78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Der Schweizer Musikkomplex: ein Plädoyer gegen die Kleingeistigkeit

Von    |   28. Dezember 2009   |   227 Kommentare

Nichts ist gut genug. Und was ausnahmsweise gut ist, ist unsympathisch. Warum bloss haben Schweizer ein Problem mit Schweizer Musik?

Die Schweizer tun sich nach wie vor schwer mit Schweizer Musik

Die 00er Jahre sind in wenigen Tagen Geschichte. Zeit, schlechte Angewohnheiten zurückzulassen und Neues anzupacken. Schweizer Musikliebhabern empfehle ich, an ihrem Körper zu arbeiten. Ich wünsche mir: einen klareren Kopf, ein offeneres Herz und eine breitere Brust. Denn die Schweizer Musikszene braucht mehr Unterstützung, mehr Begeisterung und weniger bünzlihafte Nörgelei. Schweizer Musik zu belächeln zeugt weder von besonders kritischem Geschmack noch von besonderer Weltgewandtheit, sondern von erschreckender Kleingeistigkeit. Die Schweizer müssen ihr verkrampftes Verhältnis zu Schweizer Musik ablegen und ihr diejenige Wertschätzung entgegenbringen, die sie verdient.

Der klare Kopf
Nur weil wir alle an Konzerten gerne mal ein paar Bier trinken, bedeutet das nicht, dass man Schweizer Musikschaffen nicht auch mal ganz nüchtern betrachten kann. Musik ist keine Kunst, die im luftleeren Raum steht. Musik ist immer auch ein Produkt, das vermarktet werden will. Das ist übrigens nicht nur in der Schweiz so. Eine Band und ihre Musik wird nicht schlechter oder unsympathischer, bloss weil sie sich bei Facebook präsentiert, gescheite Medienarbeit macht und hin und wieder eine Aktion ausserhalb des Bandkellers lanciert. Die ganzen Diskussionen, wer ehrliche Musik macht und Aufmerksamkeit verdient hat, sind doch müde Scheingefechte. Gute Musik bleibt gut, auch wenn sie offensiv vermarktet wird. Gleiches gilt für schlechte Musik.

Das offene Herz
Die Kleinräumigkeit der Schweiz macht es spielend leicht, Bands aus anderen Regionen zu entdecken. Alles, was es braucht, ist ein wenig Entdeckungsfreude und ein unverbrauchter Blick über den eigenen Tellerrand. Ob Zürich, Bern, Basel, Fribourg, Lausanne, Luzern, Genf, St. Gallen, Baden, Bellinzona, Zug, Chur, Solothurn oder Winterthur – jede Szene in der Schweiz hat interessante Bands und Künstler zu bieten, die ein Ohr voll wert sind. Wenn ihr eine Band entdeckt habt, die euch wirklich begeistert, dann macht Werbung für sie. Erzählt weiter, wie toll sie ist. Nehmt eure Freunde an die Konzerte mit. Kauft die CD und ein T-Shirt gleich dazu. Je mehr Unterstützung junge Bands bekommen, desto besser werden sie.

Die breite Brust
Schweizer Musik ist selten „gut“, sie ist immer „unschweizerisch gut“. Bands sind so gut, dass man gar nicht glauben würde „dass die aus der Schweiz kommen“. Eine solche Aussage kann nur machen, wer davon ausgeht, dass Schweizer Musik grundsätzlich minderwertig ist, Ausnahmen ausgenommen. Käme es denn jemandem in den Sinn zu sagen „Wow, coole Band, hätte gar nicht gedacht, dass die aus Brooklyn kommen“? Oder würde ein Londoner behaupten: „Yeah, die klingen richtig unbritisch gut“? Eben. Eigentlich ist es vollkommen egal, woher gute Musik kommt. Wichtig ist, wohin sie geht. Weil aber das Vorwärtskommen mit etwas Rückenwind leichter fällt, dürfen wir unsere Schweizer Bands und Künstler ruhig ein wenig nach vorne schreien und das nächste Mal mit breiter Brust von der Schweizer Musikszene berichten, wenn jemand danach fragt.

Seit seiner Gründung bemüht sich 78s, der Schweizer Musikszene diejenige Plattform zu geben, die sie verdient. Wir wollen zeigen, welch grosses musikalisches Potenzial in diesem kleinen Land vorhanden ist. Vor allem aber möchten wir einen kleinen Teil dazu beitragen, dass dieses Potenzial ausgeschöpft wird und zum Tragen kommt.

Viele Bands und Künstler, so mein Eindruck, haben begriffen, worum es geht. In den 10er Jahren wäre es nun an den Musikfans, endlich diese falschen Berührungsängste gegenüber Schweizer Musik abzulegen, n’est-ce pas?

227 Reaktionen

  1. David Bauer. Journalist+ – Thank you for the music
  1. #1 the aeschli

    10:15 Uhr, 28.12.2009, Link

    wenn ich sehe, was in den letzten 10-15 jahren in funk und fernsehen so geschehen ist hier in der schweiz, kann sich die „schweizer (populär)-musik“ also keineswegs über zu wenig rückenwind beklagen.
    auch kann sich die „schweizer musik“ nicht beklagen, es sei teuer hier, in keinem anderen land (in europa) gibt es soviele die gratis für diese arbeiten, also hauptsächlich im WWW, was es da alles gibt wovon bands profitieren könnten um an die oberfläche zu gelangen (inkl. ja auch 78s)
    ich denke nicht, dass es an berührngsängsten liegt, das war in den 80’s und weit in die 90’s dann noch ganz anders. aber schlechter wirds sicher nicht mehr
    ich denke, dass schweizer musik in richtung ausland nicht mehr verständnis bekommt ist mit eine falschen verständnis der schweizer musiker und einem falschen umgang der schweizer medien sehr weit zu begründen

  2. #2 @dworni

    10:49 Uhr, 28.12.2009, Link

    Ich gebe dir zum Teil recht. Diese Aussagen „wow, und das sind Schweizer?“ sind natürlich einerseits etwas daneben, andererseits aber auch nicht ganz so einfach abzutun. Englisch ist nunmal nicht unsere Sprache und bei vielen CH-Bands die sich mit dieser Sprache versuchen hört man sehr schnell mal das CH-Englisch. Sicher nicht schlimm, aber zu einer überzeugenden Performance gehört eben auch das Feeling für die Sprache in der man singt. Denn manchmal klingts einfach sehr gezwungen.
    Abgesehen davon werden aus meiner Sicht unbekannte Newcomer CH-Bands von DRS3 zuwenig unterstützt (ja, es gibt noch andere Radiosender), die Hitrotation da ist immer noch viel zu übel. Und ja, es gibt die Plattform MX3.ch. Aber ich habe da selbst ein Profil, die Website ist nicht gerade dafür ausgelegt Musik einfach entdecken zu können.
    Abgesehen davon wäre auch mehr Mut bei Konzertveranstaltern angebracht. Statt immer nur auf Namen zu setzen, welche Garantie liefern, auch mal unbekannte aber gute Acts buchen.

  3. #3 el pablo

    11:39 Uhr, 28.12.2009, Link

    guter und nötiger artikel herr bauer.
    ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass wenn eine solide ch-band sich als londoner oder brooklyner truppe ausgeben würde, sie es 10mal einfacher hätte gigs zu bekommen oder gespielt zu werden. das gilt aber nicht nur für die schweiz. wir haben im ausland kein musik image. weder ein schlechtes noch ein gutes – gar keins. oder fragt mal in berlin was denen zu schweizer musik in den sinn kommt. mit viel glück kommt da mal ein yellow oder stefanie heinzmann. meistens aber ein „ähh..“
    trotzdem werde ich es mir weiterhin erlauben auch schweizer bands zu kritisieren, genau wie ich es bei ausländischen auch mache. auf etwas akzent rumzuhacken finde ich aber lächerlich, bei phoenix oder css stört das ja auch keinen. es wird sogar als charmant empfunden. etwas anderes sind aber zb schlechte texte. oder einfach uninspirierte oder sehr plump kopierte musik.

  4. #4 sawyer

    11:40 Uhr, 28.12.2009, Link

    Ein tolles Plädoyer! Dass „ambitioniert“ als „überambitioniert“ abgetan wird und Menschen nach tollen Konzerten sagen, „das kann doch keine Schweizer Band sein“ ist eine traurige Tatsache, die sich die Musiker aber – und da möcht ich David widersprechen – auch teilweise selbst zuzuschreiben haben. Wie lächerlich ist es, einen auf Cockney zu machen, Liams Gitarre zu spielen und vom harten Vorstadtleben zu singen? Ob in der Schweiz oder in England, Rock n Roll Cliché is over. Nörgel-Publikum eigentlich auch, eigentlich, leider…

  5. #5 @dworni

    12:01 Uhr, 28.12.2009, Link

    @el pablo und sawyer: nun, ich meinte eben das übertriebene einen „auf Cockney machen“ kombiniert mit eben schlechten Texten UND schlechtem Englisch. Gegen Akzent ist ja nix einzuwenden. Aber warum nicht mehr auch gute Mundart-Musik machen? In Deutschland scheint es da mehr Bands zu geben die in ihrer Sprache singen UND coolen Sound machen. In der Schweiz fehlen aus meiner Sicht mehr gute Mundart-Bands die auch gute Musik machen.

  6. #6 the aeschli

    12:28 Uhr, 28.12.2009, Link

    @dworni

    in der schweiz finden zwischen september und mai pro woche im schnitt etwa 700-750 konzerte statt, das sind nicht nur bekannte acts, sondern auch unbekanntestes en masse, es gibt auch mehr clubs als nur die stets in den medien auftauchenden. es gibt in der schweiz über 200(!!) veranstaltungsorte, die im schnitt eine oder mehr veranstaltungen pro woche machen, daran liegt es grundsätzlich nicht.
    es ist ein natürliches gleichgewicht zwischen angebot (laut mx3 über 13’000 musikprojekte), kapazität (etwa 500 konzertlokalitäten) und zahlungskraft (zahlendes publikum). meines erachtens hat es zuviele clubs und konzerte, bands sowieso, das drückt am meisten auf die qualität, dass jede gugusband immer einen ort findet um spielen zu können, auch wenns vor leeren sälen ist…
    in der schweiz hat jede/r band/musiker schnell mal das gefühl, man hat anrecht auf gehör und auftrittsmöglichkeiten, nur weil man ein/e musiker/band ist.

  7. #7 David Bauer

    12:35 Uhr, 28.12.2009, Link

    Dass es in der Schweiz zu viele schlechte Bands gibt, ist dasselbe Argument, wie dass es im Internet nur Schrott gäbe. Natürlich gibt es in der Schweiz viele schlechte Bands, genauso wie es viele schlechte Banker, Lageristen und Journalisten gibt. Und genauso, wie es in den USA, England und Schweden viele schlechte Bands gibt.

    Das muss ja niemanden stören. Wir als Konsumenten und Musikfans haben die Wahl, uns auf die guten zu konzentrieren. Wenn wir aber die auch noch unnötig schlecht reden, dann kommen wir wirklich nirgendwo hin. Darum geht es mir in meinem Plädoyer.

  8. #8 Johannes

    13:14 Uhr, 28.12.2009, Link

    Die Schweiz hat nicht bloß ein Problem mit ihrer Musik. Die Schweiz hat ein Problem mit ihrer Identität. Und da Erfolg immer auch identitätsstiftend ist, wird er spätestens dann zum Störfaktor, wenn er auch Erfolg jener ist, mit denen man nun wirklich nichts gemeinsam haben will. Abgrenzungsneurose aufgrund fehlender Identität. Ein Luxusproblem in einem Wohlstandsland, in dem Selbstverwirklichung nicht nur ein Menschenrecht ist, sondern ein staatlich gefördertes Kulturgut.

  9. #9 the aeschli

    13:14 Uhr, 28.12.2009, Link

    ich verstehe das schon, david, aber dein plädoyer kommt mir irgendwie 20 jahre zu spät
    wer bei soviel mehr airplay in den radios, soviel mehr resonanz in den medien, soviel (mehr) support aus dem netz, im vergleich zu vor 25-20-15-10 jahren, zählen kann, dem mangelt es meines erachtens an nichts.
    ich weiss nicht, wie da noch von kleingeistigkeit sprechen mag, wenn rund doppelt bis dreimal so viele releases, airplays usw auf die leute losgelassen werden, und es ist ja nicht nur so, dass es nur releast und laufen gelassen wird, es wird auch gekauft und an konzerten besucht, und zwar nicht zu knapp! die clubs veranstalten viel mehr schweizer musik und verdienen auch daran, mehr noch als zu zeiten, wo es „nur“ „züri west“ und „patent ochsner“ gab, und die hütten sind voll… voll von kleingeistern?

  10. #10 David Bauer

    13:21 Uhr, 28.12.2009, Link

    @Johannes: Spannender Einwurf.

    @the aeschli: Vor 20 Jahren war ich sieben. Da konnte ich noch nicht so gut schreiben.

  11. #11 Michael

    14:22 Uhr, 28.12.2009, Link

    Als Musikliebhaber ist man ja auch immer ein Stück weit „Weltverbesserer“, der sich verpflichtet fühlt, den anderen etwas, was einem gefällt, näher zu bringen.

    Für mich ist es eine Mischung aus dem von Aeschli genannten Überangebot an Musik und Veranstaltungen, und der absolut einseitigen Berichterstattung in den klassischen Medien. Ein Beispiel aus der Welt des CH-Rock. 2009 durfte ich mit Maxxwell, Chervilled und Tempesta (um nur einige zu nennen) Bands kennenlernen, die internationales Format haben. Absolut gelungene Scheiben von grossartigen Musikern. Aber am Radio laufen halt wieder nur Gotthard, weil „man“ die halt kennt und die so schön Hausfrauen-kompatibel sind. Im TV ist es ähnlich und bis auf Saturday Night Music gibt`s ja praktisch keine Möglichkeit auf musikalischen Tiefgang.

  12. #12 gregor

    14:29 Uhr, 28.12.2009, Link

    Guter Artikel. Hier meine Überlegungen zur Ursache:

    Wo haben viele Schweizer Ihre Schwächen:

    – Begeisterungsfähigkeit
    – Optimismus
    – Risikofreude

    Was sind die Stärken von unserer Mentalität

    – Bequem
    – Unflexibel
    – Mürrisch
    – Pünklich
    – Pflichtbewusst
    – Lästern über andere (da wir vollgestopft sind und die wenigsten wirklich kämpfen müssen – fördert das die Krativität?)

    Ich hoffe die Krise schlägt noch zu, damit wir wieder einmal richtig aufeinander angewiesen sind und kämpfen müssen für unsere eigene Familie „Schweiz“!

  13. #13 Dominique Marcel Iten

    14:30 Uhr, 28.12.2009, Link

    @the aeschli:
    Dass es Bands in der Schweiz sehr gut geht, steht ausser Frage. Auch werden Bands hier medial supportet wie in keinem anderen Land in Europa.
    Ausserdem kann wohl keine Band im Ausland sagen, dass sie bereits als Amateurband mit 200-400 Fr. Gage belohnt wird. Amateurbands in England spielen für diesen Betrag 12 Shows. Und das oft auf hohem Niveau. Ich habe Bands gesehen, die haben uns die Ohren grün und blau gespielt, schlussendlich aber sogar weniger Gage einkassiert als wir.
    Bands, die sagen, in der Schweiz sei es als Band nicht zufrieden stellend, kann ich nur mit einem müden Lächeln gegenübertreten.
    Natürlich ist es schwierig, Gigs zu kriegen. Aber das ist es überall.
    Das einzige, was mich ein wenig stört ist, dass gewisse Clubs immer wieder auf die gleichen Bands als Support für Big Shots setzen…diese Clubs haben den Sinn von Support Acts nicht verstanden. Das ist schade und ich hoffe, das wird sich in nächster Zeit ein wenig ändern.
    Ich glaube aber nicht, dass sich Schweizer Künstler nicht bewusst sind, wie gut sie es hier in der Schweiz haben.
    Das Problem liegt viel mehr dort, dass viele Schweizer Musikhörer Schweizer Künstler nach wie vor weit hinter internationale stellen.
    Wie Johannes gesagt hat: Es gibt ein Identifikationsproblem. Aber nicht etwa bei den Künstlern, sondern beim Hörer.
    In der Schweiz gibt es so unglaublich viel gute Musik zu entdecken. Und vieles kann mit deutschen oder britischen Vertretern mithalten.
    Die Schweiz muss ihre eigene musikalische Identität finden und hinter ihr stehen. Ich bin auch überzeugt, dass wir da schon sehr viel näher dran sind als noch vor 10 Jahren.
    Vielleicht liegt das daran, dass ich nach wie vor ein grenzenlos musikalischer Optimist bin… =)

  14. #14 Hans-Paul

    14:39 Uhr, 28.12.2009, Link

    Die Schweiz pflegt nunmal eine Kultur des Mittelmasses, den Fehler dann bei den Zuhörern zu suchen scheint mir da wenig mehr als eine schlechte Ausrede. Die Musik ist hier nie Haupt- sondern immer nur Nebenprojekt und Selbstunterhaltung. Das ist aber nicht das Umfeld in dem gute Musik entsteht. Gute Musik entsteht aus einem Drang heraus sich mitzuteilen (auch wenn es nur aufgrund überbordenden Narzissmus ist) und etwas zu sagen zu haben, gegen Widerstände und am Nerv der Zeit.

    Dass Schweizer Musik, wenn sie wirklich gut ist, auch international (und national) erfolgreich sein kann, beweist für mich Sophie Hunger und sie ist es geworden nicht trotz, sondern auch weil sie aus der Schweiz kommt. Aber das bleibt wahrscheinlich die zufällige Ausnahme mit der wir leben müssen, auch in 10ern.

    PS: Fürs richtige Umfeld empfiehlt sich London, Berlin… aber Vorsicht, die Konkurrenz ist grösser und die Umstände widriger als in der Schweiz!

  15. #15 the aeschli

    15:50 Uhr, 28.12.2009, Link

    @ DMI
    das mit den 200-400 ist schön gesagt. ich arbeite in einem club und war schon in anderen tätig und allzuoft kriege ich das mit, dass es schweizer bands gibt, die absagen, weil die gage zu klein ist… „also en 1000er brüchtemer scho öppe..“
    sie könnten 15 konzerte spielen und 3000-6000.- gesamtgage abholen plus ein paar CD’s verkaufen, sich einen ruf erspielen für eine bessere gage auf der nächsten tour, aber nein…
    und solche bands gibt es im multipack, die könnten der burner sein, sich ein begeistertes pubikum erspielen, hammergeile riffs, wunderschöne songs, genial darbietung, aber der letzte zwick wille fehlt…(*)
    so hart es tönt, man muss sich in der schweiz damit abfinden, dass musik machen ein hobby ist und bleibt für 99.5% aller bands/musiker, wie eine modelleisenbahn oder kaffeerahmdeckeli sammeln, und hobbys dürfen, wenn nicht sogar sollen, keinen profit abwerfen, umso geiler, sollte es dann anders kommen!
    und bei den supports…: pegasus… da ist alles gesagt…
    leider ist es auch hier manchmal eine leidige sache, weil nun bereits irgendwelche semi-erfolgreiche bands anfangen die support-auftritte zu verhöckern und für kleine, aber durchaus passendere, bands dies nicht im bereich des erreich- und bezahlbaren ist, und dann die plattenfirmen für irgendwelchen gugus das kässeli aufmachen…
    auch haben die bands oft noch eigene vorstellungen oder auch hier hat man noch deals mit plattenfirmen oder bookingagencies, da können die clubs leider oft nicht viel machen bei den supports.
    (*) hier kommt noch mein gedanke zur „identität“ in der schweizer musik: im innerlichen auge sieht sich ja jeder als main-act im hallenstadion vor 13’000 menschen, die alle wort für wort mitsingen und seinen namen schreien, aber offen gibt man dies nicht zu. man verweigert sich, man findet das dann zu mainstream und sowieso doof und jeder der ausverkaufte konzerte hat und im blick interviews gibt hat ja sowieso seine seele verkauft. wenn mit diesem shit aufgehört wird und man sich der lust zum musik machen hingibt und hald alles nimmt was auch dazu gehört (bei der modelleisenbahn fährt es sich auch nicht einfach so durch malerische dörfer und phantastisch modelierte landschaften) dann wird es besser, überall, für jeden. man muss überall kompromisse eingehen, aber mit dieser abwehrhaltung, die man hier in der schweiz sehr oft antrifft, ist man am schluss bei sich selber mehr der gefangene als wenn man hald mal etwas mitmacht für die masse… wenn man nicht will, etwas zu machen, um etwas zu erreichen, dann soll man sich nicht beklagen.

  16. #16 starttomelt

    16:11 Uhr, 28.12.2009, Link

    Was bringt es die nächste halbgare Platte einer Schweizer Band wieder über den grünen Klee zu loben? Ich fordere für die nächste Dekade: Noch viel mehr Kritik.

  17. #17 David Bauer

    17:53 Uhr, 28.12.2009, Link

    @starttomelt
    Wer lobt denn halbgare Platten von Schweizer Bands über den grünen Klee? Ist es nicht vielleicht viel eher dein Problem, dass du viel zu vieles als halbgar ansiehst, bloss weil es aus der Schweiz kommt?

  18. #18 Dominique Marcel Iten

    18:55 Uhr, 28.12.2009, Link

    @the aeschli:
    Du sprichst ein Punkt an, welchen ich sehr oft beobachten konnte. Bands mit Gagenvorstellungen weit über ihrem Niveau hinaus.
    Und wenn dann kein eigener Backstage vorhanden und nur ein Soundcheck von 30 Min möglich sind (wobei 30 Min mehr als genug ist), dann kommt der Event schon nicht mehr in Frage.
    Und leider werden solchen Bands sehr oft immer wieder Showcases angeboten. Und andere Acts, welche einfach nur so oft wie möglich spielen wollen, um auch selber besser zu werden, haben das Nachsehen.
    Ich war mit meiner Kapelle in England unterwegs und habe erlebt, wie Bands sagten „30 pounds? Awesome! We dind’t expect any money!“
    Spätestens dann beginnt man sein Bild der Schweiz zu verändern.
    15 Shows spielen? Wo kann man sich da anmelden? =)
    @Hans Paul:
    “ Gute Musik entsteht aus einem Drang heraus sich mitzuteilen“.
    Folglich will schlechte Musik einfach nur Spass an der Musik selbst haben? Da hab ich all die Boygroups, Girlbands, Britney Spears und DJ Bobo wohl jahrelang falsch verstanden…
    Ich kann hier nicht für jeden Musiker sprechen. Ich mache Musik zuerst einmal für mich. Spass. Der zweite Schritt ist dann, diese Musik auf der Bühne zu spielen. Spass.
    Aber es stimmt. Man will sich natürlich auch mitteilen, man will den Leuten etwas geben, Seelenverwandte finden oder Ihnen einfach eine Freude machen mit einem Stück Musik. So wie es andere zuvor für mich taten.
    Musik ist etwas multimediales und folglich auch multiemotionales….beinahe schon ein schizophrenes Wesen, da es eigentlich sehr persönlich für sich selbst geschrieben wird, trotzdem jedoch an die Öffentlichkeit will.
    @aeschli: Du hast natürlich recht, dass sich jeder selbst auf der grossen Bühne sieht.
    Und jeder Musiker in einer Band hofft insgeheim, damit auch erfolgreicher zu sein. Jeder andere lügt…

  19. #19 Backstage & mx3

    20:36 Uhr, 28.12.2009, Link

    Seit zwei monaten gibt es backstageradio.ch, dass ausschließlich CHMusik spielt. 24/7 terrestrisch per DAB in der CHDe… Dazu braucht es kein Training! Nur die Ohren öffnen. Und @dworni: Schreib ein mail an info@mx3.ch und wir zeigen dir gerne wie täglich bis zu 5000 Leute auf mx3 neu CH Musik entdecken… Es geht schon ;) Gruß b

  20. #20 jojo

    20:50 Uhr, 28.12.2009, Link

    zitat dworni „… Abgesehen davon werden aus meiner Sicht unbekannte Newcomer CH-Bands von DRS3 zuwenig unterstützt (ja, es gibt noch andere Radiosender) …

    schon mal was von mx3.ch gehört? ein radio kann (und soll) nun mal nicht jede x beliebige trashmetal-band aus hünibach bei thun spielen, nur weil sie halt schweizer sind. eine gewisse qualität muss meiner meinung nach da sein, um im radio gespielt zu werden. und wenn es schlussendlich dann halt nur ein, zwei duzend ist.

