige Sängerin, die sich jemals dem Evergreen angenommen hat. Neben der italienischen Fassung von Adriano Celentano die vielleicht speziellste Coverversion dieses Country-Klassikers.

Anna Domino – Sixteen Tons

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2010/01/Sixteen-Tons.mp3]

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4 Reaktionen

  1. Tweets that mention » Obskuradio: Anna Domino – Sixteen Tons | 78s - Das Magazin für bessere Musik -- Topsy.com
  1. #1 legastiger

    18:01 Uhr, 25.1.2010, Link

    komplett großartig der Song. Danke. Läuft jetzt im vierten Durchlauf.

  2. #2 Don Gately

    20:15 Uhr, 25.1.2010, Link

    Obwohl mir die Anna Domino-Version auch am liebsten ist (ich habe die Sängerin damals in der Bochumer Zeche live gesehen), fällt mir auf weiblicher Seite noch die von Alice Spencer gesungene Version der Geyer Street Sheiks ein. Gibt sicher noch ein paar andere Damen, die sich daran versucht haben, obwohl die Männer (Eric Burden, Johnny Cash etc.) zweifellos bekannter sind.

  3. #3 Coverinfo

    19:14 Uhr, 27.1.2010, Link

    Gibt zahlreiche weitere Veröffentlichungen, u.a. von Bo Diddley, CCS, Eric Burdon, Frankie Laine, Freddy Quinn, Johnny Cash, Sleepy LaBeef, Stevie Wonder, The Rattles, The Weavers, Tom Jones uvm.

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