  21. #21 TT

    22:44 Uhr, 28.12.2009, Link

    Ich hatte in den letzten Wochen das Vergnügen, gleich mehrere begeisternde Schweizer Bands zu sehen. Drei davon haben in diesem Jahr ein Album veröffentlicht.

    Bianca Story, welche, man kann sagen was man will, live eine Bank sind.
    Marygold, die zum Besten gehören, was die Schweizer Musik zu bieten hat.
    Und kürzlich im Doppelpack:
    Pure Soundart und Goodbye Fairbanks.
    Die Fairbanks haben die schönste PowerPop Platte des Jahres aufgenommen und über Pure Soundart’s Bye Bye Beauty war man in den schweizer Medien durchwegs begeistert (und auch hier auf 78s gabs für einmal keine neidischen Negativstimmen).
    Allein diese vier Bands zeigen doch schon, wie hoch das Niveau Schweizer Bands ist. Und man könnte fröhlich so weiter machen:
    Delilahs, Modern Day Heroes, Gabbardine, Schnitzer, Bonaparte…

  22. #22 dominik

    03:35 Uhr, 29.12.2009, Link

    Vor 2 Jahren habe ich und einige Freunde das SUR LE LAC-Festival in Eggersriet, nahe bei St.Gallen aus der Taufe gehoben. Das Festival ist klein aber Fein…das ist zumindest ist unser erklärtes Ziel. Noch ein Anliegen und wohl das grössere, ist die Förderung von Schweizer Musikschaffen. In den letzten 2 Ausgaben durften wir schon so tolle Bands wie Huck Finn, Baby Genius, Electric Blanket, All Ship Shape, Junes, Plasma oder Frantic begrüssen und wir werden auch auf das kommende Jahr hin hart arbeiten, um weiterhin tolle Band zu uns über den Bodensee (Blick auf diesen Inklusive) zu holen. Falls ihr uns noch nicht kennt, besucht doch unsere homepage http://www.surlelacfest.ch/ oder werdet doch gleich Mitglied in unserer Gruppe auf Facebook http://www.facebook.com/group.php?gid=59818757472&ref=ts. All das und natürlich euer kommen im nächsten Jahr, ermöglicht es uns auch weiterhin für das Schweizer Musikschaffen da zu sein, als eine weitere Plattform die Musik aus der Schweiz für wichtig und kreativ hält.

    Hopefully we see you in 2010.
    SUR LE LAC-ein kleines Fest der Musik, Eggersriet bei St.Gallen

  23. #23 David Bauer

    07:25 Uhr, 29.12.2009, Link

    @TT
    Voilà.

    @dominik
    Voilà. Kudos.

    @alle
    Es geht hier nur nachrangig darum, ob die Schweizer Medien zu viel, zu wenig oder gerade genug Schweizer Musik präsentieren. Medien sind weniger wichtig als auch schon. Natürlich sind sie nötig, wenn es darum geht, für eine bestimmte Band eine kritische Masse zu erreichen. Aber die positive Grundstimmung, die ich gerne verstärkt sehen würde, die muss von all den einzelnen Musikfans kommen. Dank Facebook, Twitter und Co. sind wir alle kleine Verstärker und Mikromedien.

  24. #24 the aeschli

    08:31 Uhr, 29.12.2009, Link

    @ david
    ich denke, das mit verstärker und mikromedien ist bereits sehr massiv am laufen, schon seit jahren, seit mp3 sag ich jetzt mal salopp. man kann den menschen einfach auch nicht alles aufzwingen, weder musik, die man selber superlässig findet, noch dass sie mehr musik hören/konsumieren sollen.
    das ist das was musiker, veranstalter und kulturförderer nicht verstehen wollen. es gibt einen markt, aber der lässt sich nicht mehr stark vergrössern, nur noch etwas mehr durchmischen.
    und das passiert auch nur wirklich, wenn in den medien eine ganz andere art von professionalität einkehrt, dort ist der kleingeist zu hause, sowohl bei den massenmedien als auch den indie-medien.

  25. #25 David Bauer

    08:50 Uhr, 29.12.2009, Link

    @the aeschli
    Das ist doch Quatsch. Niemand redet von aufzwingen. Es geht ums Weiterempfehlen. Und hier bewirkt Facebook sehr wohl etwas neues. Ich kann nicht nur beim Bier meinen vier anwensenden Kollegen eine Band empfehlen, die sie am nächsten Tag wieder vergessen haben, sondern mal schnell einen Song posten, den 200 Leute sehen und gleich anhören können.

    Welche Art von Professionalität wünscht du dir denn von Massen- und Indie-Medien?

  26. #26 the aeschli

    09:14 Uhr, 29.12.2009, Link

    @david
    facebook bietet als einzige neuigkeit die masse, aber bei 200 mehr oder minder aktiven freunden ist ein geposteter song auch nach einem tag wieder vergessen, denn die anderen 199 freunde machen das auch, alle, immer wieder! du bist dann 0.5%. das mit den vier freunden ist viel effektiver, weil du denen von dieser neuen super band erzählst, weil du weisst, dass es sie interessiert (ansonsten wären wir dann wieder beim aufzwingen). bei 200 leuten denkst du, dass es vielleicht leute darunter hat, die es interessiert. aber ich gebe dir recht, facebook ist für so etwas sicher ein sehr einfaches tool um in der eventualität interessenten zu finden. aber am schluss ist es wie ein plakat an einer säule, wenn du in 0.5sec nicht etwas darauf entdeckt hast was dich interessiert, gehst du weiter, gesehen hast du es aber trotzdem…
    und unter professionalität verstehe ich, dass man kritisch sein soll, immer, vorallem wenn es grund dazu gibt, mehr mut, mehr eier. sagen, dass einem die platte nicht gefällt, ehrlich. nicht dieses lieb und nett das jetzt vorherrscht, weil man angst hat, nicht mehr auf die gästeliste zu kommen oder man kein interiew mehr bekommt. genau so wie dieses trötzeln, weil man mal nicht solches bekommen hat, dann irgendeine schlechte kritik schreiben, der man sofort anmerkt, dass extra eher negativ gschrieben/gesprochen wurde. das was jetzt meist ist, in ein abgewixe des eigenen egos von „journalisten“ einerseits, deren desintresse der materie andrerseits und derer überbewertung des drumherum im allgemeinen.

  27. #27 Ko:L - Swiss Music Since 200/08/01

    12:48 Uhr, 29.12.2009, Link

    Ich zurück an meine ersten Besuche auf 78s und lese erstaunt: „Seit seiner Gründung bemüht sich 78s, der Schweizer Musikszene diejenige Plattform zu geben, die sie verdient. Wir wollen zeigen, welch grosses musikalisches Potenzial in diesem kleinen Land vorhanden ist. Vor allem aber möchten wir einen kleinen Teil dazu beitragen, dass dieses Potenzial ausgeschöpft wird und zum Tragen kommt.“

    Es ist spannend zu sehen, wer sich plötzlich alles als Förderer von Schweizer Musik zu profilieren versucht. Aber wenn selbst ehemalige Nörgler und Schreiber, die alles aus England in den Himmmel hinauf lob(t)en und der Schweizer Szene anfänglich ein stiefmütterliches Dasein übrig liessen, dann macht es den Anschein, als werde einheimisches Schaffen nicht nur wahrgenommen, sondern sogar hip. Und das ist doch gut so…

  28. #28 David Bauer

    13:12 Uhr, 29.12.2009, Link

    Da muss ich vehement widersprechen. Bereits wenige Monate nach unserer Gründung haben wir den Bandwettbewerb FörderBand ins Leben gerufen und damit vielen Nachwuchsbands die Möglichkeit gegeben, sich zu präsentieren. Den Gewinnern haben wir Support-Gigs in bekannten Schweizer Clubs vermittelt, dem Gesamtsieger sogar eine Single-Aufnahme ermöglicht.

    Ebenfalls sehr früh haben wir verschiedene Bands bei uns Tourtagebücher schreiben lassen und ihnen damit eine Plattform gegeben.

    Und das war nur der Anfang. Wir berichten seit bald vier Jahren regelmässig über Schweizer Bands, haben das Bandquartett lanciert, haben eine Konzertreihe mit Schweizer Indie-Acts organisiert, präsentieren regelmässig Schweizer Platten im 78s Soundsystem, haben die wirklichen grössten Schweizer Hits gekürt, etcetc.

    Wie viel das gebracht hat, müssen andere beurteilen. Bemüht haben wir uns auf jeden Fall seit Anfang an und tun es weiterhin.

  29. #29 @dworni

    14:13 Uhr, 29.12.2009, Link

    Liebe Kommentierer, scheinbar hat hier jeder seine Meinung, das ist auch sehr spannend. Schade erlaubt das Kommentarsystem hier nicht verschachteltes Kommentrieren (wie z.B. Disqus). Gerade bei solchen Diskussionen würde somit weniger aneinander vorbeikommentiert.
    Ich habe selbst über 10 Jahre Banderfahrung in Gaskessel Bern/Biel, Bierhübeli, Abart, Kofmehl, Kiff, Casino, Dachstock und co gespielt: ja, die Gagen hier in der Schweiz sind sehr cool, aber die Eintritte an die Konzerte auch entsprechend höher. In England zahlt man nicht so schnell 30.– für einen Gig, die Band kann froh sein wenn sie überhaupt Gage bekommt (ich habe schon von Bands gehört die dafür selbst bezahlt haben).
    Ja toll, es gibt MX3. Aber diese Plattform finde ich wie gesagt technisch schlecht gemacht und nicht sehr verlockend um Sound zu entdecken. Die Usability ist relativ schlecht und das ganze System wäre extrem verbesserungswürdig. Da schlummern wirklich tausende Topbands irgendwo auf nem Server.
    Wahrscheinlich seid ihr Kommentierer hier alle Musikfreaks und kennt euch aus. Solange aber für „Jede-Rappe-zählt“ ein dermassen greuelhafter Song zum tragen kommt bekommt die Masse der CH-Bevölkerung nichts von guten Bands mit.

  30. #30 Gazeshoe

    16:45 Uhr, 29.12.2009, Link

    ich finds super, wie z.b. radio 3fach den sound in luzern und angrenzenden gebieten ins positive verändert hat. mit neviss und les yeux sans visage hat luzern im moment zwei superbands, und da gibts ja noch viel mehr. über 3fach fliesst das dann ja zumindest erst mal in virus ein, und dann später vielleicht in drs3…

    ich finde die schweizer szene mit all den clubs und festivals sehr aktiv und ich orte nichts von der in den kommentaren teils ausgemachten anti-haltung zur musik aus der schweiz.

  31. #31 Dominique Marcel Iten

    18:01 Uhr, 29.12.2009, Link

    Die „Anti-Haltung“ bezieht sich auch nicht auf die Schweizer Medien.
    Es geht mehr darum, dass Schweizer Musik in den Köpfen der Schweizer Musikhörer als nicht „gleichwertig“ mit internationaler Musik bedacht wird…
    Und jetzt können all die Indie Puristen etc. kommen und sagen: Stimmt nicht.
    klar, 15 % der Musikhörer achten und schätzen die Schweizer Musiklandschaft und sehen, wie viele Top Bands wir hier haben, welche so manchem Big Shot den Rang ablaufen würden.
    Aber die restlichen 85% sehen das leider ganz anders…oder besser gesagt: Sie sehen nicht einmal hin.
    Genau dann kommen wieder diese Aussagen: „Wow, für eine Schweizer Band ist das echt gut…“
    Es geht darum, dass die Leute endlich begreifen müssen: Qualität ist nicht abhängig von der Herkunft. Sie ist abhängig vom Können eines Musikers.

  32. #32 Johannes

    00:13 Uhr, 30.12.2009, Link

    LOVEBUGS for Bundesrat!

  33. #33 Ryan

    02:27 Uhr, 30.12.2009, Link

    Mal abgesehen davon, dass sich schweizer Musik im Allgemeinen nicht über mangelnden Support beklagen kann, finde ich, dass CH-Bands grundsätzlich eher zu selten als zu oft wirklich kritisch beurteilt werden, vor allem in den Medien. Mir scheint, dass man sich auf keinen Fall die Finger verbrennen oder jemandem ‚Unrecht‘ tun will. Fundierte, ehrliche und schlechte Reviews liest man selten bis gar nicht, und wenn, dann von den Lovebugs, aber nicht von kleineren Indie Bands mit sog. internationalen Ambitionen. Wie auch immer, ein Hauptkriterium ist und bleibt die Originalität.
    Leider fehlt es sehr vielen CH-Bands davon, auch solchen, die hier teilweise hoch gelobt werden. Und: Originalität ist nicht gleich Facebook/Twitter Musikspam, sondern zuallererst einmal eigenständige und packende Musik, die überzeugt, ohne dass einem das jemand sagen muss.

  34. #34 David Bauer

    08:15 Uhr, 30.12.2009, Link

    @Ryan
    „zuallererst einmal eigenständige und packende Musik, die überzeugt, ohne dass einem das jemand sagen muss.“
    – Ich verstehe diese Argumentation nicht. Natürlich muss Musik packen und überzeugen. Aber von alleine werde ich nicht auf jede gute Band aufmerksam und bin darum für Empfehlungen immer sehr dankbar. Ich verstehe nicht, warum – wie bereits weiter oben – Weiterempfehlen als Aufschwatzen oder Spammen taxiert wird.

    Und ist denn Schweizer Musik weniger originell als ausländische?

  35. #35 Johannes

    08:23 Uhr, 30.12.2009, Link

    @Ryan: Der Support von Schweizer Musik ist unter aller Sau!

    In unserem föderalistischen System wird auf kantonaler Ebene Musik gefördert. Das geschieht mehrheitlich durch die Finanzierung von Bühnen. «Auftrittsmöglichkeiten schaffen» heisst der ehrenwerte Approach. Er ist kulturpolitisch (und vor allem sozialpolitisch) mehrheitsfähig. Damit hat es sich. Das Resultat – wie oben diskutiert: ungenügend.

    Dass «Schweizer Musik» international keine Rolle spielt, hat damit zu tun, dass die Förderungspolitik nicht darauf ausgerichtet ist, u.a. weil sie nicht darauf ausgerichtet werden kann. Kein Kanton fördert die internationalen Karriere einer «Schweizer Band». Das müsste auf Bundesebene geschehen. Doch dafür fühlt sich weder BAK noch «Pro Helvetia» zuständig.

    Lösung: Im Bundesamt für Kultur eine Sektion Popmusik etablieren, welche national erfolgreiche Bands international supportet.

    Für die Wahl, welche Band das jeweils sein dürfte, bräuchte es in unserem Ländchen vermutlich jeweils eine Volksabstimmung. Und es müsste gewährleistet sein, dass mindestens 75% der Bandmitglieder (inkl. Produzent und Kabelträger) den Schweizer Pass haben. Der Rest muss aus dem Schengenraum stammen. Und dergleichen mehr…

  36. #36 Gazeshoe

    08:57 Uhr, 30.12.2009, Link

    aber es gibt doch grundsätzlich ganz wenige künstler/bands, welche über ihren sprachraum hinaus bekannt geworden sind und nicht aus einem englischsprachigen land stammen. noch schwieriger wirds, wenn sie nicht in einer landessprache singen resp. in einer sprache welche vor ort gesprochen wird. hätte der gölä seine büezersongs auf englisch gesungen, kein schwein hätte zugehört und das gekauft. deshalb denke ich, dass es per se sehr schwierig ist, aus der schweiz zu grossen karriere anzusetzen. bei stephan eicher gings, aber auch nur übers französische. und obs bei baschis hauchdeutsch funktioniert?… ;-) das dilemma ist halt schon: eine band wie les yeux sans visage kann ja nur englisch singen. geht das auf deutsch, ohne bei ooomph und konsorten zu landen oder gar auf schweizerdeutsch? unmöglich. singt man hingegen nicht auf deutsch sondern englisch, wird man in der schweiz nicht das grosse publikum erreichen.
    ich erachte die schweizer musikszene nach wie vor als sehr aktiv, gerade z.b. im vergleich zu österreich. da gibts ein bissl was, mit naked lunch hat es eine band über den tellerrand geschafft, aber die ganze szene ist niemals so aktiv wie in der schweiz. vielleicht abgesehen von graz und deren springfestivals.

  37. #37 the aeschli

    09:17 Uhr, 30.12.2009, Link

    RYAN hat schon recht:
    wenn man nur erfolgreich werden kann, wenn man gefördert wird, dann hören wir am besten gleich auf mit der musik. dieser förderungsfetischismus von schweizer musiker geht mir sowas von auf den sack! manchmal hab ich echt das gefühl, man verbringt mehr zeit beim gesuche um fördergelder schreiben als im übungskeller musik zu machen. KEINE der international wirklich erfolgreichen schweizer bands hat diesen irgendwelchen fördergeldern zu verdanken, sondern der eigenen originellität, sogar der DJ BOBO/krokus/the young god/yello/stephan eicher/andreas vollenweider/favez/double/phil carmen/celtic frost/und wie sie alle heissen und hiessen, wer auch immer.
    das ist wie bei den lovebugs, navel, lunik (heute), 7dollartaxi, pegasus, my name is gerge, da heisst es immer, „das tönt wie“ und im ausland machen sie den vergleich und hinterfragen sich kurz und kauft das original und nicht die schweizer „kopie“, und das ist nicht nur im ausland so, sondern auch im eigenen land.
    wieso soll ich für 30.- etwas ähnliches kaufen, wenn ich für 30.- das original haben kann?
    also dass man mich richtig versteht, ich mag schweizer musik, ich habe kistenweise platten von CH-act ob bekannt oder nicht, ich würde auch bei den allermeisten das reine können nie in frage stellen, aber um zu gewinnen muss man am schnellsten rennen, in der eigenen stadt, im eigenen land, überall auf diesem planeten

  38. #38 Dominique Marcel Iten

    09:40 Uhr, 30.12.2009, Link

    Es gibt zwei Wege zum Erfolg. Mache etwas neues. Oder mache etwas so gut, dass die Leute das Gefühl haben, etwas neues zu hören.

  39. #39 David Bauer

    10:10 Uhr, 30.12.2009, Link

    So ist es. Wobei ersteres sehr selten ist, das sollte man nicht vergessen. Die ganze Kunstgeschichte ist voll von Kopien, Zitaten, Collagen, Remixes, Mashups.

  40. #40 Tschino

    11:09 Uhr, 30.12.2009, Link

    Die Schweiz ist, wie die meisten anderen Länder auf diesem Planeten, ein typisches „(Pop-)Musik-Importland“. Im Ausland wird, bei vorhandendem Budget und Sortiment, sicherlich auch meistens die importierte schweizer Schoggi bevorzugt, statt die (schlechtere) Kopie aus einer heimischen Produktion.

  41. #41 David Bauer

    11:16 Uhr, 30.12.2009, Link

    Genau für Leute wie Tschino ist dieses Plädoyer geschrieben.

  42. #42 Joey

    11:26 Uhr, 30.12.2009, Link

    Nun, es ist auch im viel zitierten England nicht so, dass nur Bands es schaffen, die Originalität haben und es echt drauf haben. Ganz und gar nicht. Das Königreich hat einen grossen Markt für „Indie“-Musik. Man sehe sich nur mal das Indie-Bravo NME an. Da werden zweitklasse Bands en masse gepushed, nur weil sich deren „Style“ bei den Kids verkaufen lässt. Ich habe schon ziemliche viele Konzerte von Bands die gerade hip wurden auf der Insel gesehen, und viele davon waren grottenschlecht, da die Band musikalisch noch nirgends war. Aber sie hatten die Attitüde als wären sie der heisse Scheiss. Mit einem erfahrenen Produzenten an der Seite wird dann ein ganz gut klingendes Album gemacht, welches wir dann alle viel „fetter“ als das CH Zeugs finden. Wieviel die Band dazu beigetragen hat sei dahingestellt.
    Einige Beispiele aus vergangener Zeit (nicht nur UK): Klaxons, Kate Nash, .. und wie hätten wohl MGMT ohne Fridman getönt?

  43. #43 Joey

    11:41 Uhr, 30.12.2009, Link

    da finde ich eine Band wie Disco Doom, langsam gereift und ihr eigenes Ding durchziehend viel echter. Oder auch jüngere Beispiele wie zB Dans la tente. Die klingen für mich originaler als manche Ausländische Band, auch wenn die Produktion vielleicht nicht so protzig daherkommt. Man würde sich wundern, wie solche Bands klingen würden, wenn einer der alten Hasen da Produktionstechnisch die Hand anlegen würde. (mir persönlich würde es dann wohl nicht mal besser gefallen). Das darf man bei der ganzen Diskussion nicht vergessen. Wir haben halt nur einen sehr kleinen Markt für solche Musik und das hat Vor- und Nachteile.

  44. #44 dominic

    14:59 Uhr, 30.12.2009, Link

    Ryan bringt es mit seinem ersten Post meiner Meinung nach auf den Punkt. Von wegen, weniger Kritik! MEHR KRITIK BITTE
    und bitte ein bisschen dickere Haut, da wie dort! wenn ihr Kritik oder Nicht-Wahrgenommen-werden nicht ertragen könnt, dann gebt es auf. Macht was anderes!!
    Geht Wandern. ist eh gesünder.

  45. #45 Dominique Marcel Iten

    15:29 Uhr, 30.12.2009, Link

    Kritik ist gut und erwünscht. Denn genau daran misst man sich als Künstler ja. Aber Kritik soll auch immer konstruktiv sein. Aussagen wie „Ich find die voll überbewertet“ sind keine Kritik, sondern ein Statement. Viele begreifen das leider nicht.
    Mehr Kritik? Gerne, aber dann bitte konstruktiv. Und ohne die ewigen Vergleiche mit dem Ausland. Wenn man etwas gut findet, dann ist das vielleicht auch einfach nur gut. Punkt.
    Und ich stimme dir zu David, wirklich „neues“ gibt es schon seit über 10 Jahren nicht mehr. Kunst ist an sich eine blosse Selbstkopie.

  46. #46 the aeschli

    15:45 Uhr, 30.12.2009, Link

    so nebenbei etwas aus dem maistreamsektor:
    die IFPI schweiz hat die single-charts in der schweiz von 100 auf 75 platzierungen reduziert, wieder ein ort weniger, wo evtl. mal noch eine kleine band mal etwas aufmerksam erreichen konnte. meineserachtens ein falscher entscheid.
    ich weiss, chart-patzierungen sind nicht bei allen hoch im kurs, aber da aufzutauchen spricht doch auch etwas für sich, sogar sophie hunger fands ja lässig….

  47. #47 Dominique Marcel Iten

    16:39 Uhr, 30.12.2009, Link

    Vor allem gibt das den kleinen Bands die Möglichkeit, ein wenig etwas zu verdienen. Wogegen wohl die wenigsten Schweizer Künstler etwas hätten…

  48. #48 David Bauer

    16:45 Uhr, 30.12.2009, Link

    Bringt es denn einer Band wirklich etwas, wenn sie zwei Wochen lang auf Platz 86 der Charts steht? Sophie Hunger war auf der 1, das ist was anderes.

  49. #49 the aeschli

    19:02 Uhr, 30.12.2009, Link

    aus erahrung mit solchen bands kann ich klar sagen: ja
    und wenns nur airplay ist in vielen radios, was zu ein paar konzertterminen mehr führen kann, oder besseren gagen, resp die chance dass man eine zweite radiosingle bringen kann, was auch wieder airplay gibt (gibt ja jedesmal geld dafür)

  50. #50 Johannes

    19:09 Uhr, 30.12.2009, Link

    @Dominique Marcel Iten
    Dass es seit über 10 Jahren nichts mehr Neues gäbe und Kunst einen blosse Selbstkopie sei, widerspricht nun ganz offensichtlich deiner «Zwei Wege zum Erfolg»-These von weiter oben. Ich halte beides für Blödsinn.
    Zudem: Die Idee, musikalische Qualität alleine würde Schweizer Bands internationalen Erfolg bescheren, ist leider so naiv wie der Glaube an objektive Messbarkeit von musikalischer Qualität.

  51. #51 Dominique Marcel Iten

    19:21 Uhr, 30.12.2009, Link

    Dann sag mir doch bitte: Was haben uns die letzten 10 Jahre an wirklich „neuer“ Musik denn gebracht? Alles ist eine Kopie von irgendwas. Das ist in der Malerei, Literatur wie auch in der Musik so.
    Und ich finde nicht, dass ich mir widerspreche. Wie gesagt, man muss entweder etwas ganz neues machen, oder dann etwas altes sehr gut und auf eine frische Art verkaufen. Und in den letzten 10 Jahren war vor allem Nummer 2 der Fall. Falls du das anders siehst: Nenn mir Beispiele, ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.
    Zudem: Ich glaube nicht, dass hier irgendjemand behauptet, Originalität und Qualität alleine reichen aus, um Erfolg zu haben. Ich habe genug vom Business gesehen, um die Sache relativ nüchtern anzuschauen. Jeder weiss, dass da noch ganz andere Faktoren wie Marketing, Promotion und vor allem eine grosse Portion Glück sowie der richtige Moment am richtigen Ort dazu gehören.

  52. #52 Johannes

    19:41 Uhr, 30.12.2009, Link

    Es wurde in den letzten 10 Jahren nicht mehr kopiert als in den 10 Jahren zuvor.

    Würde man deine Argumentation zu Ende führen, müsste man zum Schluss kommen, dass alles Erfolgreiche der letzten 10 Jahre zwar kopiert, aber so gut gemacht wurde, dass alle dachten es sei neu. Mit Ausnahme von dir, denn du denkst ja, es habe nichts Neues gegeben.

    Womöglich halte ich mich an einem Detail auf. Wenn du einsiehst, dass es neben ’neu machen‘ und ‚gut kopieren‘ noch einiges mehr zum internationalen Erfolg braucht, dann kann deine «Zwei Wege zum Erfolg»-These als romantisches Wunschdenken stehen lassen.

  53. #53 the aeschli

    19:51 Uhr, 30.12.2009, Link

    **Wenn du einsiehst, dass es neben ‘neu machen’ und ‘gut kopieren’ noch einiges mehr zum internationalen Erfolg braucht, dann kann deine «Zwei Wege zum Erfolg»-These als romantisches Wunschdenken stehen lassen.**
    insofern hat DMI damit recht, dass es unter den jetzigen umständen in der schweiz ja nicht so wirklich klappt mit dem weitläufigen erfolg, da ja hier weder neu erfunden noch gut kopiert wird, man aber 100 andere sachen ausprobiert, von denen man denkt, dass sie funktionieren, endlos fördergelder verteilen und „investieren“ zum beispiel…

  54. #54 Johannes

    20:18 Uhr, 30.12.2009, Link

    Als ob endlos Fördergelder verteilt würden. Fördergelder werden von Interessensgemeinschaften auf politischem Weg ‚erkämpft‘. Diese Bemühungen zu verunglimpfen, hat wenig Sinn. Kein Geld ist definitiv auch nicht die Lösung.

    Das in der Schweiz weder neu erfunden noch gut kopiert wird, ist Blödsinn.

  55. #55 Dominique Marcel Iten

    20:28 Uhr, 30.12.2009, Link

    „Wenn du einsiehst, dass es neben ‘neu machen’ und ‘gut kopieren’ noch einiges mehr zum internationalen Erfolg braucht, dann kann deine «Zwei Wege zum Erfolg»-These als romantisches Wunschdenken stehen lassen.“
    Wenn du genau lesen würdest, hättest du bemerkt, dass ich ja genau das gar nicht behaupte. Ich behaupte nicht, dass dies die einzigen Wege sind, um Erfolg zu haben.
    Meine Aussage bezog sich auf den kreativen und künstlerischen Bereich und nicht auf marketing- oder promotechnische Bereiche etc.
    Wie ich schon gesagt habe, es braucht für Erfolg diverse Aspekte. Aber im künstlerischen Bereich sind es diese zwei Wege, wie man die Leute packen kann.
    Natürlich, das eine geht nicht ohne das Andere, aber darum geht es in meiner Aussage gar nicht und ist wirklich nur ein Detail =)
    Und ich muss zugeben, dass ich in den letzten 10 Jahren tatsächlich nur sehr sehr selten gedacht habe: Wow, das ist wirklich mal was neues. Es gab einige Momente, wie z.B. die erste The Mars Volta Platte…weil ich sowas wirklich noch nie gehört habe. Aber ansonsten…
    Aber wie gesagt: Zähl mir einige Beispiele auf und ich lasse mich gerne überzeugen, dass ich falsch liege und als einziger Mensch auf der Welt blind durch die Musikwelt wandere.
    Natürlich wurde schon immer kopiert, nur gab es immer wieder Künstler, welche ihrer Musik eine völlig neue Facette abgewinnen konnten. Diese Facetten gibt es heute noch, nur werden sie immer kleiner, so dass man sehr sehr genau hinhören muss. Und das tut der Gros der Musikhörer nun mal leider nicht…
    Vielleicht müsste man diese Behauptung auch aus einem anderen Blickwinkel anschauen. Man könnte so z.B sagen, dass es tatsächlich immer wieder sehr gut kopierte Musik gibt, die als neu und frisch rüberkommt. Jedoch hat diese in der heutigen Zeit nicht mehr denselben markanten Einfluss wie in früheren Dekaden…

  56. #56 the aeschli

    20:30 Uhr, 30.12.2009, Link

    ich habe auch nie gesagt, dass ich fördergelder grundsätzlich schlecht finde, ich finde sie nur falsch eingesetzt.
    und ich habe auch nicht gesagt, dass gar nichts neu erfunden wurde oder gut kopiert, die ausnahmen habe ich oben schon mal gelistet.
    momentan gibt es einfach nur äusserst wenig in der schweiz, was sich in diese richtung entwickelt.

  57. #57 Phil

    21:04 Uhr, 30.12.2009, Link

    Ach, es ist ein leidiges Thema. Mit vielen Facetten und verschiedenen Ursachen.
    Es stimmt dass Schweizer Musik vom Endkonsumenten nicht im gleichen Masse geschätzt wird wie ausländische. Aber warum? Da muss man ein Wenig ausholen:
    Musik wurde in den letzten Jahren immer mehr genormt. Die Major-Lables haben mit Unterstützung der Radios genau festgelegt wie ein Song tönen muss. Länge, Songwriting, Instrumentierung, Lyrics, maximale Dauer von Intros und Breaks, Arrangements, Mastering, alles ist ganz genau festgelegt. Alles was sich nicht an diese engen Regeln hält wird nicht gespielt. Alles was sich in diesen Leitplanken drin bewegt und von einem namhaften Lable kommt wird per Heavy-Rotation der Höhrerschaft als Hit aufgezwungen. Egal wie schlecht und wie langweilig. Die Qualität ist also nicht mehr entscheidend, sondern nur noch die jeweilige Form eines Songs.
    Wenn solche Praktiken über Jahre hinweg betrieben werden gewöhnt sich die Höhrerschaft an diese Standarts und übernimmt sie ins eigene Empfinden von „gut“ und „schlecht“. Sprich alles was anders tönt ist verpöhnt. An diesem Punkt sind wir mittlerweile angelangt. Es lässt sich – mal abgesehen von der Sprache – nicht mehr unterscheiden ob ein Song von Plüsch oder von Marc Terenzi kommt. Alles genormt, belanglos, austauschbar.

    Wie oben schon erwähnt tragen die Radios grosse Mitschuld an diesem Zustand. Und – leider leider – hat sich DRS3 hier zum Flaggschiff gemausert. Die Privaten können sich wenigstens noch mit dem Werbemarkt „herausreden“, vom staatlichen Sender dürfte man aber deutlich mehr erwarten. Da gibt’s doch jeden Samstag eine 4stündige Sendung namens CH-Special, man müsste meinen dass in einem solchen Sendegefäss ausführlich und breitgefächert über die Schweizer Musikszene berichtet wird. Aber weit gefehlt! Die Macher kriegen die Sendung dank ihren engen Kriterien nicht voll und bringen deshalb laufend irgendwelche uralt-Konzerte sowie aktuelle Songs von den etablierten Interpreten die auch im Tagesprogramm laufen. Keine Spur von wirklich spannender und innovativer Schweizer Musik. Das selbe Bild auf Mx3, das Portal ist weitgehend wertlos und meiner Meinung nach eine reine Alibiübung.
    Um fair zu sein möchte ich noch anmerken dass die Special-Sendungen und Sounds auf DRS3 absolute Highlights sind, es würde also auch besser gehen……

    Nungut, jetzt gibt es eben noch die vielzitierte Indie-Szene. Da sind die Leute noch offener, die Kriterien noch nicht so eng gefasst. Könnte man meinen. Aber – seien wir doch mal ehrlich. Auch hier stelle ich immer mehr Selbstzufriedenheit, Trägheit und unnütze Vorurteile fest. Man agiert weitgehend nach vorgefassten Meinungen und lässt sich – wenn überhaupt – nur sehr schwerlich auf Neues ein. Radio 3fach (das ich übrigens sehr schätze) kommuniziert z.B. offen dass Mundart-Musik bei ihnen nicht gespielt wird, ausser wenn es sich um HipHop handelt. Egal wie gut oder schlecht.

    Und noch ein Wort zum Live-Spielen, das in vorhergehenden Posts oft erwähnt wurde. Es ist keineswegs so einfach Auftritte zu bekommen wie hier einige Leute schreiben. In die etablierten Clubs kommt man als eher unbekannte Band schon gar nicht rein. „Laufeder im Radio?“ – „äh, nö“ – „ja du, denn wird’s allwäg nüt, sorry“.
    Ich mache seit rund 20 Jahren Live-Musik aber von den obenerwähnten Gagen habe ich noch nie auch nur einen Bruchteil gesehen. Wir haben immer für Butterbrot und Ei gespielt und selbst dann sind nicht mehr als 10, 15 Gigs pro Jahr drin. (ok, vielleicht sind wir einfach zu schlecht, das lass ich jetzt mal dahingestellt….;-)

    Ja nun also, ich bin abgeschweift. Warum haben jetzt die Konsumenten Vorurteile gegen unser heimisches Schaffen? Ganz einfach. Wenn ich als „Schweizer Musik“ immer nur Stress, Bligg, Ritschie, Lovebugs und Dadas höre dann finde ich das so ein Bisschen ok. Tönt halt so Bisschen wie Marc Terenzi oder die Backstreet Boys. Schon nicht ganz, nur ein Bisschen halt. Aber für eine Schweizer Band eigentlich noch gar nicht so schlecht……

  58. #58 Johannes

    21:14 Uhr, 30.12.2009, Link

    @the aeschli:Wie müssten sie eingesetzt werden? Hast du einen Vorschlag – oder einfach zu wenig davon abbekommen?

    @Dominique Marcel Iten: Es ist deine These, das in den letzten 10 Jahren nur kopiert und nichts Neues geschaffen wurde. Sie ist weder gut argumentiert noch mit ausreichend Beispielen gestützt. Ich verstehe nicht ganz, warum ich dich eines besseren belehren sollte. Ich kann sie auch ohne den Beweis des Gegenteils anzutreten ganz unbefangen und subjektiv nicht ernst nehmen. Abgesehen davon füllen Diskussionen über ‚Neu‘ und ‚Kopie‘ in der Kunst ganze Bibliotheken an kunsthistorischen Seminaren.

  59. #59 the aeschli

    21:36 Uhr, 30.12.2009, Link

    @ johannes
    ich wüsste nicht, wofür ich irgendwelche fördergelder bekommen sollte, demnach kaum zu wenig.
    ich würde fördergelder für musik nur noch rein in schweizer clubs und livesupport im benachbarten ausland ausschütten
    – clubs sollen gezielte programme oder konzertreihen machen
    – clubs sollen gezielt dafür werbung machen
    – keine gelder mehr für CD-produktionen
    – keine gelder mehr für einzelne promotion-aktionen im ausland
    – keine gelder mehr für einzelne konzerte in england, portugal oder sonst wo
    – wenn du mit einer band für 5 konzerte nach austria und nachher noch 4 durch norditalien kannst, das alles fix gebucht ist, dann wird der bandbus und allfällige hotelrechnungen gesponsert (sofern es nicht lässige gagen gibt)
    – gezieltes sponsoring gut ausgesuchter ausländischer festivals, dass schweizer acts dort einen gäbigen slot bekommen
    – gezieltes sponsoring für bandaustausche (10 konzerte, 5 dafon hier mit einer austriaband als support und dann als support für diese band nach AT)

  60. #60 Dominique Marcel Iten

    21:54 Uhr, 30.12.2009, Link

    @Johannes:
    Schade. Anstelle zu diskutieren oder mir einen Denkanstoss zu geben, reagierst du schlicht herablassend.
    Du wirst mir mehrmals einfach nur vor, ich sei ein Naiver Rock’n’Roll Romantiker.
    So etwas kann ich, so leid es mir tut, ebenfalls nicht ernst nehmen, denn dieses Verhalten kenne ich ansonsten eher von selbstverliebten Kunstmalern.
    Ich sehe selbst, dass ich in einigen Ausführungen nicht klar auf den Punkt gekommen bin. Also versuche ich dir nochmals, meine Meinung zu aufzuzeigen.
    in den letzten 10 Jahren hat sich in der Musik nichts revolutionäres mehr entwickelt. Alles, was uns als neu und hip verkauft wurde, gab es bereits einmal.
    Das ist ja auch nicht schlimm, denn Kunst lebt davon, dass man sich von Vergangenem inspirieren lässt und daraus etwas Neues macht.
    Und es ist ja so, dass die Musik in diesem Jahrzehnt eine kreative und quantitative Dichte erreicht hat wie nie zuvor.
    Soweit ich dich richtig verstanden habe, siehst du das ähnlich.
    Betreffend „Erfolg und neu sein“ in den 00er Jahren.
    Nehmen wir nur mal einige (offensichtliche) Beispiele erfolgreicher Musiker:
    Coldplay? Green Day? Billy Talent? Katy Perry? Lily Allen? Oasis? Kings Of Leon? Britney Spears? Madonna? Nickelback?
    Das sind alles Top-Seller der Musikszene und haben in den letzten Jahren mächtig abgeräumt. Und wir sprechen hier ja von internationalem Erfolg. Wo bitte waren die frisch und neu?
    Viele kleinere Bands haben geschafft, sich eine eigene Nische mit neuen Facetten zu schaffen, aber wirklich neu waren die nicht. Nicht einmal die White Stripes.
    Man darf jetzt natürlich Radiohead sagen. Das lasse ich sogar als eine der Ausnahmen neben Tool und The Mars Volta gelten und gebe dir Recht, dass es doch einige wenige frische Sachen gab.
    Aber mit einigen wenigen Ausnahmen, haben Bands dieser Art trotz einiger Erfolge nach wie vor Indie Status.
    Und davon sprechen wir ja, so weit ich das verstanden habe, gar nicht.
    Die Diskussion über „neu und kopie“ ist eine Detaildiskussion, da stimme ich dir zu. Aber wie gesagt: im kreativen Bereich gilt meiner Meinung nach meine These nach wie vor. Alles andere kommt dann hinzu, sobald man seine Musik der Masse zugänglich machen will.
    Ich habe vielleicht nicht deine Erfahrung und bin vielleicht aus deiner Sicht zu jung, aber ich versuche mich weiter zu entwickeln und möglichst viele Aspekte zu sehen. Darum wäre ich auf deine Meinung gespannt gewesen.
    Du jedoch hälst dich bereits im vornherein für etwas Besseres und zeigst mir das auch.
    So etwas, mein Lieber, nennt man im deutschen Sprachraum schlicht und einfach: Ignorant.
    Schade. Es hätte eine spannende Diskussion werden können…

  61. #61 Johannes

    22:49 Uhr, 30.12.2009, Link

    Ignorant trifft es ganz gut.

    Ich sage nicht, dass das letzte Jahrzehnt ein revolutionäres Jahrzehnt war. Ich lasse jedoch die These nicht gelten, dass im letzten Jahrzehnt mehr kopiert und weniger Neues geschaffen wurde, als im Jahrzehnt davor. Das ist so falsch wie es zu früh ist, die Nullerjahre bereits heute einer Bilanz zu unterziehen.

    Abgesehen konzentriert sich dieser Thread hier immer noch auf die Schweizer Musik und den Musikkomplex der Schweizer.

  62. #62 Dominique Marcel Iten

    23:03 Uhr, 30.12.2009, Link

    @Johannes:
    Ich glaube, wir missverstehen uns in dem Sinne, da wir von unterschiedlichen Ebenen der Musikbranche sprechen.
    All meine Ausführungen beziehen sich auf den Mainstream, und da bin ich eben der Meinung, dass es da nicht wirklich viel neues gab in den 00er Jahren.
    Gehen wir in den Indie- und Underground Bereich, muss man das dann natürlich revidieren. Aber davon habe ich nicht gesprochen. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine.
    Zahlreiche Independent-Künstler haben in den 00er Jahren grossartiges für die Musik getan und viele neue Facetten hinzuerfunden. Da widerspreche ich dir nicht.
    Dass mehr kopiert wurde als neues im Jahrzehnt davor würde ich jetzt auch nicht sagen. Nur war da das „Neue“ eben noch einschneidender und relevanter (Grunge, Hiphop, Breakbeat, nur um einige zu nennen).
    Am besten, wir warten fünf Jahre und schauen dann nochmal, wie sich das Ganze mit ein wenig Abstand präsentiert =)
    Aber du hast recht, wir schweifen hier ein wenig ab.
    @aeschli:
    Es ist ja nicht so, dass nur sinnlos Fördergelder vergeben werden.
    Was ich aber schon mit einigen Freunden aus der Musik- und Klassikszene besprochen habe ist, dass für Klassik enorm viel Fördergeld vergeben wird. Im Gegensatz dazu haben Pop- und Rockkünstler das Nachsehen.
    Einige Kantone haben da aber bereits nachgezogen, wie beispielsweise der Kt. Aargau mit Projekten wie BandX, dem innovativen Kulturdünger und einer enorm lebendigen und fördernden Clubszene.

  63. #63 the aeschli

    23:13 Uhr, 30.12.2009, Link

    langsam hab ich das gefühl, die einzigen kleingeister betreffend schweizer musik sind die schweizer musiker und und deren direkten supporter selber.
    denn der konsument hört und kauft was ihm gefällt und das wars, die einzigen, die sich daran stören, sind die, die zuwenig zuwendung bekommen und denken, sie hätten mehr erfolg verdient

  64. #64 Dominique Marcel Iten

    23:23 Uhr, 30.12.2009, Link

    @aeschli:
    Und wie kommst du darauf? =)

  65. #65 the aeschli

    23:39 Uhr, 30.12.2009, Link

    weil wie weiter oben geschrieben, in den letzten 20 jahren viel für die schweizer musik passiert ist, vorallem seit das internet sehr verbreitet ist. also neben 78s gibt es noch diverses anderes, trespass oder hitparade.ch, dazu diverse blogs, fanseiten, kleine musikportale, ALLE eigenfinanziert, privat, ohne finanziellen support, freaks, KEINE musiker, fans. alle supporten ausschliesslich/intensiv die CH-musik oder stellen dieser viel platz zur verfügung. von all denen behauptet niemand, schweizer musik werde zu wenig beachtet (denn die werden regelrecht zugebombt mit schweizer musik und news und versuchen diese alles umzusetzen), unterstützt, was auch immer. klar, wenn es noch etwas mehr wäre, würde es der sache nicht schaden. dazu kommen diverse radiosendungen über schweizer musik bei privatradios, schweizer musiker/bands sind jeden zweiten tag irgendwo in einer morgenshow und präsentieren ihr neues album. tele diessenhofen macht eine musikfernsehsendung. openairs, allen voran das guertenfestival, machen spezielle tage/bühnen/wasauchimmer für ausschliesslich schweizer musik. die netzwerke auf myspace/facebook laufen heiss in sachen schweizer musik, aktive fans/fanclubs. und von all denen beklagt sich niemand. niemand stellt so eine frage in den raum. aber wenn ich interviews mit schweizer bands mache, dann bekomme ich das oft zu hören mit dem fehlenden support, diesen unsäglichen satz mit dem prophet im eigenen land…

  66. #66 Dominique Marcel Iten

    23:56 Uhr, 30.12.2009, Link

    Das stimmt. Aber sind nicht gerade diese Bands ebenjene, welche sich selbst zu wichtig nehmen und jeweils gegen andere Schweizer Acts wettern, weil sie doch eigentlich viel besser sind als die?
    Ich verstehe deine Begründung.
    Nur muss man aufpassen, denn es sind nicht alle Schweizer Musiker so. Es gibt auf beiden Seiten, bei den Hörern wie bei den Künstlern Leute, welche der CH-Szene positives abgewinnen können und solche, welche vieles einfach nicht sehen.
    Bei mir stellen sich jeweils die Haare auf, wenn Musiker über die SUISA wettern…und meistens sind es genau diese, welche sich wie du schon sagst über mangelnden Support echoffieren.
    Man muss aber auch sehen, dass es zur Zeit verdammt schwer ist, an Shows ranzukommen. Und da kann ich viele Bands verstehen, die frustriert sind.
    Da hat man Radioauftritt, eine CD die gute Kritiken erhalten hat, kommt sogar im Fernsehen etc. aber trotzdem läuft das Booking harzig.
    Und wenn man dann noch sieht, dass die immer gleichen 5 Bands in der Schweiz Support Slots belegen (was wie schon besprochen nicht ausschliesslich bei den Clubs liegt), dann hat man als junger Musiker doch bald einmal das Gefühl, dass da etwas nicht stimmen kann.
    Ich kann dann auch Bands verstehen die sagen: „Uns wird von Clubs immer gesagt, wir sollen uns eine Fanbase erspielen. Aber wie, wenn wir nirgends spielen können?“
    Der Markt ist eben umkämpft und es gibt in der Schweiz schlicht zu viele Bands.
    Ich persönlich freue mich enorm über die Unterstützung von Fans, welche Blogs wie diesen und andere ins Leben rufen.
    Die Blogs sind die Fanzines der 00er Jahre.

  67. #67 dustbowl

    00:06 Uhr, 31.12.2009, Link

    Wir investieren viel mehr Prombudget im Ausland für unsere Releases, die Promo die wir im Ausland erhalten bringt uns dann vor allem auch in der Schweiz sehr sehr viel….Jeder Journalist greift dies auf….wie krass es doch ist das eine Schweizer Band im Ausland Erfolgsmeldungen hat….Und auch das Publikum hat einen ganz anderen Aproach zu einer Band die schon im Ausland Erfolge hat. Das grösste Problem in der Schweiz sind die Majors, sie müssen Ihre Intl. Bands promoten und verkaufen und lassen den CH Künstler praktisch keinen Platz; Keinen Platz auf Ihrem Label, aber auchpraktisch keinen Platz den Indies…..Die Förderung in der Schweiz im Vergleich zu Island, Schweden oder auch Frankreich ist lächerlich. Swiss Music Export hatte im Jahre 2007 ein Budget für Konzerte im Ausland von 50’000…. Pro Helvetia hat mehr Budget aber für Rock/Pop/Electronica wird vergleichsweise zu anderen Sparten sehr wenig ausgegeben. Obwohl ich den Eindruck habe, das dies sich auch stark verbessert hat.

    Die meisten Schweizer Radios sind total eingenommen von den Majors mit ihren Ausländischen Interpreten die Vertriebe zum Teil genauso. Ich würde sogar von mafiösen Machenschaften sprechen. Oder Kartell ist auch ein Ausdruck den ich zu gebrauchen wage: Wie funktionieren Airplaycharts, Wie werden Swissperformgelder verteilt, wer erscheint in den Verkaufshitparaden und wer muss dafür kämpfen, usw…
    mx3 ist ein Anfang, Virus macht es vor, Grossartiges Projekt!
    Andreas – Filewile / Mouthwatering Records / Wankdorf Recordings

  68. #68 Mathias Menzl

    08:33 Uhr, 31.12.2009, Link

    es ist erstaunlich wie oft in dieser diskussion in der Argumentation auf die CH Radio-Kultur zurückgegriffen wird. erstaunlich, weil vor allem mx3.ch in den letzten drei Jahren sehr viel für die bessere präsenz von CH-Bands in den staatlichen Radiosendern getan hat und dies meiner meinung nach sehr gut macht. es muss dabei beachtet werden, dass mx3 gegen die oben genannten mafiösen sttrukturen von ifpi und majors ankämpfen muss. Und erstaunlich auch darum, weil radio-airplay doch nicht alles ist, was es braucht um als band durchzustarten. alternative promo-modelle sind gefragt, da müssen CH-Bands noch viel lernen.

    aber wie phil erwähnt hat, die situation ist nicht monokausal sondern facettenreich. meiner meinung nach sind folgendes die fakten:

    1. der durchschnittskonsument schert sich einen dreck drum, ob eine Band oder ein Künslter aus der Schweiz stammt oder aus dem Ausland. Wird der Track von den Privaten und DRS3 gespielt dann „gefällt er“ automatisch, solange er natülich gut ist. aber das prädikat „gut“ ist nicht das problem, denn gute CH musik haben wir zu hauf.

    2. Die Musik-Programmation bei den Privaten und drs3 ist sehr traditionalisitisch und vor allem Auslands-hörig.

    3. Die CH-Radiokultur ist ein homogener block.

    4. Die Akzeptanz von CH-Musik ist in den letzten Jahren gestiegen: im Mainstream und Cervelat-Promi-Bereich (Volksmusik, CH-Hiphop und Pop) durch starke Medienpräsenzen, wie auch im sogenannten Untergrund durch viele neue und kleine Live-Venues.

    5. Dass es schwer ist Gigs zu bekommen liegt in der Natur der Sache (Angebot und Nachfrage). Das Angebot ist in urbanen Gebieten in den letzten Jahren aber deutlich gestiegen. Das schleckt keine Geiss weg. Dass nicht jede Guge einen Gig kriegt ist natürlich klar.

    6. Staatliche Förderung ist in der Schweiz so ausgerichtet, dass es nicht funktioniert ohne private Unterstützung ein Musikerdasein zu führen. Dafür sind die Lebenshaltungskosten in der Schweiz zu hoch. Wer da etwas reissen möchte, der geht ins Ausland (Berlin). Verglichen mit anderen Hochpreis-Ländern wie Schweden oder Belgien, haben wir eine sehr dürftige Förderkultur. Dennoch: Wer in der Schweiz Platten veröffentlichen will und Gigs spielen will als Hobby, der kann das tun, vorausgesetzt er hat Talent.

    7. Die Schweiz hat keine Musik-Kultur, die vergleichbar wäre mit z.B. Schweden. Das ist ein grosses Manko, das die generelle Akzeptanz von Musizieren als Job im Popkultur-Bereich klein hält.

    8. Die Label-Strukturen in der Schweiz sind dürftig. Genauso wie es für einen CH-Act schwierig ist vom Musikschaffen zu leben, genauso schwierig ist es für jene, welche den kleinen Bands die Strukturen geben sollten, davon zu leben. So entwickelt sich nie ein funktionierender Kreislauf.

    9. Die quintessenz aus vorhergehendem: Bands brauchen nicht bloss einen Bassisten, Gitarristen, Schlagzeuger und Sänger, sondern auch jmd. der sich um die Promo kümmert. Und da reicht es halt nicht aus ein Demo mit einem Motivationsschreiben an die vier Majors und zwei Indies zu schicken und thats it. Es gibt im heutigen Zeitalter von below-the-line marketing, internet etc genügend möglichkeiten auf sich aufmerksam zu machen. the bianca story sind ein gutes beispiel dafür. nicht nur die radios in der CH sind innovations-resistent, meiner meinung nach sind es auch die bands. würden die bands mehr innovation an den tag legen, dann bekämen sie auch radio-airplay. garantiert! (vorausgesetzt natürlich, dass die qualität der musik stimmt).

    10. Was sich nicht geändert hat in den vergangen Jahren ist die Nörgelkultur und das Unbehagen aus dem Wohlstandsdenken auszubrechen und seinen eigenen weg zu gehen. Und da liegt der Hund begraben. es gibt in der CH sehr viele Beispiele von Bands, die ihren weg gehen und damit auch „erfolg“ haben. Also sagt mir nicht, dass es nicht möglich ist und nur am bösen radio liegt!

    und zum schluss noch ein punkt zu davids aufforderung, dass wir konsumenten, das unbehagen gegenüber ch-musik ablegen sollten: Meiner Meinung nach hat der durchschnitsskonsument keine vorurteile gegenüber ch-musik: Es sind die sogenannten Branchenhüter, jene welche die Musik-Programmation beim Radio machen, die Medienmacher, die Promotoren alle Profis sozusagen. in diesen kreisen herrscht eine grundsätzliches missbehagen gegenüber hiesigem Musikschaffen, das natürlich auch auf den Konsumenten abfärbt. Aber es gibt genügend Beispiel, die aufzeigen, dass dieser irrglaube durchbrochen werden kann. das missbehagen gegenüber allem einheimischen schaffen ist ein grundsätzliches identitäts-problem, das sich daringehenden auswirkt, dass man alles nivellieren möchte, was aus der schweiz kommt und gut ist. einfach ausgedrückt: Warum wird roger Feder nicht zehn mal hintereinander CH-Sportler des jahres? Weil man in der Schweiz die Leute nicht gerne auf ein Schild hebt. und genauso ist es auch mit den eigenen bands.

  69. #69 Mathias Möller

    09:23 Uhr, 31.12.2009, Link

    Da ich auf anderem Kanal zu meiner Meinung als Deutscher gefragt worden bin, hier meine 2 Cents: Ich denke, die gleiche Entwicklung hat es vor einigen Jahren auch in Deutschland gegeben, allerdings mit anderem Resultat als bisher in der Schweiz. Auch das hat seine Gründe.

    In Deutschland hat man sich auch gern und lange für Musik aus Deutschland „geschämt“ und das ganze oft eher lächerlich gefunden, grade auch auf den Akzent bezogen. Konkret fallen mir 90er-Bands wie die H-Blockx oder Mr. Ed Jumps The Gun (kennt die noch jemand? Die mit dem „Wild Thing“-Cover http://www.youtube.com/watch?v=pp6WPYKRaI0) ein, im Metalbereich gibts sicher auch einige (Helloween et al.).

    Auf der anderen Seite gab es aber immer auch eine Handvoll Musiker, auf die man als Musikfan mit Deutschlandbezug stolz sein konnte. Die frühen Scorpions bspw., die Krautrock-Garde um Can, Neu! und Faust, oder natürlich Kraftwerk (trotz ihres sehr holzigen Akzents auf den englischen Tracks).

    Was dann in Deutschland stattfand ist m.E. eine andere Entwicklung als die in der Schweiz, oder zumindest tendenziell anders. Zum Einen formte sich eine Schule des Deutschsingens heraus. Das ist anders als in der Schweiz deshalb, weil es m.E. (aber da kenne ich mich wirklich zu schlecht aus) hierzulande schon eine längere Tradition der unpeinlichen Mundart-Musik gibt (Züri West usw.), während es in D höchstens Grönemeyer und Klaus Lage gab, aber die trieben einem schon ab und an die Schamesröte ins Gesicht, von Pur und Bap ganz zu schweigen.

    Im Indiebereich fanden sich also Bands in der Hamburger Schule zusammen: Allen voran Tocotronic, … But Alive, später Tomte, Kettcar, Kante usw. Im Mainstreambereich hat wohl (das ich das zugeben muss) der unsägliche Xavier Naidoo das Feld bestellt, ihm folgten dann Acts, die grosse Erfolge feiern konnten: die ähnlich fürchterlichen Rosenstolz, die über die Zeit immer schrecklicher gewordenen Sportfreunde Stiller, aber auch jüngere Bands wie Juli, Silbermond oder Tokio Hotel. All das ist heute weder peinlich noch sonst irgendwie anstössig.

    Die andere Entwicklung ist die unpeinlicher Musik auf Englisch gesungen. Aber auch hier hat es, s.o. einer Zeit der Entkrampfung bedurft, die du, David, ja den Schweizern empfiehlst. So gibt es zumindest im Indiebereich heute vorzeigbare Bands wie The Notwist, Blackmail (RIP), Slut und im Übergangsbereich zum Mainstream natürlich die fulminanten Beatsteaks. Entdecker könnten die Liste sicher endlos fortsetzen.

    Was ich jetzt bewusst ausgeblendet habe sind Deutsch-Rap und Deutsch-Punk, das ist glaub ich eine Sache für sich. Eine Handlungsanweisung für „euch“ Schweizer zu geben, wäre wohl auch ein bisschen altklug, deshalb möchte mich nur David anschliessen. Ich habe in meinem guten Jahr in der Schweiz viel interessante Musik entdeckt, über persönliche Kontakte, aber auch über 78s. Auch deswegen bin ich letztendlich hier an Bord gegangen.

    Für 2010 hab ich mit einem Kollegen übrigens meine eigenen Pläne mit der Schweizer Musik. Details kommen dann sicher auch hier. ;-)

  70. #70 Jürg

    09:45 Uhr, 31.12.2009, Link

    @Johannes
    Du hast immer noch kein Beispiel gebracht, was in den 00er Jahren wirklich neu ist. Da ist nun mal wenig passiert, da gebe ich DMI recht, was aber nicht heisst das die Musik schlechter wurde.

    Die Ende 80er /Anfang 90iger haben z.B. hervorgebracht:
    – Grunge (Nirvana, wenn dir das etwas sagt)
    – Postrock (Sigur Ros)
    – Alternative Country
    – HC
    – Elektronisch Acid, Trance, Drum and Bass, Gabber, Goa
    Nenn ein vergleichbar prägendes Genre aus den 00er. Wenn du kannst.

  71. #71 Mathias Möller

    09:52 Uhr, 31.12.2009, Link

    Im Elektronikbereich würden mir da Minimal und Dubstep einfallen. Aber ich bin ja nicht Johannes.

  72. #72 the aeschli

    09:57 Uhr, 31.12.2009, Link

    @ mathias menzl
    ich weiss nicht wieso man mx3 solch grosse bedeutung beimisst. als sammelbecken für schweizer musik ist es okay, aber hervorgebracht hat es bislang keine band richtig. denn all die bands, die dann couleur3 und/oder drs3 als „endeckung“ feiern, haben bereits irgend einen deal im sack, das ist ein abgemachtes spiel. durchforste mal die promo- und plattenfirmen in der schweiz und schau dann was drs3 als extremneuundsuperlässiggradvorigentdeckt über den äther rieseln lässt. seit beginn von mx3 waren es vielleicht 2 bands, bei denen man wirklich von etwas entdeckung sprechen kann, der rest, mit swiss-top des monats sowieso, ist teil der promokampagne der band/label/promotionagency. das ist kein gag, das kann man easy nachrecherchieren.
    dazu kommt einfach, dass die radios, allen voran drs3, etwas sehen können, welche songs gut ankommen und so ihr programm besser ausrichten und den nutzern von mx3 ein gutes gefühl vermittelt.

  73. #73 David Bauer

    10:01 Uhr, 31.12.2009, Link

    Oder Grime. Aber ich bin auch nicht Johannes. Und überhaupt klage ich nicht über fehlende neue Genres, sondern über schlecht trainierte Körper von Schweizer Musikfans.

  74. #74 fizzling

    10:42 Uhr, 31.12.2009, Link

    man kann viel schreiben über die (bei mir: selbst erlebten) strukturellen unterschiede zu england und deutschland. um es auf einen nenner zu bringen: mehr diy heisst mehr akzeptanz&respekt – wer einbezogen ist, der schaut mit anderen augen. und wenn eh alle um einen herum in einer band spielen, dann hat kritik auch eine andere qualität. die überwindung der schweizer urinstinkte neid&missgunst wäre aber auch schon ein anfang…

  75. #75 Johannes

    11:42 Uhr, 31.12.2009, Link

    Ich bin Johannes und verstehe nicht, warum ich die Stammtisch-These, dass in den 00er-Jahren nur kopiert wurde, widerlegen soll. Ausserdem bin ich nicht der Anwalt des Neuen in den 00ern. Ich sage: Es in den letzten 10 Jahren so viel kopiert wie in den 10 Jahren davor. Und: Kopieren ist legitim, nicht nur in der Musik.

    Auch sollten wir uns hier entscheiden, ob wir über das Schweizer Musikschaffen oder über die globale Genre-Entwicklung in der Musik diskutieren.

    Der Punkt ist: Die Schweiz hat in verschiedenen Genren innovative Musiker, die gute Musik machen. Woran es der Schweiz fehlt: Am Zuhörern, die diese Arbeit zu schätzen wissen. Stattdessen ist «nichts gut genug. Und was ausnahmsweise gut ist, ist unsympathisch», wie David einleitend schrieb.

    Jeder dahergelaufene Indie-Schnösel fühlt sich zum Musikkritiker geboren, weil er Rolling Stone statt die Bravo liest. Ich bin dafür, dass der Meinungsfreiheit in unserem Land eine gewisse Bildung vorausgesetzt wird. Und: Wenn es alle besser wissen, warum macht es keiner?

    Bezüglich Förderung kann ich nur Mathias Menzls Punkte 6 und 7 unterschreiben.

  76. #76 David Bauer

    13:11 Uhr, 31.12.2009, Link

    Der Witz ist, das sowohl Johannes wie DMI recht haben. Die 00er haben nicht viel neues hervorgebracht. Die Jahrzehnte davor jeweils auch nicht. Wie ich weiter oben schon geschrieben habe: „Die ganze Kunstgeschichte ist voll von Kopien, Zitaten, Collagen, Remixes, Mashups.“ Das ist ja auch nicht schlimm, im Gegenteil.

  77. #77 Scheff

    14:31 Uhr, 31.12.2009, Link

    @mathias menzl: Deinem Fazit, wonach Bands heute neben Musiker auch jemanden für die Promo brauchen, kann ich nur beipflichten. In unserer täglichen Promoarbeit im In- und Ausland erhalte ich den Eindruck, dass Musik aus der Schweiz keineswegs belächelt wird, sondern durchaus Interesse geniesst. Wenn sich aber neben deinem Album noch 50 weitere neue CDs auf dem Pult des Redakteurs stapeln, dann brauchst du als Künstler gute Argumente, wieso man gerade dir den Vorzug geben soll. Hier können viele Bands aus der Schweiz noch zulegen. Oftmals hapert es schon an fundamentalen Dingen wie einer lesenswerten Bandbio, den aussagekräftigen Pressebildern oder einer vernünftigen Webseite. Zudem reicht es nicht, 2 oder 3 CDs rauszuschicken und dann zu warten, bis sich etwas tut. Bei Acts wie The Bianca Story, Redwood, Mañana, Container 6 oder Greis haben wir zum Teil über Monate hinweg gearbeitet, um die entsprechenden Resultate zu erzielen. Es ist klar, dass diese Promoarbeit Zeit und Geld kostet, aber ich wage zu behaupten, dass sich der Aufwand letztlich lohnt.

  78. #78 Johannes

    14:40 Uhr, 31.12.2009, Link

    @Scheff: Dem kann ich nur voll und ganz beipflichten und es ist genau der Punkt, an dem die kantonale und nationale Förderung ansetzen sollte!

  79. #79 David Bauer

    14:52 Uhr, 31.12.2009, Link

    @Scheff
    Absolut richtig. Wobei eine gute Bandbio aus meiner Erfahrung wenig nützt. Ich lese die praktisch nie. Und nie ist es das, was mich auf eine Band aufmerksam macht und dazu animiert, die beigelegte Cd anzuhören.

    Ich kann allen Musikern nur empfehlen, mal bei einem Bier mit einem Journalisten zusammen zu sitzen, um die Mechanismen auf der anderen Seite besser verstehen zu können.

  80. #80 Scheff

    14:54 Uhr, 31.12.2009, Link

    @Johannes: Wie könnte so eine Förderung denn deiner Meinung nach aussehen?

  81. #81 Mathias Möller

    14:56 Uhr, 31.12.2009, Link

    @David: Word!

  82. #82 Scheff

    14:59 Uhr, 31.12.2009, Link

    @David Bauer: Gut möglich, dass in deinem Fall die Bio keine Rolle spielt und du auf andere Dinge achtest. Ich erlebe jedoch regelmässig, dass ganze Auszüge einer Bio im redaktionellen Text verwendet werden. Deshalb würde ich niemals auf eine gut geschriebene Bio verzichten.

  83. #83 the aeschli

    15:26 Uhr, 31.12.2009, Link

    @ scheff
    bios kommen meist erst sekundär zum zuge. die wenigsten journalisten lesen die durch, ausser sie machen einen artikel oder ein interview mit den musikern.
    coole bandfotos [**] und ein ansprechendes cover sind meines erachtens wichtiger, auch ein guter bandnamen. egal wie unvoreingenommen man ist: wenn man das cover und das bandfoto anschaut, den namen liest, hat man sich ein bild gemalt, in dem man sich die musik vorstellt, wie sie in etwa tönen könnte, wenn man die CD in den player schiebt und die ersten zwei tracks anhört…
    DAS sollte stimmen, daran scheitern vermutlich sehr viele talentierte bands, da bin ich mir sehr sicher.
    die bio, klar sollte sie gut geschrieben sein, kann dann aber aus einem 50 jährigen drucker stammen oder als hundskomunes text-file im netz runtergeladen werden, die meinung ist ja dann schon gemacht.
    mir gehts zumindest so…
    [**] „cool“ heisst nicht, dass es zwangsläufig ein profifotograph gemacht haben und es superscharf und extrem künstlerisch wertvoll sein muss. der betrachter sollte primär erkennen, auch wenn man keine instrumente sehen sollte, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine band handeln könnte, eine band die was kann…

  84. #84 marc @ inside agency

    15:39 Uhr, 31.12.2009, Link

    Danke für die konstruktive Kritik & die lobenden Worte im 2009.
    Ich wünsche allen einen guten Start und viel Leidenschaft und Freude im neuen Jahr.

  85. #85 David Bauer

    15:58 Uhr, 31.12.2009, Link

    It’s the bandphoto, stupid! http://www.78s.ch/tag/bandfoto-des-jahres/

    Natürlich wird aus Bandbios abgeschrieben, genauso wie aus jeder Pressemitteilung abgeschrieben wird. Von faulen Journalisten. Ich meinte nur, dass auch eine gute Bandbio keine Aufmerksamkeit bringt.

  86. #86 Dominique Marcel Iten

    17:04 Uhr, 31.12.2009, Link

    Ich stimme Mathias und Scheff zu: Ohne einen Promoagenten oder eine Agentur hat man grundsätzlich nur geringe Chancen, in den Medien wahrgenommen zu werden. Es passiert, aber mit einem Profi im Rücken, der die ganzen Leute kennt, die Medien bemustert, immer wieder nachtelefoniert „und, wie findest du’s? Machst du was?“, gestaltet sich die ganze Promoarbeit um einiges einfacher und vor allem auch ertragreicher.
    Das haben wir mit unserer Platte gerade eben erst erlebt. Ohne die gute Promoarbeit unseres Agenten wären wir nie in all jenen Kanälen so gut vertreten gewesen.
    Weiter oben wurde behauptet, dass gute Kritiken und einige Erfolge im Ausland in der Schweiz mehr Beachtung kriegen.
    Stimmt meiner Meinung nach nicht, da sich die Journalisten nur bedingt nach dem Ausland richten. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das Argument „Wir haben ein ausländisches Label, gute Kritiken und sogar Touren dort“ nur selten wirklich zieht.
    Denn meistens ist es immer noch die Qualität der Musik und vor allem (ganz wichtig) auch das Auftreten der Band entscheidend.
    Sind das ein paar eingebildete, sich selbst überschätzende Jungspunde? Oder ein paar Musiker, welche ihre Erfahrungen gemacht haben und mit denen es sich bei einem Bierchen gut reden lässt…
    (zugegeben: diese Erläuterungen bergen auch einiges an Autobiografischem in sich).
    Ich finde, wie auch David, dass es wichtig ist, wie sich eine Band präsentiert. Ein spannendes, vor allem auch authentisches Bandfoto sowie eine gute, kurz gehaltene Bio (keine ellenlangen Aufzählungen, warum gerade Heineken Bier wichtig war für die Bandgründung).
    Aber auch das hilft meistens nichts, wenn man nicht jemanden hat, der dem Journalisten sagt: „He Alter, hör dir das an. Das ist gut!“
    Es gilt auch heute noch wie in den 90ern, 80er, etc. : Mund zu Mund Propaganda ist (insbesonders im Bereich der Medien) nach wie vor das effektivste Mittel. Überzeuge einen Journalisten, und du hast bald fünf hinter dir…

  87. #87 Ryan

    19:56 Uhr, 31.12.2009, Link

    Mund zu Mund Propaganda ist nach wie vor das beste Mittel, wobei man sich diese als Band durch Konzerte erarbeiten sollte, gerade auch in Zeiten von myspace, twitter und facebook. Wer es mit Konzerten nicht schafft, Leute von sich zu überzeugen, schafft es längerfristig auch mit Fördergeldern, tollen Bandfotos und einem beharrlichen Promo-Agent nicht.

  88. #88 Johannes

    13:19 Uhr, 1.1.2010, Link

    @Scheff: Das sieht so aus: Die Schweizer Musik braucht eine professionell aufgebaute Schnittstelle zum europäischen Musikmarkt. Schwerpunkt: Public Relations. Dafür sollen öffentliche Gelder zur Verfügung stehen.

    Doch wie oben beschrieben: Kantonal geht das nicht, weil kein Zürcher den Erfolg einer Aargauer Band berappen will. Auf Bundesebene fehlt der Popmusik die Lobby. Pro Helvetia oder Präsenz Schweiz haben andere Schwerpunkte und das BAK hat keine entsprechende Sektion und findet darum: Dafür sind die Kantone zuständig.

    Das ist eine wage These. Und ich gebe zu bedenken: Das BAK hat eine Sektion Film und es werden trotzdem nur Filme produziert als würden im Kino nur Doris Leuthards und andere Durchschnittsschweizer sitzen.

  89. #89 dustbowl

    13:52 Uhr, 1.1.2010, Link

    @Johannes: Um eine professionelle Schnittstelle aufzubauen, brauchts als erstes die Unterstützung der Schweizer Musikindustrie…Die IFPI z.b. hat keine Gegenseitigkeistverträge mit dem Ausland. Intl. Airplay generiert der CH Musikindustrie keinen Cent! Also hat die IFPI auch kein Intresse im Ausland Erfolge zu haben, ist ja auch logisch, weil die Majors ja in den anderen Ländern auch aufgestellt sind!

    Oeffentliche Gelder her! Und NUR für die Indies die auch CH Musik fördern und fördern wollen.
    74 Milliarden für die Banken – dann auch 74 Milliarden für die Kultur!
    Brot und Spiele – Das wussten schon die Römer

  90. #90 the aeschli

    18:43 Uhr, 1.1.2010, Link

    diese schnittstelle wäre hinausgeworfenes geld. wenn es eine solche schnittstelle gibt, dann geht es genau 3 monate bis sich die ersten an die gurgel springen weil sie finden, sie hätten es mehr verdient als andere. und die bands haben noch mehr das gefühl, sie müssen sich nicht um gewisse sachen kümmern.
    und wenn, dann müsste man eine ausländische firma dafür anstellen, denn hier in der schweiz hat keine kompetenten leute dafür, sonst müsste man dies ja nicht des längen und breiten diskutieren, weil im ausland in sachen schweizer musik nichts läuft.
    aber wie gesagt, ich bin gegen den einsatz von öffentlichen geldern für promotion.

  91. #91 Johannes

    18:54 Uhr, 1.1.2010, Link

    @the aeschli: Schnittstelle, PR und Promotion sind nicht das Selbe. Drei Felder zurück.

  92. #92 the aeschli

    19:09 Uhr, 1.1.2010, Link

    ja johannes, wir können auch auf einzelnen wörtli rumreiten, du weisst schon wie ichs meine..

  93. #93 Johannes

    19:36 Uhr, 1.1.2010, Link

    @Aeschli: Ja, weiß ich. Und ich bin mit deinem Kurzschluss definitiv nicht einverstanden.

  94. #94 the aeschli

    20:06 Uhr, 1.1.2010, Link

    muss man ja auch nicht.
    ich bin einfach der meinung, dass man ncht stets neues geld fordern kann um sich fördern zu lassen, man würde besser die vorhandenen infrastrukturen, plattformen und kapazitäten versuchen besser zu verknüpfen und auszunutzen, darin soll man meines erachtens, wenn schon, gelder einfliessen lassen. vielleicht muss man hald auch mal die vorhandenen förderstellen hinterfragen und neu ausrichten. was weiss ich. einfach mal vom geldgedanken wegkommen wäre sicher mal was, in anderen ländern gibts gar nichts und trotzdem kommen da bekannte bands her. schau dir mal amerika an, hast du das gefühl dass die dort gefördert werden? der ganze südamerikanische kontinent?
    ich finde, zuerst soll musik erschaffen werden in irgendwelchen bandräumen und dann muss man schauen, dass die sich warm spielen können, da muss man investieren. aber solche schnittstellen sind viel zu träge am ende, weil man mehrere, für jede szene eine andere, bräuchte, am schluss würde sich das so runterreduzieren und -deligieren auf das was es jetzt schon mit den indie-labels und – vertrieben gibt.

  95. #95 chris

    02:09 Uhr, 2.1.2010, Link

    hallo zusammen – ihr habt euch zwischenzeitlich aber hoffentlich schon einen kater angetrunken, oder?
    wollte nur mal eben nachprüfen…

    zur diskussion:
    ich muss mal kurz meine grundsituation auslegen: ich arbeite bei einem schweizer indie-label mit, habe selber die eine oder andere band unter meinen fittichen, schreibe bei einem webzine, bin als tontechniker/booker unterwegs, und kriege durch meine teilzeit-tätigkeit als gitarrenlehrer das konsumverhalten der heutigen jugend aus der ersten reihe mit. so.

    erstens behaupte ich jetzt mal, dass da oben grundsätzlich alle irgendwo recht haben. die schweiz hat wunderbare künstler und musik hervorgebracht. und ja, kritik muss auf offene ohren stossen – bei den acts wie auch bei den bestimmenden organen. ja, von höchster stelle wird unserem anliegen zuwenig aufmerksamkeit geschenkt. ja, die radio-stationen sind hier klar zu wenig ‚risiko-freudig‘.
    und ja, ich erkenne schweizer musik meist beim ersten takt. nicht passiert ist mir das etwa bei the bianca story, den black cargoes, chapter und etwa leech. was ganz einfach daran liegt, dass das genau diese bands sind, die sich live den arsch aufreissen. und um gottes willen, so lange eine band nicht zu 150 prozent reinhaut und sich die konzert-besucher auf welche art und weise auch immer beim nacken krallt, und stattdessen auch nur leicht zögert, werde ich die schweizer-wurzeln raushören. uns fehlt es an auftrittsmöglichkeiten, basta. klar läuft einiges, um nicht zu sagen viel. aber die rechnung geht trotzdem nicht auf, wir haben bei weitem mehr acts auf lager. solange unsere geliebten bands da draussen nicht mindestens um die 40 shows im jahr spielen, werden sie einfach kein internationales format haben, und im entscheidenden moment des gefechts den schwanz einziehen müssen. sorry, klingt ein bisschen martialisch.
    da müssen die club-betreiber halt definitiv etwas vorarbeit leisten, und den bands die entsprechenden möglichkeiten bieten. scheissegal, ob das dann halt kleine keller mit veganer-catering und fünf zahlenden nasen sind, da könnten die subventionen klar abfangen. oder als band halt einfach mal während irgendwelchen ferien einen club in beschlag nehmen. eine woche lang jeden tag anders aufbauen, einen schnellen soundcheck mit unterschiedlichen bedingungen durchspielen, ein komplettes set abzocken. oder zwei.
    irgendwer hat mal gesagt, dass man in die songs nicht mehr als 30% seines technischen könnens stecken sollte. klingt bescheuert, hat aber durchaus was – denn live das material genau so wie auf platte, oder auf jeden fall einfach überzeugend hinzukriegen, ist knochenarbeit. da muss jeder akkord sitzen, weil’s obendrauf dann halt noch eine show sein sollte. nicht nachdenken, reagieren. und kommunikation muss ja auch da sein. musiker, publikum.
    einfach mal auf die bühne steigen, und eine fette show vom stapel lassen, das können die wenigsten.

    ich würde mal meinen, da gibt’s schon noch die eine oder andere möglichkeit. oder wie seht ihr das?

  96. #96 Johannes

    10:16 Uhr, 2.1.2010, Link

    @Aeschli: Vorhandene Infrastruktur, Plattformen und Kapazitäten besser verknüpfen ist nichts anderes als Schnittstellen schaffen. Und per se zu behaupten, ’solche‘ Schnittstellen seien viel zu träge, ist Blödsinn – genauso wie ein Vergleich mit dem amerikanischen Musikmarkt an den Haaren herbeigezogen ist. Und: Musik wird hierzulande mehr als nötig geschaffen. Selbst gute Musik.

    @Chris: Die Booker-Neurose, steht’s mehr von den Clubs zu fordern, ist leider sehr kurzsichtig. Und wenn Defizite von Konzerten mit 5 Zuhörern (4 davon auf der Gästeliste) von öffentlichen Geldern getragen werden sollen, bekomme ich definitiv die Krise. Bands die 5 Zahlende ziehen, will niemand hören. Heute nicht und morgen auch nicht. Ihre Mitglieder sollen sich eine neue Freizeitbeschäftigung und vor allem Freunde suchen.

    Vorschlag: 200 Tausend vom Bund für die Förderung der internationalen Karriere jeder Band, die sich mit ihrem Album Platz 1 der CH-Charts erspielt. Im 2009 hätte das ein Bruchteil des Budgets von Pro Helvetia ausgemacht.

  97. #97 Scheff

    11:03 Uhr, 2.1.2010, Link

    @Johannes: Für 2009 würde dein Vorschlag bedeuten, dass neben Stress und Yello auch Bligg und Polo Hofer Geld für eine internationale Karriere kriegen würden. Das kann ja wohl nicht Sinn und Zweck der Sache sein.

  98. #98 David Bauer

    11:47 Uhr, 2.1.2010, Link

    Förderung für eine Auslandkarriere vom Erfolg im Inland abhängig zu machen, scheint mir auch zu kurz gegriffen. Ich glaube, es ist schon richtig, wenn Fördergelder von Gremien gesprochen werden und nicht rein von objektiv messbaren Kriterien abhängig gemacht werden. Ob die entsprechenden Gremien derzeit mit den richtigen Leuten besetzt sind, ist eine andere Frage. Ob sie genügend Mittel zur Verfügung haben, ebenfalls.

    Um aber nochmals auf mein ursprüngliches Thema zurück zu kommen: Fördergelder schaden sicher nie, sind aber m.E. nicht das Hauptproblem in der Schweiz. Sondern eben, dass den Bands und Künstlern hierzulande nicht derjenige (ideele) Support zukommt, den sie bräuchten, um gross genug zu denken. Auch hier in dieser Diskussion wurden mehrfach Stimmen laut, dass Schweizer Bands im internationalen Vergleich abfallen und dass man doch gleich das Original hören sollte statt der Schweizer Kopie. Sich als Band angesichts solcher Reaktionen nicht entmutigen zu lassen und an die grosse Karriere zu glauben, fällt bestimmt nicht leicht.

    Und nochmals: Dies ist kein Plädoyer dafür, jede noch so mittelmässige Band zu unterstützen, nur weil sie aus der Schweiz kommt. Im Gegenteil: Diesen sollte man ihre Mittelmässigkeit durchaus direkt ins Gesicht knallen. Es ist ein Plädoyer gegen die immer noch viel zu verbreitete Kleingeistigkeit, selbst hervorragende Schweizer Bands nicht richtig zu schätzen.

  99. #99 David Bauer

    11:48 Uhr, 2.1.2010, Link

    @Chris
    Um deine fürsorgliche Einstiegsfrage noch zu beantworten: Ja, haben wir. ;-)

  100. #100 chris

    12:02 Uhr, 2.1.2010, Link

    @ johannes:
    genau das ist aber der springende punkt – solange die bands sich nicht die entsprechenden live-qualitäten erspielen können, werden sie kaum ‚fans‘ gewinnen. klar würde hier unter’m strich viel geld verloren gehen, denn schlechte mucke wird dadurch auch nicht besser.

    was die förderung von auslandtourneen angeht, guckt euch mal den jahresbericht der suisa-stiftung an, da sieht man welche acts direkt subventioniert werden:
    http://www.suisa.ch/typo3/http://www.suisa.ch/fileadmin/user_upload/SUISA-Stiftung/jahresberichte/TB_Stiftung-08.pdf

  101. #101 Johannes

    12:12 Uhr, 2.1.2010, Link

    @Scheff: Mich würde durchaus interessieren was passieren würde, wenn 200 Tausend für den Aufbau einer internationalen Karriere eines Stress zur Verfügung stünden. Natürlich lässt sich darüber streiten, ob das der Sinn und Zweck von Fördergeldern ist. Aber wenn wir die CH-Charts als repräsentativ für den Schweizer Musikgeschmack akzeptieren, müssten in der Konsequenz auch die von dir genannten Vertreter im internationalen Markt platziert werden. Ausserdem spreche ich hier von einer zusätzlichen Massnahme, oder allenfalls von einer, die anstelle der unsäglichen Sektion Film beim BAK angesiedelt werden könnte.

    @David: Du hättest wohl kein 78s ins Leben gerufen, könntest du die CH-Charts-Spitzenplatzierungen per se als Repräsentanten von guter Schweizer Musik akzeptieren. Und das ist ja auch ganz recht so. Doch die Frage scheint mir dennoch berechtigt: Wenn die Schweizer Polo Hofer oder Baschi National kaufen und wir das hier belächeln, sind wir dann nicht selber Opfer unseres Kleingeists geworden?

  102. #102 Ryan

    13:22 Uhr, 2.1.2010, Link

    Was für eine tolle Idee, Leuten wie Stress und Bligg noch mehr Geld in den Arsch zu stecken, wobei doch nie und nimmer eine internationale Karriere draus werden würde. CH-Chartplatzierungen sagen überhaupt nichts über das Erfolgspotenzial im Ausland, dasselbe in Frankreich oder Italien, wenn man sich mal die Charts anschaut. Ein schönes Beispiel: Die Lovebugs, der ‚internationale‘ schweizer Pop Export, bei der Vorausscheidung zum Concours kein Stich (die Ausrede, das habe damit zu tun, dass die Schweiz im Ausland zu wenig Goodwill geniesse, lasse ich nicht alleine gelten). Auch diverse Konzerte im Ausland und bestimmt auch ein beachtlicher finanzieller Aufwand über all die Jahre haben keine Karriere ausserhalb der Schweiz möglich gemacht.

  103. #103 Scheff

    13:35 Uhr, 2.1.2010, Link

    @Johannes: Ich habe so meine Zweifel, dass sich Polo Hofer oder Bligg zu internationalen Stars aufbauen lassen. Bei Stress könnte ich mir dies hingegen durchaus vorstellen.
    @ David: Wie wärs mit einer Reihe von Porträts auf 78s.ch zu Veranstaltern, Clubs, Institutionen, Personen etc., die sich besonders um die Förderung von Schweizer Musik bemühen?

  104. #104 Johannes

    13:51 Uhr, 2.1.2010, Link

    @Ryan: Ein Kleingeist-Pamphlet auf dem Niveau der Minarettinitiative-Lobby.

    @Scheff: Da gehe ich mit dir durchaus einig.

  105. #105 Ryan

    14:11 Uhr, 2.1.2010, Link

    @Johannes: Oha, da bin ich wohl jemandem zu nahe getreten.

  106. #106 Johannes

    14:29 Uhr, 2.1.2010, Link

    @Ryan: Aber nicht doch! Je näher desto besser!;) Du hast dich meines Erachtens nur eben als Prototyp des einleitenden Satzes des diskutierten Artikel geoutet. Insofern: Zurück zum Start – um nicht zusagen: Auf direktem Weg ins Gefängnis. Liest du eigentlich Rolling Stone?

  107. #107 Ryan

    15:26 Uhr, 2.1.2010, Link

    @Johannes: Die Ansichten darüber, was ‚gut‘ oder ‚gut genug‘ ist sind nun mal verschieden. Obwohl dein Eindruck ein anderer ist, bin schweizer Musik gegenüber offen und schätze einige Bands sehr. Es gibt hierzulande Bands, die meiner Meinung nach mehr als ‚gut genug‘ sind. Fast ausnahmslos sind es jedoch Bands, die konsequent ihr eigenes Ding machen, und sich einen wenig drum scheren, ob sie ausreichend Pop-kompatibel sind, ein Album in die Top100 bringen oder auf dem Titelblatt von 20min erscheinen. Ich glaube, dass dies längerfristig der richtige, wenn auch schwierigere Weg zu mehr Respekt für schweizer Musik im Ausland ist. Beispiele dafür sind z.B. die Bands, die Aeschli in einem Post mal aufgezählt hat. Ein subventioniertes, abgeglichenes Pop-Produkt aus der Schweiz, welches sich am europäischen und amerikanischen Mainstream orientiert hat verschwindend kleine Chancen, in einem solchen Markt zu bestehen, und konstet viel Geld, das anderswo besser eingesetzt wäre. Vor allem aber führt es nicht dazu, dass die Wertschätzung für schweizer Musik wirklich steigt.

  108. #108 Dominique Marcel Iten

    16:10 Uhr, 2.1.2010, Link

    @Johannes: Weisst du warum ich das Rolling Stone nicht lese? Weil es genau diese herablassende „Ich weiss ja so viel mehr über gute Musik als du und bin dir sowieso überlegen“-Einstellung vertritt, welche du hier an den Tag legst. Schade ist ja, dass das Rolling Stone mal wichtig war…aber insbesondere die Deutsche Fassung ist schlicht und einfach überflüssig…
    Soviel dazu.
    Irgendwie hat ja jeder ein wenig recht und das Problem ist, dass jeder von uns voreingenommen ist. Als Musiker, als Labelschaffender, als Booker, als Veranstalter, als Medienarbeiter. Wir alle haben unsere Erfahrungen gemacht, aber vor allem auch wollen wir alle, dass es in erster Linie uns selber gut geht.
    Wir sitzen eigentlich alle im selben Boot, nur merken wir das nicht.
    Was mich persönlich ein wenig traurig stimmt ist, dass man selbst als Amateurband im Ausland einfacher an Shows rankommt als hier in der Schweiz. Und ja, die Clubdichte mag dort grösser sein, aber auch die Banddichte.
    In der Schweiz wir (mal abgesehen von der Bandabzocke Emergenza) sehr viel für Schweizer Bands auf Clubebene getan. Man schaue sich nur mal all die Bandcontests etc. an.
    Nur ist es sehr sehr schwierig, einen eigenen Abend für sich zu erhalten, selbst wenn man jetzt eine Platte draussen hat, die nicht einmal schlecht läuft. So geht es sehr vielen befreundeten Bands, welche eindeutig auf hohem Niveau spielen.
    Ich behaupte, dass eine gute Band sich längerfristig einen guten Ruf und Erfolg erspielen kann. Wenn es dann aber auf einem professionellem Niveau weitergehen soll, sind Dinge wie Promotion, gut organisiertes Management oder gutes Booking das A und O. Ohne geht’s nämlich nicht…das sehen aber viele Bands nicht.
    Die Bands müssen zu Beginn lernen, halt auch für lau zu spielen. In jedem Club, jeder Spelunke, die man nur kann. Das ist hart, macht aber auch Spass, wenn man sich darauf einlässt und je öfter du in ganz schlechten Clubs mit mieserablem Sound gespielt hast, desto besser spielst du auf den grösseren Bühnen.
    Die ganze Fördergeld Sache ist für mich eher eine Randdiskussion. Internationalen Erfolg von Fördergeldern abhängig zu machen finde ich lächerlich. Insbesonders, wenn man dann in der Schweiz bereits erfolgreiche Künstler fördern will.
    Das sind doch genau die, welche sich zu Schade sind, in einem kleinen Tourbus durch die Lande zu touren und halt wieder in kleinen Clubs vor 20 Leuten zu spielen.
    Es ist oft der eigene Stolz und der fehlende Biss, welche Schweizer Künstler international bremst.

  109. #109 chris

    16:12 Uhr, 2.1.2010, Link

    @ ryan: jenau. hätte ich den selben wortschatz und den verbindenden intellekt, ich hätte es genau so ausgedrückt – jetzt bleibt mir nur das applaudieren.

    aber mal von meiner schwärmerei abgesehen:
    schweizer musik wird vom grossteil der konsumenten als nicht relevante kategorie angesehen, wenn sie denn überhaupt weiter als bligg und konsorten sehen. wenn also ein schweizer künstler erfolgreich sein will (im sinne von: gigs spielen, platten verkaufen, etc), dann muss zuerst an dieser front was geschehen – schweizer musik muss schmackhaft gemacht werden, und ich meine damit nicht ’sich dem geschmack‘ beugen.

    der gute steven wilson hat das schon richtig ausgedrückt:
    es geht in erster linie um bequemlichkeit. weshalb mich darum kümmern, schweizer musik suchen zu gehen die meinem geschmack entspricht, wenn ja die im radio servierte musik ganz angenehm ist, und im mediamarkt im paket mit zwei ähnlichen scheiben für 15.- angeboten wird?
    ich kann diese möglichen gedankengang durchaus nachvollziehen – irgendwer muss diesen leuten eins auf den deckel geben, und erklären, dass das label ’schweizer musik‘ erstens keine abfallende qualität vertritt, und zweitens genau so attraktiv sein kein.
    vorher werden die zahlen in unserem netten kleinen indie-sektor nie anders aussehen.

  110. #110 chris

    16:17 Uhr, 2.1.2010, Link

    @ dominique marcel iten:

    korrekt. es ist immer wieder frappant, welchen unterschied da die welsche szene teils zu bieten hat – klar gibt’s auch schwarze schafe, aber in erster linie geht’s dort wirklich darum, zusammen auf die bühne zu steigen, und was zu reissen. und wenn solche projekte erst mal in schwung kommen, gibt es selten was, das sie noch zu bremsen vermag.

  111. #111 David Bauer

    16:22 Uhr, 2.1.2010, Link

    Übrigens: 110 Kommentare, aber keine einzige andere Website, die das Thema aufgreift. Schlafen die alle?

  112. #112 Johannes

    16:56 Uhr, 2.1.2010, Link

    @DMI: Ich vertrete die These, dass Musik Geschmacksache ist. Es ist nur so, dass mir Davids Artikel derart gut gefällt, dass ich die nächsten zehn Jahreswechsel damit verbringen könnte, hier etwas Öl ins Feuer zu giessen. Du solltest das nicht persönlich nehmen.

  113. #113 the aeschli

    17:04 Uhr, 2.1.2010, Link

    @ david bauer
    es gibt welche, die haben das schon diskutiert…
    und jetzt mach ich mal ein konkreter vorschlag:
    wir haben mx3, drs3 (und die anderen 3. sender), 78s, trespass.ch, hitparade.ch und irgendwelche clubs…
    ez machen wir eine jury bestehend aus je etwa 3 personen aus allen oben genannten plus noch einzelne aus anderen bereichen, gibt etwa 20 leute. die suchen jeden monat 5 bands aus mx3 aus, diese werden von den 3.sendern gespielt und die hörer können auf den portalen voten
    – 78s.ch macht plattenkritiken
    – trespass macht eine vorstellung der bands
    – hitparade.ch die online-interviews
    dann gibt es zwei siegerbands und die schickt man auf eine, jeden monat fixe, tour durch die schweiz, 12 konzerte in 1.5 monaten in clubs wie dem mokka, albani, selig, exil, papiersaal usw
    das ganze wird durch alle beteiligten medien (radio, internet) promotet.
    – jedes konzert kostet 10.- eintritt
    – jeder club bekommt 300.- pro konzert, davon 100.- fixgage für die band, die band bekommt zusätzlich 50% von den eintritten
    – dazu redet man mit diversen openairs, damit man jeder band (schätzungsweise 16 pro jahr) bei 3-4 grösseren und grossen festivals einen auftritt verschaffen kann.
    das ganze kostet keine 100’000.- und 16 bands könnten eine medienwirksame und gut supportete tour mit sicher 15 konzerten machen.
    ich bin sicher man kriegt noch gute hobbyfotographen dazu zum band- und konzertfotos machen.
    einzige bedingungen:
    – sie dürfen keinen plattenvertrag haben
    – müssen 90min spielen können und davon 2/3 eigenes material
    wäre das mal eine idee?
    so kämen alle mal zum zug
    (PS: die idee stand beim start von mx3 schon mal zur diskussion als ich noch im kiff mitwirkte, daran scheiterte es noch irgendwie an rechtlichem wegen mx3)

  114. #114 David Bauer

    17:04 Uhr, 2.1.2010, Link

    Einen Flächenbrand würde ich durchaus begrüssen. Stand sogar in einer früheren Fassung des Textes drin. Wir wollen Funken zünden und einen Flächenbrand auslösen. Erst wenn die ganze Schweiz für gute Schweizer Musik brennt, sind wir zufrieden.

  115. #115 Dominique Marcel Iten

    17:16 Uhr, 2.1.2010, Link

    @chris:
    Ich beobachte derzeit eine sehr lebendige Bewegung einiger Bands, welche verstanden haben, dass das „Miteinander“ und die Freundschaft unter Musikern allen sehr viel mehr hilft, als das ewige Nörgeln, Neiden und sich gegenseitig schlecht reden.
    Meiner Meinung nach kommt hier eine sehr frische, junge Bewegung einiger grossartiger junger Schweizer Bands.
    @Johannes: Ich nehme das nicht unbedingt persönlich. Ich habe nur etwas gegen die Art und Weise, wie du das Öl ins Feuer giesst =) Aber natürlich, der Thread hier ist höchst spannend und aktuell. Vor allem, weil dieser hier nicht nur Musiker angeht, sondern auch die Hörer, die Clubs, die Promoter, die Booker etc.
    @aeschli:
    Dein Vorschlag gefällt mir, wenn auch mit einigen Vorbehalten =) Wichtig ist ja, dass sich eine Art „Szene“ bilden kann, welche sich selbst nach oben arbeitet. Solche Szenen gab es zu allen Zeiten in verschiedenen Ländern.
    Und da die Schweiz besonders klein ist, müsste so etwas doch wirklich möglich sein.

  116. #116 chris

    17:29 Uhr, 2.1.2010, Link

    @ the aeschli:

    ich wage jetzt mal zu behaupten, dass so ein mammut-projekt bis zur realisierung schon alleine zu viel zeit in anspruch nehmen würde – aber andersrum: was ist schon zu viel zeit?
    die frage wäre irgendwann: wo will man damit hin? einfach ins grüne raus was auf die beine zu stellen erscheint mir zu vage, da muss was rausgucken. flächendeckende promo, bessere visibilität? erreicht man das wirklich mit diesen radio-stationen? klar, wenn alle hand in hand arbeiten ist die sichbarkeit enorm gesteigert.
    ich hake nach: wieso kein plattenvertrag? ich würde meinen bei keinem major am start. indie-acts bei indie-labels haben nicht zwingend bessere karten, finanzen, promo-maschinerien, oder verkäufe im rücken.

  117. #117 Dominique Marcel Iten

    17:37 Uhr, 2.1.2010, Link

    @chris:
    „wieso kein plattenvertrag? ich würde meinen bei keinem major am start. indie-acts bei indie-labels haben nicht zwingend bessere karten, finanzen, promo-maschinerien, oder verkäufe im rücken.“
    Gebe ich dir voll und ganz Recht. Die Leute wollen aber auch nach wie vor Bands sehen, deren Platten sie kaufen können. Ansonsten bleiben es nach wie vor „Kumpelbands“…und in der Schweiz ist es doch eher selten, dass eine wirklich gute Band ohne einen Vertrag dasteht, es sei denn, sie will das so.

  118. #118 the aeschli

    17:37 Uhr, 2.1.2010, Link

    okay, das mit den plattenverträgen kann man streichen, können auch bands sein, die schon 2 oder 3 platten draussen haben…
    und ja, ins grüne raus! nur die startrampe spielen, dann schauen was sie weiter auf die reihe kriegen, es werden ja nicht alle jahre 16 bands „überleben“. erst viel später wieder unterstützen, grössere schritte.
    und das ganze ist nicht unbedingt ein mammutprojekt, ich denke sogar, dass man wenn man mit der idee hausiert, gewisse radios und und clubs im sack hat, wird sich sogar relativ einfach ein sponsor finden für das ganze.

  119. #119 chris

    17:47 Uhr, 2.1.2010, Link

    ohne zu viel verraten zu wollen:

    der aktuell laufende austausch zwischen den schweizer indie-labels geht in eine ähnliche richtung… sollte bald news dazu geben.

  120. #120 Ives

    13:00 Uhr, 3.1.2010, Link

    78s.ch könnte sich da ruhig selbst an die Nase fassen. Es gibt Schweizer Bands wie beispielsweise Vivian, Redwood oder Stevans, die musikalisch durchaus in den 78s.ch-Kosmos passen, aber totgeschwiegen werden.

    Ach ja, bevor jetzt wieder gleich einer aufheult: Ich spiele nicht in diesen Bands und kenne auch keines der Mitglieder davon persönlich. Es ist mir bloss aufgefallen, dass auf dieser Plattform Berührungsängste bestehen, sobald es musikalisch zu „kommerziell“ wird.

  121. #121 Johannes

    14:04 Uhr, 3.1.2010, Link

    @Ives: Gemäss der davidesken Musikkomplex-Definition wären die von dir genannten Bands vermutlich weitere Formationen der Kategorie «unsympathisch». Aber lass uns mal abwarten, was die Indie-Polizei dazu meint.

  122. #122 David Bauer

    14:45 Uhr, 3.1.2010, Link

    @Ives
    Natürlich lassen sich immer einzelne Bands finden, die auf 78s bisher keine Erwähnung gefunden haben. Das liegt in der Natur der Sache, weil auch wir nicht über alles und alle berichten können. „Totgeschwiegen“ aus irgendwelchen heuchlerischen Prinzipien wird hier aber niemand. 78s und ich persönlich sind schon zu oft dafür kritisiert worden, dass wir zu viele Mainstream-Sachen bringen würden, als dass ich glauben könnte, wir hätten in diese Richtung Berühungsängste. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Lanze, die ich für die Lovebugs gebrochen habe.

  123. #123 guido

    17:43 Uhr, 3.1.2010, Link

    Weder Vivian noch Redwood würden international für Aufsehen sorgen können, dazu ist ihre Musik zu austauschbar – oder: die Musik der Bands und damit die Bands selber haben wenig Strahlkraft und daher kaum Wiedererkennungsewert.

    Was die CH-Musik braucht sind einzigartige Künstler (Diven, Freaks oder Besessene), erkennbare musikalische Konzeptionen und ein Management oder eine Business-Administration, die künstlerisch UND kommerziell denkt. Diese – nennen wir sie ‚Businessleute‘ – brauchen schliesslich das Vertrauen der Kreativköpfe/Bands/Musiker.

    Was mir weiter auffällt oder immer mal wieder widerfährt, sind Künstler/Musiker/Kreativköpfe, die nicht fähig sind zu delegieren und glauben, fähig zu sein, alles selber machen zu können und somit die Chance verpassen, kreative Köpfe für ihre Ideen zu gewinnen, die im Sinne der Sache frische Ideen beisteuern. Bequeme Bands hingegen, die alles delegieren wollen, sind eh totgeboren.

    Ich bin der Meinung, dass die CH-Szene weiter erstarkten wird, wenn wir unseren kleinen Markt so nehmen wie er ist und nach und nach all den Neidern, Nörglern und Miesmacher die Laune verderben, indem wir unsere besten Pferdchen im Ausland traben lassen. Das Fussballbusiness machts uns doch vor!

  124. #124 Mathias Menzl

    17:43 Uhr, 3.1.2010, Link

    @ives: jede band passt in den 78s kosmos, da jede band musik macht und 78s eine musikplattform ist. da wir aber noch einen claim haben, der behauptet, dass wir uns um „bessere musik“ kümmern, können wir die genannten bands leider nicht berücksichtigen ;)

  125. #125 ephrem lüchinger

    18:14 Uhr, 3.1.2010, Link

    hab eben mit regem interesse die posts hier gelesen.
    wir nörgeln auf sehr hohem niveau…
    jeder der schon ein paar konzerte nur schon im benachbarten ausland gespielt hat weiss das.
    aber ich bin der gleichen meinung, dass die förderungspolitik der kantone und des bundes fundamental überdenkt werden müssten.
    es müssten – meiner meinung nach- promotion-agenturen unterstützt werden.
    die produktionskosten für eine brauchbaren aufnahme sind in den letzten jahren massiv gesunken.
    und die masse der produzierten cd’s ist völlig unüberschaubar und qualitativ oft von diskutablem wert. jeder hobbyband seine cd zu finanzieren ist zwar löblich aber kaum nachhaltig.
    die band geht dann mit ihrem neuen silberling zu „das office“ und drückt 7000.- franken ab für die promo. mit hinlänglich bekanntem erfolg.

    das die band diese arbeit (promo) nicht selber machen will ist ja auch klar. wer schreit denn schon gerne „ich bin der beste“ in den wald…die band soll und will gute musik schreiben und das braucht ja auch ne menge energie und esprit.
    darum:
    die förderstellen sollten promotion unterstützen. nicht nur die der bands, sondern auch die der clubs.
    mann muss zuerst einen markt schaffen.

  126. #126 Johannes

    18:40 Uhr, 3.1.2010, Link

    Ich kann mich Guido und Ephrem nur anschließen. Sehr schön!

  127. #127 Mathias Möller

    16:31 Uhr, 4.1.2010, Link

    Ich kann an dieser Stelle (auch bestätigt durch diese Diskussion) schon mal ankündigen, dass es Pläne für eine eintägige Veranstaltung unter 78s-Fahne gibt, die sich u.a. mit diesem Thema auseinander setzen könnte. Ich möchte jetzt allerdings noch nicht allzu viel verraten, da sich die Planung zu diesem Event noch in den Kinderschuhen befindet. Wenns konkreter wird, erfahrt ihr auf 78s natürlich alle Details.

  128. #128 Hasu

    16:33 Uhr, 4.1.2010, Link

    In der Schweiz wird tendenziell zuviel überlegt, geplant, diskutiert, abgewunken, Ideen gesammelt, gebremst, Konsens gesucht, gemotzt, Kompromisse gesucht etc. Da mag zwar manchmal Interessantes und Gutes dabei rauskommen, aber es ist oftmals eher hinderlich. Einfach mal „machen“, „loslegen“, das fehlt mir ein wenig. Zb das Problem mit dem Ausland und dem internationalen Potential. Wer weiss das schon? Ausprobieren! Das Ausland ist gar nicht mal so weit weg. Bands scheinen sich nur schon dabei aufzureiben, Gigs in der Schweiz zu finden und dann denken sie in zB Deutschland muss man gar nicht erst anfangen zu probieren. Ist doch Quatsch. Die sagen doch dort nicht: Ach ne Schweizer wollen wir nicht. Schlechte Bands wollen sie nicht. Mag sein das die Gagen dort dann nicht gleich sofort so hoch sind wie zuhause, aber das ist doch logisch. Nebenbei bemerkt kommt mir da mehr wie eine Band in den Sinn, die so plattes Zeugs labert, wie wir wollen nicht komerziell sein und Geld verdienen, blablabla, aber dann wird wegen nach ihrer Ansicht zu tiefen Gagen, nicht gespielt. Hallo? Also Musiker braucht man halt auch Biss und Durchhaltewille. Gleich oben einsteigen geht nicht. Ist zwar allen in der Theorie klar aber umgesetzt wirds zu selten kommmt mir vor. Da wird ne Platte gemacht, bisschen Promo, paar Clubkonzerte und ein Auftritt auf ner Nebenbühne am grossen Open Air und dann sollte eigentlich der „Durchbruch“ kommen. (Der ganz nebenbei von vielen Bands überhaupt nicht definiert werden kann. Was heisst schon Durchbruch?) Dann wird noch ein Bandmeeting einberufen, bei dem über den „Schritt ins Ausland“ gelabert wird und bald ist die Luft draussen.
    Ach ja und das Radio. Auch immer ein sehr schönes Thema. Gemeint wird dabei meist das Tagesprogramm beim Formatsender. Da müssen wir rein, also Single muss her, ein Radioedit oder wie das heisst. Möglichst ein Song, der gar nicht auffällt zwischen all dem anderen Scheiss. Sonst kommts ja nicht in die Heavy Rotation. Was soll das bitte bringen, ausser man hat ne Band die eh genausolche Musik macht? Dann ists logisch, da muss man hin. Aber sonst? Nicht auffallen, war noch nie ne gute Taktik. Den laschesten Song der Platte, soll die Band repräsentieren und Leute aufs Konzert locken? Tja.

    Ein weiteres „Problem“ der Schweizer ist immer noch, dass die Option Musiker, keine ist. Will heissen, davon leben geht nicht also muss man es auch nicht versuchen. Gibt wohl einfach zuwenige Rolemodels hierzulande. Nach wie vor. In USA, Deutschland oder England, hat man da weniger ein Problem zu sagen, ich will ne Band haben und Rockstar werden. Andere habens ja auch getan. Will mich jetzt da gar nicht länger mit aufhalten, aber das nimmt so mancher CH-Band den Wind aus den Segeln.

  129. #129 marc

    17:08 Uhr, 4.1.2010, Link

    Die neue Macht der Musiker
    [Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung]:

    http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~E5819D8258B90427AB19F83A3D2339817~ATpl~Ecommon~Scontent.html

  130. #130 Martin

    17:45 Uhr, 4.1.2010, Link

    In neuer elektronischer musik sind die schweizer (vorallem durch die berner fraktion) sehr gut vertreten und geniessen international ansehen. Ich glaube da sind die schweizer dann eigentlich auch eher stolz anstatt minder zu bewerten. Hoffe dass das auch bei anderen musikstilen bald der fall sein wird.
    Das eine Band die keine leute zieht nicht unterstützenswert ist, bin ich nicht umbedingt einverstanden. Ob eine Band leute zieht oder nicht hat nichts damit zu tun ob sie einen kulturell wichtigen beitrag liefern auch wenn man in der regel davon ausgehen kann, dass es einen zusammenhang gibt zwischen beidem.
    Moderne Klassische improvisation finanziert sich vorallem durch fördergelder weil das viel zu abstrakt ist um ein breites publikum zu finden. Deshalb würde ich dem aber nicht weniger kulturelles niveau zusprechen.

  131. #131 Johannes

    19:49 Uhr, 4.1.2010, Link

    @Martin: Die Popkultur nach dem Model der Hochkultur zu fördern, wäre der glatte Tod ihrer selbst. Eine Bewegung die nicht aus eigner Energie populär wird, ist keine Popkultur. Sie ist Untergrund oder Subkultur. Was nicht heisst, dass sie weniger wichtig oder kulturell nicht wertvoll ist. Aber wenn staatliche Förderungsstellen entscheiden, welche Exponenten einer Subkultur zukünftig Popkultur verkörpern, dann gute Nacht.

  132. #132 the aeschli

    20:15 Uhr, 4.1.2010, Link

    @ johannes
    du bist doch diplomierter kulturmanager…:
    bring doch mal eine konkrete idee, wie eine gezielte förderung aussehen könnte, so, wie ich das gemacht habe oben. wie das zusammenspiel von welchen institutionen/plattformen aussehen könnte. kurz und bündig auf die wichtigsten punkte gebracht. und was das pro jahr kosten könnte.
    ich seh dich hier immer nur andere sachen als nicht tauglich abstempeln, ich denke, ez könntest du auch mal klare vorstellungen präsentieren.

  133. #133 Martin

    22:06 Uhr, 4.1.2010, Link

    Ja, stimmt. Auf popkultur bezogen sieht das natürlich anders aus.

  134. #134 Johannes

    10:43 Uhr, 5.1.2010, Link

    @the aeschli: Liess meine Kommentare. Da ist ein Vorschlag zu finden, wie der Schweizer Pop auf dem internationalen Markt Fuss fassen könnte. Und ebenfalls findest du meine kritiklose Zustimmung zu zwei sehr guten Vorschlägen.

    Bezüglich Förderung von Subkultur und Untergrund gibt es nur ein Rezept: Raum schaffen. Und damit meine ich nicht künstliche Biotope, in denen dann die Kinder der Bourgeoisie ihre Kultursandburgen bauen, sondern insbesondere, dass die Behörden die gesetzlichen Möglichkeiten nicht um jeden Preis durchsetzen. Bezüglich Lärm, besetzten Häusern, illegalen Parties, usw.

  135. #135 tina

    15:09 Uhr, 5.1.2010, Link

    und während sich hier die männlichen, schweizer musikgelehrten mit tollen einfällen die zeit vertreiben(was ich sehr löblich finde), tanzten sich deutsche frauen (keine hausfrauen, bäh nein, nicht solche;-((( ) in der schweiz zu schweizerischen tönen den weihnachtsspeck von den hüften .

    was jedesmal auffällt ist die geringe wertschätzung, die den musikern während der konzerte entgegengebracht wird…es wird geplaudert, fotografiert, gesmst, erwartet und konsumiert, natürlich nicht von allen, nicht immer und auch nicht nur in der schweiz, aber dort verstärkt.

    da musik und emotionen unmittelbar zusammengehören und sich nur daraus leidenschaft und besessenheit sowie toleranz und achtung entwickeln können scheint mir die neutralitätsmentalität, die in der schweiz herrscht eine echte bremse für alle musikbeteiligten zu sein.

    in diesem sinne ohren auf und dazwischen einfach mal die gedanken umdrehen!

  136. #136 Mathias Möller

    15:17 Uhr, 5.1.2010, Link

    Interessanter Punkt, Tina, den du da ansprichst. Wertschätzung fängt natürlich mit dem Verhalten auf dem Konzert an. Und was du beschreibst, ist mir auch schon aufgefallen. Überall wird auf Konzerten geschwatzt, aber nirgendwo so respektlos und hingebungsvoll wie in der Schweiz; und zwar egal, ob ich im Mariaberg in Rorschach stehe, wo die bekifften Kids es vielleicht nicht besser wissen, oder ob ich in einem angesagten Club in Zürich mit durchgängig „Erwachsenen“ in einem Raum stehe. Das geht mir mitunter tierisch auf den Sack.

  137. #137 tina

    15:35 Uhr, 5.1.2010, Link

    bei mir geht das noch viel weiter, mir tut das richtig weh…
    und zwar für alle beteiligten….menschenskinder die richtig guten momente gibts doch wirklich nicht im überfluss und sind auch mit keinem geld der welt zu erkaufen, die passieren einfach so, wenn jeder seinen teil gibt…und in dem moment beginnt das mit dem respekt und der achtung, wenn dieser prozess in gang kommt, könnt ihr auch ganz entspannt und voller hingabe eure schweizer töne genießen und von mir aus auch gerne kritik üben!

  138. #138 David Bauer

    23:26 Uhr, 5.1.2010, Link

    Wir wollen diese Diskussion in unserer nächsten Virus-Radiosendung am Dienstag, 12. Januar, zum Thema machen.

    @Johannes und @the aeschli, hättet ihr Lust, im Studio live on air weiter zu diskutieren?

  139. #139 Dominique Marcel Iten

    00:54 Uhr, 6.1.2010, Link

    Das wär mal spannend =) Würd ich mir gerne anhören.

  140. #140 Johannes

    07:53 Uhr, 6.1.2010, Link

    @David: Dafür fehlt mir nun definitiv Menzels «Ruhm und Ehre»-Gen. Ausserdem hab ich die live-Qualitäten einer Schlaftablette.

  141. #141 Mathias Möller

    08:14 Uhr, 6.1.2010, Link

    Nix da, kneifen gilt nicht. Ab ins Studio! (Diese Diskussion zu lesen ist im Nachhinein so aufwändig, man will sie vorgelesen bekommen!)

  142. #142 Tim

    08:21 Uhr, 6.1.2010, Link

    sorry, hab jetzt da nicht alle beiträge gelesen, hoffentlich sag ich nichts doppelt, aber nur kurz:
    artikel find ich gut, danke.
    clubs in der schweiz: unbedingt mehr schweizer support acts organisieren. ist eine gute gelegenheit für eine halbbekannte band ein grösseres publikum zu erreichen. diesbezüglich bin ich auch ein bisschen enttäuscht von den „grossen“ clubs in zürich. im mascotte darf man wenigstens für 200.- gage vor einer „bekannten ausländischen band“ spielen. die umstände waren in meinem fall miserabel dort, aber sonst find ich das immerhin.
    erfolg im ausland: ja, da kann man schon tausende von franken reinbuttern, aber ich bin der meinung, dass da ein funken glück dazugehört, sonst reicht das grösste geld nichts. die richtigen leute müssen ihre ohren öffnen (ok, kann man anscheinend auch mit geld machen, siehe klf handbuch, radiodroppers, etc.) man muss wohl den richtigen mittelweg finden, aber erkaufen kann man sich das nicht.
    ich wäre froh um eine booking agentur, die schweizer bands auftritte in europa mischeln kann.
    da wären ein paar gute kontakte sehr sinnvoll, ist für eine unbekannte band unheimlich anstrengend, und finanziell nicht tragbar (ok, da haben wir wenigstens die stiftungen….)

  143. #143 Mathias Menzl

    12:19 Uhr, 6.1.2010, Link

    @johannes: wenn nicht für ruhm, ehre und spass, hast du ein Bier-Gen?

  144. #144 Nora

    16:18 Uhr, 6.1.2010, Link

    Tina,
    zuerst: ich bin nicht schweizerin und auch nicht deutsche.
    nun zum schweizer publikum: so was kannst du nicht verallgemeinern. ich habe sehr oft das gegenteil bemerkt. nämlich dass das schweizer publikum sehr freundlich ist und die bands nicht nur wegen den höheren gagen kommen. ich glaube du gehst an die falschen konzerte. in zürich habe ich schon sehr oft deutsche erlebt, die mühsam laut waren. aber ich verallgemeinere nicht. ich mag die deutschen.

  145. #145 Mathias Möller

    16:26 Uhr, 6.1.2010, Link

    Hey Nora, wenn ich Tina hier mal zur Seite springen darf. Ich war natürlich auch schon auf Konzerten (und ich gehe sicherlich nicht auf die falschen), wo das Publikum sich zurückgehalten hat, aber es ist mir mitunter auch schon aufgefallen, dass die Leute extrem unhöflich waren. Das habe ich in meinen vielen Jahren auf Konzerten in Berlin nie so schlimm (aber auch durchaus schlimm) erlebt.

    Im Mariaberg in Rorschach (hab ich oben schon mal angesprochen) z.B. ist es für einen Singer/Songwriter fast unmöglich zu spielen, weil das Publikum während der Lieder versucht, den Künstler mit Gespräch zu übertönen. Da hab ich den sonst eher ruhigen Björn Kleinhenz schon arg irritiert gesehen. Und ja, das Publikum im Mariaberg ist sehr jung und geht da sicher auch hin, weils in Rorschach sonst nix gibt und man da in Ruhe ein Bier trinken und rauchen kann, aber als Entschuldigung dient das ja wohl nicht.

    Ein anderer Vorfall aus Zürich: Neulich im Exil bei den Goldenen Zitronen war es vor lauter Gesabbel von hinten kaum möglich, die Ansagen zu hören. Manchmal wünsche ich mir auch deswegen die Lautstärkenbeschränkung weg. Und ich sage auch nicht, dass das alles Schweizer sind, die da Lärm machen, grade in Zürich sind sicher auch viele Deutsche unterwegs, aber das machts ja auch nicht besser. ;)

  146. #146 Nora

    16:26 Uhr, 6.1.2010, Link

    noch eine frage an david bauer:
    bist du in diesem artikel alle punkte durchgegangen, die dich 2009 in den „band-kritischen“ kommentaren aufgeregt haben? es wirkt irgendwie fast ein wenig frustriert…

  147. #147 Nora

    16:32 Uhr, 6.1.2010, Link

    @mathias: ich würde jetzt einfach den mariaberg nicht mit berlin vergleichen, sondern mit irgend einem kaff in vorpommern. dort gibt es sicher auch leute, die einfach in das einzige alternative lokal gehen, um bier zu saufen und sich nicht um die bands kümmern und nur „ausziehen“ rufen:)
    von wegen exil: den club finde ich total unsympathisch. und von wegen lautstärkenregulierung: da hast du natürlich recht!

  148. #148 David Bauer

    16:42 Uhr, 6.1.2010, Link

    @Nora
    Nein, so würde ich das nicht nennen. Jedem Plädoyer liegt eine gute Portion Unzufriedenheit zu Grunde, das muss ja auch so sein. Negative Kommentare auf 78s fliessen da ins Gesamtbild sicher mit ein, aber ich beschäftige mich ja auch ausserhalb von 78s und generell offline das ganze Jahr über mit Musik, so dass da genügend andere Eindrücke zusammen kommen. Frustriert, ja, vielleicht. Aber nicht, dass ich persönlich frustriert bin, sondern frustriert über die Schweizer Musikfans im Allgemeinen.

  149. #149 Tschino

    16:45 Uhr, 6.1.2010, Link

    http://www.mediabiz.de/musik/news/schweiz-praesentiert-sich-mit-gemeinschaftsstand-auf-der-midem/284134

  150. #150 Mathias Möller

    16:52 Uhr, 6.1.2010, Link

    Okay, Nora, mein Vergleich Berlin/Rorschach hinkt, das geb ich zu. Aber Respekt vor Kunst sollte doch universal sein, oder?

    Und Cannes, das wärs jetzt …

  151. #151 Hasu

    17:05 Uhr, 6.1.2010, Link

    Hier noch was zur breiten Brust und Wertschätzung die der Schweizer einheimischen Bands entgegenbringt: Spiele ich in London, Berlin, Las Vegas, LA,Hamburg etc, sprich in Städten wo sich tendenziell immmer irgendwelche Schweizer aufhalten, dann kommen die uns schauen und sind oft stolz wenn die Eingeborenen abgehen. Gerne sieht und spricht man da mit Schweizern die uns hierzulande nie und nimmer hören würden. Was sagt uns das jetzt?

  152. #152 fischyou

    18:06 Uhr, 6.1.2010, Link

    fuck the beatles.

    NAVEL destroy Los Angeles January 9.
    http://www.boxurshorts.com/festival/events/whos-going-to-win-the-golden-undies.html

  153. #153 Johannes

    18:10 Uhr, 6.1.2010, Link

    @Menzl: Jap. Aber nur ein Büchsenbier-Gen!

  154. #154 tina

    20:16 Uhr, 6.1.2010, Link

    @ nora, das nennt man dann wohl aneinander vorbeischreiben, vielleicht liest du nochmal und verstehst mich dann….übrigens gibt es weder die schweizer noch die deutschen oder die sonstwen, da sollten wir eigentlich schon längst durch sein…

  155. #155 Pwei

    09:44 Uhr, 7.1.2010, Link

    Hm, Chrigu Fisch spammt wieder mal ein Forum zu. Muss ja wirklich schlecht um Navel stehen. Arbeiten die jetzt aus Nigeria raus?

  156. #156 Tschino

    12:03 Uhr, 7.1.2010, Link

    @Pwei: hahaha! der war gut! ;o)

  157. #157 fischyou

    13:24 Uhr, 7.1.2010, Link

    es ist immer wieder schön, wie freundlich schweizer bands auf 78s empfangen werden. Pwei ist da keine ausnahme.

    nun, die frage von david ist damit immerhin beantwortet: „Warum bloss haben Schweizer ein Problem mit Schweizer Musik?“

    kurz noch zu spam (siehe Pwei): zu vermelden, dass ein schweizer video an einem filmfestival in los angeles gezeigt wird, ist alles andere als spam, sondern eben … siehe davids artikel.

    kleingeister go home. tschüss

  158. #158 David Bauer

    14:47 Uhr, 7.1.2010, Link

    @fischyou, @pwei @tschino
    Tut in diesem Zusammenhang alles nichts zur Sache. Also bitte zurück zum Thema.

  159. #159 Theodor

    15:51 Uhr, 7.1.2010, Link

    Bei mir verursacht es grundsätzlich Probleme Musik aufgrund Ihrer Herkunft zu bewerten, es macht etwa soviel Sinn wie Kulturschaffende nach ihrer Hautfarbe einzuteilen. Als Schweizer Probleme mit Schweizer Musik zu haben finde ich gesund und lobenswert – wenn das Prädikat „Made in Switzerland“ stolz auslösen soll dann stimmt da was nicht.

  160. #160 Mathias Möller

    15:55 Uhr, 7.1.2010, Link

    Right. So halte ich es eigentlich auch. Denn Musik nach Nationen zu kategorisieren bedeutet, den Nationalstaat als Möglichkeit zu akzeptieren. Und da sag ich: Nö!

  161. #161 Pwei

    15:56 Uhr, 7.1.2010, Link

    @David: Das wollte ich mit meinem Post eigentlich auch sagen.
    @Fischyou: Zuerst einfach grob reinplatzen, dann dünnhäutig werden und zum Schluss noch Leute als Kleingeister beschimpfen? Sehr gute Promoaktion, gratuliere.

  162. #162 Mathias Menzl

    17:30 Uhr, 7.1.2010, Link

    @Mathias: „Den Nationalstaat als Möglichkeit zu akzeptieren“? Ähäm: Der Nationalstaat ist real imfall, auch wenn er dann jeweils in der Realität nicht aus einer Nation besteht. Ich nehme an du hast das gemeint. Aber das tut in dieser diskussion auch nichts zur sache.

    Wo ich aber gerne nachhaken würde ist bei Fischyous Input: Ich finde das tut sehr wohl etwas zur Sache: Auch wenn eine Promo-Aktion in diesem Thread nichts zur Sache tut, Pweis Antwort spielt auf den Mann respektive die Band und nicht auf die Promoaktion an sich. Zumindest kann man es so verstehen. Und damit wären wir beim Grundthema. Aber vielleicht liegt die Freihehit der Interpretation auch am Medium Internet. Und da wären wir bei Davids Frage an Johannes und the aeschli wegen der Virus-Sendung. Ja, Johannes, du kriegst ne fette Dose Bier….

  163. #163 the aeschli

    19:15 Uhr, 7.1.2010, Link

    @ david bauer
    ja, möglicherweise gerne, wann und wo wäre das?

  164. #164 Dominique Marcel Iten

    23:30 Uhr, 7.1.2010, Link

    Der Diskurs zwischen pwei und fishyou bringt mich noch auf etwas Anderes:
    In den letzten Jahren habe ich mit vielen Musikern (auch etablierteren), welche unzufrieden waren über die „Hype Maschinerie“ in der Schweiz (sofern es sowas hier überhaupt gibt).
    In den letzten Jahren wurden oft Bands medial gehypt, welche die Akzeptanz der Musikerszene nicht hatten. Das ist in erster Linie tragisch und ein Paradebeispiel dafür, wie sehr nach wie vor viele Schweizer Künstler Anderen den Erfolg missgönnen.
    Aber auch ich war mit manchen Hypes überhaupt nicht einverstanden, da mir teilweise die musikalische Qualität den Hype nicht im geringsten rechtfertigte. Und so sehen das Viele…
    könnte mit ein Grund sein, warum viele Schweizer Hörer sich dann denken: „Ist das das Beste, das wir haben, wenn die Medien das so pushen?“
    @nora:
    Mir stellen sich jeweils die Haare zu Berge, wenn musikalische Qualität anhand ihrer Herkunft bewertet wird. Wie oben schon erwähnt: Es zählt nicht, woher du kommst, sondern ob deine Musik gut ist.

  165. #165 Tschino

    00:00 Uhr, 8.1.2010, Link

    gute musik hin, herkunft her: die global players der musikbranche verkehren nun mal nicht in basel, bern, genf, lausanne, lugano oder in luzern, und auch nicht in zürich. persönliche und/oder gute kontakte dürfen halt einfach nicht unterschätzt werden – insbesondere nicht in dieser branche.

  166. #166 Johannes

    02:04 Uhr, 8.1.2010, Link

    @Tschino: Das stimmt zwar, ist aber noch lange kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Wenn die Player der internationalen Musikbranche nicht in der Schweiz verkehren, muss die Schweizer Musik eben dorthin, wo sie verkehren. Oder aber die Schweiz sorgt dafür, dass die Player hier verkehren.

    @Theodor & Möller: Musik nach Herkunft zu kategorisieren, macht je nach anzustellendem Vergleich durchaus Sinn. Und doch: Grundsätzlich sollte Herr und Frau Schweizer auf Musik aus der Schweiz stolz sein, sie kaufen, unterstützen und wertschätzen. Warum auch nicht?

    @Menzl: Keine 10 Bierdosen bringen mich in dein Studio.

  167. #167 Dominique Marcel Iten

    02:09 Uhr, 8.1.2010, Link

    @Johannes: Nach Herkunft zu kategorisieren macht dann Sinn, wenn man die Durchsetzungskraft sowie die internationale Relevanz bewerten will, nicht aber die Qualität =) Aber ja, je nach Vergleich ist das unterschiedlich, da gebe ich dir Recht.
    Es ist auch so, dass die Schweizer Musikszene international nicht beachtet wird. Darum müssen junge, hungrige und vielversprechende Bands auch den Weg ins Ausland nehmen…auch wenn das zu Beginn bedeutet, jede Nacht zu sechst in nem alten Bus zu pennen, nur ab und an Gagen zu kriegen, vor durchschnittlich 10-30 Leuten zu spielen und schlussendlich noch viel mehr drauf zu zahlen, als man einnimmt.
    Nur sind sich für diesen Schritt viele Schweizer Bands zu gut oder zu bequem…

  168. #168 the aeschli

    05:03 Uhr, 8.1.2010, Link

    @ johannes
    nicht ganz einverstanden:
    „gute“ musik (also solche, die vielen gefällt) kommt irgendwann automatisch zu diesen „global players“, denn sowas wird rumgereicht und zieht kreise, ohne investierte millionen, das war schon immer so und bleibt auch so. klar spielen aktuelle trends und gesellschaftliche vorlieben etwas eine rolle, aber nur weil du einer band eine europatour durch geile clubs buchen kannst und 3 millionen für promos hast, 250 interviews in radio und fernseh geben kannst, heisst das gar nichts. es verkauft sich vielleicht okay, vielleicht hats viele besucher an den konzerten, aber wenn nichts weiter passiert medial, dann bringts nichts.
    aktuelles mediales paradebeispiel: lady gaga
    wenn die nicht jeden 3. tag in den medien auftaucht schaffts die ende jahr nicht mal in einen rückblick, weil sie alle vergessen haben, sie ist wie popcorn: solange es hat, isst man, sonst ist auch egal
    und das zieht sich durch die letzten 50 jahre, vermutlich länger. schau dir mal irgendwelche stones, beatles, bob marley, u2, muse, led zeppelin, all diese big shots, da passierte was beim publikum, die waren plötzlich ganz oben, ohne „global players“ und promo-millionen.
    und es müssen ja nicht „big shots“ sein, aber wenn du was hast, was andere nicht haben, du die leute fesseln kannst mit deiner musik, dann geht es plötzlich anders ab, siehe hierzulande züri west vor 25 jahren oder was auch einem william white passiert ist, die brauchten keine 150 interviews und plakate im dutzend und jingles und berichte im tv, coop-zeitung frontseite usw, bei denen kamen plötzlich einfach viele menschen an konzerte, mitgeschleift von leuten, die die mal gesehen und überzeugend auf andere eingeredet haben ohne unterstützung von massenmedien. die medien intressierten sich plötzlich von selber für solche bands, ohne dass die band die medien zuerst „stupsen“ musste.
    und man muss sich als musiker hald auch bewusst sein, dass man kein recht auf erfolg hat, nur weil man musik macht und schon 5 freunde gesagt haben, dass man lässig sei.

  169. #169 David Bauer

    09:11 Uhr, 8.1.2010, Link

    Da Johannes nicht möchte: Sonst jemand hier, der gerne zusammen mit @theaeschli am nächsten Dienstag im Virus-Studio über dieses Thema diskutieren würde? Los, weg von der Tastatur, ran ans Mikro. Eure 15 Minuten Fame, gesponsert von 78s und Virus ;-)

  170. #170 Dominique Marcel Iten

    09:15 Uhr, 8.1.2010, Link

    Hier hat’s doch ganz viele Radiojournis =) Da findet sich sicher wer.

  171. #171 Mathias Möller

    09:19 Uhr, 8.1.2010, Link

    @Johannes: Klar macht es mitunter Sinn, Musik nach ihrer Herkunft zu kategorisieren, jeweils dann, wenn es einen distinkten Sound gibt, der die Musiker verbindet. Z.B. einen Sound of Manchester, oder Detroit, oder Weilheim. Das sehe ich allerdings nicht so gegeben in der Schweiz (lasse mich aber gern eines besseren belehren).

    Und ob man auf Musiker auf Grund einer gemeinsamen nationalen Herkunft stolz sein muss/darf/kann, weiss ich nicht. Da halte ich mich aber lieber zurück, weil es da schnell politisch wird und ich als Deutscher da vielleicht auch anders sozialisiert bin. Mir jedenfalls liegt es fern, auf eine Band stolz zu sein, nur weil sie aus Deutschland kommt.

  172. #172 Johannes

    09:34 Uhr, 8.1.2010, Link

    @DMI: Internationale Relevanz als Qualitätsmerkmal auszuschliessen, ist Blödsinn. Hingegen bin ich mit dir einverstanden: Bands, die mit ihrer Musik einen «internationalen Anspruch» haben, sollen nach Möglichkeit durchs nahe Europa touren.

    @the aeschli: Du bist ein Schöngeist sondergleichen und ich würde dir den gerne lassen. Wenn du hier aber Muse, die Beatles und Led Zeppelin in einem Atemzug nennst und ihnen gegenüber ein Multimedia-Phänomen Lady Gaga stellst, dann disqualifiziert das doch eigentlich sämtliche Posts, die du auf 78s je abgegeben hast. Zu deinem Positiv-Beispei: Was genau ist bis heute mit Züri West und William White auf dem internationalen Markt passiert? Und was könnte passieren, sie könnten sich mit 200 Tausend den Weg in diesen ebnen?

    Der springende Punkt: Wäre der Musikmarkt in der Schweiz grösser, könnten Band mit vergleichbarem nationalem Erfolg diese Mittel selber erwirtschaften. Weil das nicht möglich ist, muss hier die Förderung ansetzen.

  173. #173 Dominique Marcel Iten

    10:23 Uhr, 8.1.2010, Link

    @Johannes:
    Internationale Relevanz habe ich gar nicht ausgeschlossen. Ich sage, dass sich Qualität nicht nach Herkunft richtet.
    Die Internationale Relevanz ist (insbesondere im Pop-Bereich) ein Gradmesser.
    Den angesprochenen „Internationalen Anspruch“ haben viele Bands. Nur sind wir dann wieder beim Thema „Für unter 400 spielen wir gar nicht“ oder „kein Monitoring? Ohne uns“…es ist lächerlich, dass viele, oft hoffnungsvolle Bands, an dem scheitern.
    Meiner Ansicht nach würde auch schon Tourförderung im kleinen Rahmen etwas bringen. Klar, den grossen Durchbruch im Ausland schafft man damit nicht, aber es würde manch einer Band enorm helfen, wenn sie bei einer Tour nicht 5000.- selber draufzahlen müssen…
    Stellt sich hier natürlich wieder die Frage: Wie viel bist du bereit zu opfern?

  174. #174 Johannes

    11:15 Uhr, 8.1.2010, Link

    @DIM: Ohne jetzt hier eine Qualitätsdiskussion loszutreten und um beim diskutierten Thema zu bleiben: Ich plädiere für mehr Patriotismus im Bezug auf Musik aus der Schweiz. Ganz generell. Ein Priese mehr Stolz auf unsere Kulturgüter, würde uns Identität stiften (darum und nur darum geht es bei staatlicher Kulturförderung!) und uns die Angst vor der grossen weiten Welt nehmen. Und das tut bitter Not, wie die Resultate von gewissen Volksabstimmungen deutlich machen. Deswegen hier den Nationalsozialismus an die Wand zu malen, ist Verhältnisblödsinn (@Möller).

    Die 5000.- für ihr Tourdefizit kann eine 5-köpfige Band problemlos selber finanzieren, indem alle ihre Mitglieder ein halbes Jahr nicht rauchen. Die Förderungsfrage darf nicht lauten: «Wo helfen wir, damit geholfen ist?», sondern: «Wo geht es ohne unsere Hilfe nicht?».

  175. #175 Dominique Marcel Iten

    11:33 Uhr, 8.1.2010, Link

    @Johannes:
    Stell dir vor, es gibt sogar Nichtraucher unter den Musikern =)
    Natürlich kann man sich das „zusammensparen“.
    Aber nur mal, um dir zu zeigen, was man als Newcomer auf einer Tour alles bezahlt:
    – Treibstoff
    – Autobahntaxen
    – Fähre
    – Enormer Verbrauch von Kleinmaterial (Saiten, Sticks etc.)
    – Ab und an ein Motelzimmer (du hälst nicht Wochenlang in einem Bus durch…mehr als 1 1/2 Wochen geht nämlich auch an die Gesundheit und an die Performance auf der Bühne)
    Man darf den „Eigenverbrauch“ der einzelnen Personen dann nicht wegdenken, wie z.B. das komplette Essen. Cathering gibt es auf dieser Stufe nur selten und neben wenn, dann sind trotzdem noch 2 Mahlzeiten ausstehend).
    Jeder, der eine Tour nicht selbst so durchgezogen hat, kann nicht mal Ansatzweise behaupten, zu wissen wovon er spricht.
    Aber du hast Recht, es geht auch ohne…irgendwie. Nur ist man als Band prinzipiell knapp (dank der letzen CD-Produktion und den frisch gedruckten Shirts). Meiner Meinung nach lohnt es sich kulturell genau so, eine junge Band mit einem kleinen Betrag zu unterstützen, die aber auch ein Risiko eingeht, wie den grossen, in der Schweiz etablierten Musike von sämtlichen Risiko zu entlasten.
    Und im Punkt mit dem Stolz auf die eigenen Kulturgüter: Damit unterstreichst du ja auch Davids Plädoyer. Und ich stimme dir zu, man sollte als Schweizer endlich zur eigenen Kultur stehen können.

  176. #176 Chris

    12:00 Uhr, 8.1.2010, Link

    Vielleicht liegt der Komplex auch in der Sprache. Ich denke da z.B an Stiller Has. Die haben sicher keinen Komplex mit ihrer Musik, da sie Mundart singen und alles ehrlich aus der Seele herausspringt ohne das ganze noch ins englische zu übersetzen. Sie sind erfolgreich, sind innovativ und alles passt irgendwie zusammen. Wenn eine Schweizer Band auf englisch singt und der/die Sänger/in keinen englischen Background besitzt, kommt das meistens sehr blass daher – nicht überzeugend genug für die grosse Welt der Musik. Ok es gibt auch viele schwedische Bands die erfolgreich auf englisch singen, aber dort ist diese Sprache auch besser verankert als bei uns. Man muss zuerst vor seiner eigen Haustür wischen, dann klappt’s auch mit dem Nachbarn. Ausserdem wäre es von Vorteil, wenn wir Schweizer mehr singen und tanzen würden, um nicht immer so auszusehen als würden wir mit einem Stock im Arsch herumlaufen (ich entschuldige mich für die Wortwahl).

  177. #177 tina

    12:10 Uhr, 8.1.2010, Link

    Der Vollständigkeit wegen ;-) habt ihr im Eifer des Gefechtes auf eurer Mega Konzertagenda doch glatt vergessen, übrigens nicht zum ersten Mal! Und vor allem als Plädoyer für bessere Musik, die wir glücklicherweise hier bei uns entdeckt haben und soo gerne wieder mal in Germany hören täten!!!
    Fördert die, die es schon seit Jahren verdienen und zieht dann eure Dandies, Mananas, Christophers, Cecilia Winters und wie sie da alle heißen nach..außerdem wird es keinen anderen Weg als den der Förderung und der Knüpfung von Netzwerken geben, egal in welchem Land, allein schon auf Grund der Krisenanhäufung an allen Ecken und Enden. Was beim deutschen Film funktionierte wird mit etwas Zeit, Beseeltheit und Glück auch wieder die Musikszene aufstellen überall.

    LOVEBUGS

    12.02.2010 La Fermata Falera
    26.02.2010 Casino Herisau
    04.03.2010 Alte Taverne Adelboden
    05.03.2010 Nordportal Baden
    06.03.2010 D!Club Lausanne
    12.03.2010 Schüür Luzern
    13.03.2010 Z7 Pratteln
    25.03.2010 Härterei Zürich

  178. #178 Jane

    15:04 Uhr, 8.1.2010, Link

    Schönes Thema! Schöne Diskussion! Bleibt nur noch zu hoffen, dass sie irgendwo weitergeht und nicht im Sande verläuft…

    Man diskutiert hier vermischt über einerseits die Begeisterung im eigenen Land für CH-Musik, und andererseits über das Image und den Wert der Schweizer Musik im Ausland. Ersteres muss sicher mal gegeben sein, um letzteres zu erreichen – sowohl bei den Hörern als auch den Veranstaltern in der Schweiz. Da sehe ich aber vieles im Aufwind und bin guter Dinge. Was hingegen das Image der CH-Musik im Ausland angeht, da besteht eine riesige Baustelle.. oder besser gesagt ein leeres Feld.

    Obwohl Kulturförderung oftmals die faulen Ärsche anspruchsloser und unmotivierter Musiker stopft, finde ich die Überlegungen einer staatlich geförderten gesamtschweizerischen Anstrengung zur Aufbesserung des Images von Schweizer Musik im Ausland durchaus interessant. Wenn ich nämlich, wie gestern geschehen, E-Mails vom Exportbüro für französische Musik (french-music.org) bekomme, wo die heissesten neuen Acts aus Frankreich (die nächste Woche an der europäischen Musikkonferenz Eurosonic auftreten) vorgestellt werden, und SOPHIE HUNGER einfach mal eben annektiert und als Französin lobgepriesen wird… dann fehlt doch bei uns in der lieben kleinen Schweiz einfach etwas!

    Mal etwas grösser und weiter denken, und die kleine Schweizer Musikszene als edle Perle, die sie ja auch ist, im Ausland verkaufen – so müsste das sein. Eine grössere Perspektive kann der Schweizer Musikszene auch im Innern viel Anschub verleihen. Und grössere Perspektiven öffnen auch das Auge des Betrachters, oder in unserem Fall das Ohr des Schweizer Musikhörers…

  179. #179 der andere

    15:09 Uhr, 8.1.2010, Link

    nun nach ewigem hin und her habe ich beschlossen doch noch einen kommentar abzugeben
    ich bin auch mit konzert organisieren usw. beschäftigt und musste einfach folgende Feststellungen machen
    – CH Musiker haben oft ein „Attitude“ oder ein Einstellungsproblem, d.h. sie erwarten mehr Ruhm, Geld oder was auch immer. Viele ( nicht alle ) wollen den „grossen“ Erfolg schon am anfang. Offenbar besteht eine gewisse Hemmung, man will nicht als verlierer dastehen, der vor 3 Leuten spielt und kein Geld bekommt. Die Relevationen stimmen irgendwie nicht. Dabei weiss jeder der mal ein Buch über Rock/pop Musik gelesen hat, dass, egal ob Nirvana, Beatles, Radiohead, Oasis oder wer auch immer, alle „guten“ so angefangen haben.
    Weit weit unten, und niemand hat sie gemocht!
    – Der lange Atem fehlt.
    – Die CH Musikszene leidet an ihrer eigenen Isolation, welches aber ein grundsätzliches CH Problem ist. Wie in einem abgeschlossenen Zimmer, rennen die Musiker rum und fragen sich, warum nichts funktioniert.
    – Tatsächlich werden Fördergelder falsch eingesetzt. Das ist im CH Film genaugleich. Das liegt ganz einfach daran, dass die Leute die für die Gelder verantwortlich sind KEINEN BLASSEN SCHIMMER von Pop- oder Filmkultur haben. Da liegt das Problem darin, dass in der CH nie eine wirkliche Kulturlandschaft entstanden ist, was daran liegt, dass sich Leute weder wehren noch durchsetzten mussten, oder sich neu orientieren. Die wenigsten dort sind Liebhaber, sondern einfach nur Egomonster die gerne an Anlässen rumstehen um Mädchen zu beeindrucken. Das Herz, die Leidenschaft fehlt.
    – Wenn man Musik machen will, macht man die einfach, egal wie und wo.
    – CH Szenen behindern meist nur. Auch 78s.ch ist nicht immer unschuldig. Anstatt zu fördern, spielt man oft den Polizist und fördert einen Status Quo.
    – Tatsache ist und bleibt dass Pop und Rock Musik immer ein Auffangbecken für Aussenseiter war, aber trotzdem immer seltsame Szenepolizeistaat strukturen enstehen.
    Zum schluss möchte ich einfach sagen, man sollte wieder zurückbuchstabieren und die eigene Einstellung überdenken und die Liebe zur Musik über alles andere stellen.
    zum schluss eine frage: Was wollt und erwartet ihr eigentlich?

  180. #180 Johannes

    10:03 Uhr, 9.1.2010, Link

    @Jane: Sehr schön!

    @DIM: Junge Bands sollen durch Netzwerk und Organisation auf ihrer Europatour unterstützt werden. Die Finanzen fliessen folglich sinnvollerweise in den Aufbau und Unterhalt dieser Infrastruktur. Unzähligen Bands fünf Tausend «Europatourförderung» auszuzahlen mir der Hoffnung, dass es jede 100. zu etwas bringt, ist kein tragbarer Umgang mit Steuergeldern und der Effekt dürfte gleich Null sein.

    @der andere: Es scheint mir doch ein wenig übers Ziel hinaus geschossen zu behaupten, «die da oben» an den Förderhebeln haben keine Ahnung und seien Egoisten.

    Die Diskussion über die staatliche Förderung von Kultur ist eine Diskussion über die Identität des Staates. Die Frage lautet nicht: «Was wollt und erwartet ihr?» (@der andre), sondern: «Wer sind wir und wer wollen wir sein?».

    Ich lese hier immer wieder Worthülsen wie «Gute Musik» und «Qualität». So lange wir uns über die Inhalte dieser Begriffe nicht einig sind und uns gleichzeitig immer wieder dahinter verstecken, wenn es konkret wird, werden wir uns nicht über die Förderungsstrukturen einig werden. Und da wir hier in der Schweiz tendenziell dazu neigen, von unserer Meinungsfreiheit rege Gebrauch zu machen und überall ein Wörtchen mitreden möchten, tut es dringend Not, hier zumindest eine ähnliche Vorstellung zu entwickeln.

    @David: Was ist denn genau die «bessere Musik», für die diese Plattform geschaffen wurde?

  181. #181 David Bauer

    10:21 Uhr, 9.1.2010, Link

    Besser ist, was wir für mehr als gut halten. Bessere Musik ist mit Leidenschaft gemacht und reisst mit. Das genau definieren zu wollen, kann aber nur scheitern.

    „Magazin für bessere Musik“ ist ausserdem zweideutig. Einerseits: eine Plattform, auf der bessere Musik vorgestellt wird. Anderseits: eine Plattform, die sich dafür einsetzt, dass diese bessere Musik stärker wahrgenommen wird.

  182. #182 Patrik

    12:35 Uhr, 9.1.2010, Link

    @ Hasu: Ganz genau.
    Dass niemand realisiert, dass Hasu (Sänger und Gitarrist der Peacocks) mit seinem Post den Nagel auf den Kopf trifft, wiederspiegelt sehr schön das Niveau dieser Diskussion. Viel wird fabuliert über das „wenn und aber“ und das „warum und weshalb“, aber kaum einer von den Schreibern hat wirklich eine Ahnung. (Nicht dass ich eine hätte.)
    Die Peacocks: übrigens meines Wissens weit und breit die einzige CH- Band, die sich seit Jahrzehnten den Arsch abspielt, und zwar i.n.t.e.r.n.a.t.i.o.n.a.l.; ohne, dass das in der Schweiz gross beachtet wird. Die Peacocks sind halt einfach zu wenig „Indie“ und wahrscheinlich auch zu faul jeder Füdlizeitschrift ihre selbsverfassten Werbezettel zu verschicken.
    Ich fordere: Viel mehr fundierte, von mir aus auch böse Kritik und weniger gegenseitiges Arschgekrieche à la: „Ou, der kennt im Fall den und den, und wenn wir nett sind zu dem, können wir vielleicht mal im abart spielen, oder dann schreibt er was auf 78s…“

  183. #183 Michael

    12:52 Uhr, 9.1.2010, Link

    Ich habe jetzt nicht alle Kommentare gelesen, wiederhole also wohl bereits Gesagtes. Das ist aber denke ich nicht weiter schlimm. Ich finde den Artikel und vor allem die Diskussion wichtig. Man muss aber sehr aufpassen, dass man das Pendel nicht in die andere Richtung ausschlagen lässt. Will heissen: Man könnte solche Forderungen auch als Maulkorb missverstehen, als Erstickung von Kritik im Keime. Weil dann jeder, der mit einer gewissen CH-Band nichts anfangen kann, gleich als kleingeistig und ignorant abgekanzelt wird. Vielleicht auch gerade deswegen, weil sie in einem anderen Magazin nach vorne geschrien wurde (Thema Meinungsbildung). Wenn ich mir eine Band wie z.B. Neviss anhöre, dann finde ich sie gut bis sehr gut, nicht weil sie in der CH einzigartig ist, sondern weil sie dem Vergleich mit meiner gesamten Plattensammlung standhalten kann. Diese ist subjektiv zusammengestellt, so wie das immer ist. Neviss haben es verdient, in den Fokus gestellt zu werden, auch weil wir die eigene Szene fördern sollten. Aber es darf nicht sein, dass man jede CH-Band, die 2-3 gelungene Songs geschrieben hat, zum Superding heraufbeschwört oder hoch bewertet, nur weil man sie pushen möchte. Damit verlieren Magazin und Band ihre Glaubwürdigkeit und das dient am Ende niemandem (@Patrik: ja, das gilt auch für Bands, die man persönlich kennt). Es stellt sich generell die Frage: Braucht es Musikrezensionen überhaupt? Wenn nein, braucht es auch keine Musikmagazine mehr, da es schlichtweg reicht, eine Online-Newsseite einzurichten. Ich bin aber nicht der Meinung, dass jeder die Zeit hat, unter hundertausenden von Bands die Spreu vom Weizen zu trennen und jede Band selber zu entdecken, die einem gefallen könnte. Wenn ich aber weiss, dass ein Magazin grundsätzlich gegenüber Schweizer Bands wohlwollend eingestellt ist, um möglichst nicht kleingeistig zu erscheinen und das heimische Schaffen möglichst zu pushen, dann lese ich die Beiträge wiederum mit einer gewissen Skepsis, was ja gerade nicht das Ziel eines Beitrages über eine CH-Band sein soll – sofern ich das hier richtig verstanden habe.

  184. #184 David Bauer

    20:26 Uhr, 9.1.2010, Link

    @Michael
    Wir bei 78s sind Schweizer Bands gegenüber nicht „grundsätzlich wohlwollend eingestellt“, wie du das andeutest. Schlechte Musik bleibt schlecht und wird von uns nicht schöngeredet, nur weil sie aus der Schweiz kommt. Ich plädiere auch nicht dafür, Schweizer Bands gegenüber unkritisch zu sein. Das wäre in der Tat fatal und würde niemandem nützen. Was ich fordere, ist Offenheit und die Bereitschaft, Schweizer Musik nicht anders gegenüber zu treten als ausländischer.

  185. #185 Michael

    13:54 Uhr, 10.1.2010, Link

    Das wollte ich so direkt nicht andeuten – ich kann nicht sagen, wie viele kritische Beiträge ihr über CH-Bands bereits verfasst habt. Es sind mehr Bedenken, die ich geäussert habe. Bedenken, in Zukunft die Kleingeistigkeit oder Antiswissness vorgeworfen zu bekommen, wenn man vielleicht eben eine andere Meinung hat. Ich meine, die Arctic Monkeys gefallen auch nicht jedem.

    > Weil aber das Vorwärtskommen mit etwas Rückenwind leichter fällt, dürfen wir unsere Schweizer Bands und Künstler ruhig ein wenig nach vorne schreien.

    Wenn man Schweizer und ausländischer Musik mit derselben Einstellung gegenübertreten soll, lässt sich das dann mit einer solchen Aussage vereinen?

  186. #186 David Bauer

    14:13 Uhr, 10.1.2010, Link

    Darauf gibt’s zwei Antworten. 1. In der Schweiz wurden Schweizer Bands lange genug belächelt und kleingeredet, also ist etwas Nachholsupport legitim. 2. Wir Schweizer tun dasselbe ja oft genug mit ausländischen Bands. Indem wir rumerzählen, wie cool Vampire Weekend sind und The XX. Also bevorteilen wir die Schweizer Bands nicht, wenn Sie auch sie mal etwas „nach vorne schreien“.

    So war das gemeint.

  187. #187 Patrik

    19:31 Uhr, 10.1.2010, Link

    Aber warum läuft dann in der wöchentlichen 78s-Radiosendung so wenig CH-Stuff? In der aktuellen Sendung, wenn ich richtig geschaut habe, gar nix. Das will mir echt nicht in den Kopf. Ich mein, da gäbe es doch genug gute Musik, die genau so auch wirklich mal gehört würde… indem sie einfach in ein globales Programm „besserer Musik“ hinein gemischt wird.

  188. #188 Mathias Menzl

    22:21 Uhr, 10.1.2010, Link

    da wir jeweils die vorgehende woche beleuchten und nicht jede woche eine super ch-band daherkommt, hats nix drin. aber du hast in der tat ein manko aufgedeckt, da könnten wir schon noch mehr machen. nächsten dienstag hats eine drin, eine sehr feine sogar.

  189. #189 David Bauer

    22:28 Uhr, 10.1.2010, Link

    Das ist ein bisschen wie mit den deutschen Professoren an Schweizer Unis. Grösserer Fundus, grössere Präsenz. Dein Vorwurf hat aber natürlich was. Wir geloben Besserung. Wie Mathias aber schon richtig sagt: Es gibt nicht jede Woche was neues aus der Schweiz, das reinpasst (zumal es bei Virus eine andere Sendung gibt, die sich explizit Schweizer Musik widmet). Und eine Schweiz-Quote bei uns würde ja gerade nicht unserem Verständnis entsprechen.

  190. #190 the aeschli

    07:46 Uhr, 11.1.2010, Link

    @ david bauer
    ich kann morgen nicht zu virus kommen, mein derzeitiger gesundheitszustand lässt diese woche grad nichts zu, vorläufig, sorry, ein ander mal aber gerne

  191. #191 Patrik

    10:58 Uhr, 11.1.2010, Link

    @Matthias: Da bin ich gespannt, was da kommen wird.
    @David: Gegen CH-Quote bin ich auch. Aber rein von Euren Blogs her, wo oft neue CH-Sachen vorgestellt werden, wäre da definitiv Luft nach oben.

  192. #192 David Bauer

    11:00 Uhr, 11.1.2010, Link

    @Patrik
    Wie gesagt: völlig einverstanden.

  193. #193 dominik

    20:56 Uhr, 11.1.2010, Link

    Frankreich hatte doch ziemlich Erfolg mit einer Quote für einheimische Musik im Radio. Ein diktatorischer Ansatz, aber (ohne, dass ich jetzt die genauen Zusammenhänge oder Fakten kenne) wenn man sieht wieviel gute Musik jetzt aus Frankreich kommt… Warum nicht?

  194. #194 Pwei

    12:46 Uhr, 12.1.2010, Link

    Im frankophonen Raum bringt die Quote etwas, weil mit Frankreich, Belgien, Teilen Kanadas und der Schweiz, den ehemaligen Kolonien und den Überseegebieten auch ein entsprechend grosser, französischsprachiger Wirtschaftsraum zur Verfügung steht. Für Schweizerdeutsches gibt es schlichtwegs keinen genügend grossen Absatzmarkt.

  195. #195 Hasu

    13:41 Uhr, 12.1.2010, Link

    @Pwei
    Bei solchen Quoten, gehts eher um die Unterstützung einheimischer Musik und weniger um die Sprache. Da muss jetzt nicht französisch gesungen werden um Quote zu erfüllen.

  196. #196 Dominique Marcel Iten

    13:58 Uhr, 12.1.2010, Link

    Ich frage mich manchmal: Hört ihr überhaupt Radio?
    Ist euch schon mal aufgefallen, wie viel Schweizer Musik in den Schweizer Radios gespielt wird? Selbst auf DRS3?
    Natürlich, es kommt viel Mist und im Vergleich ist Schweizer Musik im Hintertreffen, aber so wie hier viele reden, könnte man den Eindruck haben, dass da in den Schweizer Radiostationen gar keine Schweizer Musik läuft.
    Vor allem, da wir grossartige Sender wie Kanal K oder 3Fach haben, die sich Schweizer Musik gross auf die Stirn schreiben. Natürlich, das sind Alternativsender, aber trotzdem. Wer täglich DRS3 hört hat prinzipiell auch nicht den Anspruch, neue, alternative Musik zu entdecken.
    Dafür gibt es dann wieder Virus.

  197. #197 Nik

    22:23 Uhr, 12.1.2010, Link

    Dass die Schweiz keine gute, innovative Musikszene hat stimmt auf keinen Fall. Die Frage ist bloss: Wer wird denn von wem gefördert und was wünscht sich der durchschnittliche Radiohörer die Konzertgängerin? (Der meistgewünschte Song auf DRS3 ist „Ewigi Liebi“) Wie gross ist die Schweiz im Vergleich zur USA, respektive wie klein? Wie gross ist der hiesige Markt? (gross nicht gleich besser!) Ich behaupte, dass viele Schweizer Musiker gar nicht die Chance haben richtig gross zu werden , weil das Publikum fehlt und die Clubs lieber auf bekannte Namen aus dem Ausland setzen (In den Staaten hört die Mehrheit auch Britney Spears, aber die Minderheit zählt immer noch ein paar Millionen. Hier ein paar wenige Tausend. Und es geht immer noch auch ums Geld. Leider, aber das ist eben die Realität.) Trotzdem: Vielleicht sollten sich viele (nicht alle!) Schweizer Bands verhalten wie solche aus z.B. den USA, Kanada, England, Schweden oder auch Deutschland, die oft während Jahren fast gratis durch die halbe Welt touren, um irgendeinmal vielleicht berühmt zu werden. Vor allem aber, weil sie die Musik lieben, die sie machen, und dafür leben. Hier hat man ja das Gefühl gleich auf der ganz grossen Bühne stehen zu dürfen, weil man während ein paar Wochen im Airplay von DRS3 war. In der Schweiz ist man schnell wer, auch wenn man in der Welt noch ein Niemand ist. Ich bin selber Booker und Veranstalter und versuche das einheimische Musikschaffen zu fördern. Aber ganz so einfach ist das nicht.

  198. #198 SchorschGaggo

    22:24 Uhr, 12.1.2010, Link

    Leider konnte ich die Sendung auf Virus nicht live hören. Würde mich aber wundernehmen. Gibts diese auch als Podcast? Wenn ja, wo ? Und ab wann ?
    Besten Dank

  199. #199 David Bauer

    22:39 Uhr, 12.1.2010, Link

    Die aktuelle Sendung ist jeweils eine Woche lang (bis zur nächsten Sendung) als Loop-Stream hier zu hören: http://www.78s.ch/78s-bei-radio-drs-virus/ (den Link gibt es auch in der Fusszeile unserer Website).

  200. #200 tobtob

    22:42 Uhr, 12.1.2010, Link

    200

  201. #201 David Bauer

    23:24 Uhr, 12.1.2010, Link

    Der 78s all time Kommentarrekord ist in Griffweite: http://www.78s.ch/2007/09/23/tecktonik-killers/. Und wenn wir ehrlich sind, ist diese Diskussion doch die würdigere Rekordhalterin als die derzeitige.

  202. #202 Dominique Marcel Iten

    02:23 Uhr, 13.1.2010, Link

    @Nik:
    Glaub mir, es gibt viele Bands, die für wenig oder gar kein Geld gerne gute Bühnen oder halt einfach Bühnen spielen würden.
    Es ist dann aber jeweils hart, wenn du mit Bands redest, die immer wieder tolle Support Slots haben und auch oft spielen, und dann genau diese Leute motzen hörst, dass sie ne Show beinahe abgesagt haben, weil sie nur 500.- kassiert hätten.
    Auf gewisse Art und Weise kann ich die Frustration vieler Bands verstehen…und es gibt so manche Band, die genau daran zerbricht.

  203. #203 Johannes

    07:56 Uhr, 13.1.2010, Link

    @DMI: Dieses Phänomen hat der Herr Krebs hier sehr schön auf den Punkt gebracht:
    http://www.78s.ch/2007/11/17/78s-motel-marc-krebs-genug-gejammert

    Bevor eine Band nicht so viele Zahlende zieht, damit mit den Eintritten die Produktion bezahlt werden kann, ist es per se jenseitig, überhaupt einen Rappen Gage zu verlangen. Es gibt was warmes zu essen und ein paar Bier. Anspruch auf Gage besteht, wenn der Laden voll ist. Alles andere ist Hobby. So.

  204. #204 chris

    10:29 Uhr, 13.1.2010, Link

    @ johannes: netter artikel, hab‘ ich noch nicht gekannt – danke.
    aber: erstens gibt es hier kaum die möglichkeiten, sowas durchzuziehen: welches hotel, café, etc. lässt hierzulande mucker in der lobby spielen, wenn’s nicht gerade ein jazz-pianist ist? desweiteren sind die auftrittsmöglichkeiten viel zu rar gesät. und schlussendlich kommen noch die transportkosten dazu… wenn ich also als musiker irgendwo tatsächlich einen gig krallen kann, dann ist das schon erfreulich genug. aber noch 100 stutz draufzuzahlen, das liegt nicht bei jedem drin, da geht die rechnung nun wirklich nicht drauf.

  205. #205 Nik

    10:41 Uhr, 13.1.2010, Link

    @chris: es gibt kaum ein land mit einer höheren dichte an kleinen netten clubs, beizen oder bars, wo „kleine“ oder noch unbekannte bands auftreten können wie in der schweiz. und da die schweiz ein kleines land ist mit geringen distanzen, sind auch die transportkosten ziemlich tief.

  206. #206 chris

    10:46 Uhr, 13.1.2010, Link

    @ nik: ok, ich muss mich glaub’s erklären: kommt halt auf die mucke drauf an. so ’nen songwriter in die ecke zu stellen, liegt schnell noch drin. aber sobalds ordentlich lärmt ist dann schnell mal schluss mit den möglichkeiten – und so ’ne komplette band mit backline und zwei autos hin und zurück zu fahren, das kostet schnell mal was. klar muss man ja nicht gleich das drumkit mit zwei kicks und fünf toms, und dazu noch zwei komplette marshall-stacks mitbringen. aber dennoch.

  207. #207 Johannes

    11:08 Uhr, 13.1.2010, Link

    @Nik: Es kommt drauf an, ob die Band Publikum zieht. Tut sie das, bekommt sie auch Bühnen. Zieht sie kein Publikum, braucht sie keine Bühne.

  208. #208 chris

    11:15 Uhr, 13.1.2010, Link

    @ johannes: aber genau da liegt das problem ja begraben:
    wie zur hölle soll eine band publikum ziehen, wenn sie nicht an ihrer live-performance arbeiten kann? und nein, ‚wozu haben sie einen proberaum?‘ zieht nicht.

  209. #209 Johannes

    11:17 Uhr, 13.1.2010, Link

    @David: Übrigens brauche ich für meine Postings hier eine Gage von CHF 200.- und ein warmes Nachtessen und Freibier. Wenn du das nicht bezahlen kannst, dann schau doch mal, ob du Kulturförderung für deine Plattform bekommst. Es ginge drum dann wirklich einfach mit den Schreiben hier, weisch…;)

  210. #210 Johannes

    11:20 Uhr, 13.1.2010, Link

    @chris: Wenn eine 5-köpfige Band ihren Freundeskreis mobilisiert, hat sie 100 zahlende Gäste. Schafft sie das nicht, sollte sie sich Gedanken über ihren Freundeskreis machen, nicht über ihre «Live-Performance». I’m deeply sorry to say so…

  211. #211 chris

    11:26 Uhr, 13.1.2010, Link

    @ johannes:
    hast du tatsächlich 100 freunde, die dich vom norden der schweiz ins tessin an einen gig begleiten? gratuliere! ich selber betreibe leider keine sekte…
    scherz beiseite: scheint mir dann doch etwas utopisch. tatsache ist, dass das wohl kaum jemand schafft.
    zumal ich leute an einem gig sehen möchte, die tatsächlich was mit der musik anfangen können – und nicht einfach nur freunde sind, und meinen output supi toll finden.

  212. #212 Patrik

    11:32 Uhr, 13.1.2010, Link

    @johannes: das ist eine sehr einfache haltung, die dem problem nicht gerecht wird. eine band zieht in ihrer stadt freunde an, da gebe ich dir recht. aber eine band, die spielen will, will auch raus aus dem gewohnten umfeld und da ist es dann plötzlich nicht mehr möglich, auf freunde zu setzen… in jeder stadt beginnt es wieder von vorne. das ist harte arbeit!

  213. #213 Nik

    11:38 Uhr, 13.1.2010, Link

    @chris und patrik: ich sage nur NETZWERKen! das macht so vieles möglich.

  214. #214 chris

    11:52 Uhr, 13.1.2010, Link

    @ nik: komplett einverstanden. zines anschreiben, kontakte anrufen, szenen infiltrieren… aber trotzdem – das baut sich langsam und mühsam auf. leere sääle, resp. 5 – 10 zahlende gäste sind einfach keine seltenheit, und das hat nix mit der qualität der darbietung oder der musik zu tun.

  215. #215 Johannes

    11:58 Uhr, 13.1.2010, Link

    @chris: Ich sehe dein Problem. Es ist ganz einfach zu lösen: Zu Hause, wo du deine 100 Zahlenden ziehst, bekommt deine Band eine kleine Gage. Auswärts gibt’s nix. Liegt doch auf der Hand.

  216. #216 chris

    12:01 Uhr, 13.1.2010, Link

    @ johannes: jup, durchaus. was aber nix daran ändert, dass du als band trotzdem kosten hast, egal ob du leute ziehst oder nicht. und solange die nicht gedeckt sind, wirtschaftest du rückwärts, was nicht aufgeht. zumindest was für den sprit/unkosten müsste einfach drinliegen.

  217. #217 Mathias Möller

    12:01 Uhr, 13.1.2010, Link

    @Johannes: So läufts aber leider nicht. Die 100 Zahlenden kommen nicht, wenn du alle vier Wochen in deiner Heimatstadt spielst. Selbst deine besten Freunde tun sich das nicht so oft an.

  218. #218 Johannes

    12:13 Uhr, 13.1.2010, Link

    @chris: Das ist richtig. Und wessen Problem ist das? Eines vom Club, eines der öffentlichen Hand, oder eines der Band? Und wer soll es lösen?

    @Möller: Richtig erkannt. Dann gibt’s ab dem 2. Konzert in der Heimatstadt auch keine Gage mehr.

  219. #219 Hasu

    16:40 Uhr, 13.1.2010, Link

    Als Band wirtschaftest du jahrelang rückwärts. Irgendwie bist du ja auch an Gitarren und Amps gekommen. Und hast ein Demo aufgenommen. Und mietest dir einen Proberaum und die ganze Scheisse. Wie hast du das bezahlt? Da kannst du doch auch gleich noch hin und wieder die 200 Stuz aufwerfen um irgendwohin zu fahren. Ist halt Werbung in eigener Sache. Evtl kommt dann mal was zurück. Ist zumindest die Idee. Aber Hobby kostet halt. Und Gigs nicht spielen wegen zuwenig Geld? So kommst du ja nie in die Gänge. Was anderes ist es, wenn du Leute ziehst, bzw der Club Geld mit dir macht. Dann gibts auch für die Band was, logisch.

    Netzwerke aufbauen ist wichtig und richtig. Anderen Bands helfen und die helfen dann dir. Nicht Clubs kennen, sondern Leute, die dort Konzerte buchen. Selber Ideen haben, bei wem man zB Support sein will. Da sind die Booker oft froh drum, da sie die lokalen Vorbands auch irgenwann mal durch haben. Muss man halt schnell und konkret sein.

  220. #220 David Bauer

    19:43 Uhr, 13.1.2010, Link

    Nicht ganz uninteressant, übrigens, dass wir nun wieder darüber diskutieren, was Bands besser machen müssten…

  221. #221 Hasu

    20:35 Uhr, 13.1.2010, Link

    Und hier noch warum wir evtl auch glauben, CH-Bands taugen nix:

    -Bands werden nach einmaligem sehen oder hören, abgestempelt. Dabei kanns gut sein dass diese sich noch in ihrem Anfangsstadium befindet und ihre Entwicklung erst im Gange ist. Amis- oder Engländerbands sieht man halt oft erst, wenn sie schon so weit sind hier hinzukommen. Die Schülerbands touren ja noch nicht. Also gebt den Bands ne 2te und 3te Chance bzw Zeit.

  222. #222 the aeschli

    21:29 Uhr, 13.1.2010, Link

    genau, darum, wenn mit geld hantieren, dann die strassen bauen, und nicht die autos kaufen (siehe meine idee weiter oben)
    und wie hasu auch schon angetönt hat betr. hobby..: redet mal mit solchen sammlern, egal was, die arbeiten z.t. ja nur noch für etwas zu essen, ein bett in einem zimmer und alles andere kriegt ihr hobby! ich kenn nen irren, der hat 3 jahre hardcore gespart, nur um „seine“ IRON MAIDEN 23mal (!!) auf ihrer letzten welt tour zu sehen, in irgendwie 15 verschiedenen länder, 5 kontinenten. dem war das scheissegal, 70’000.-, ER WOLLTE DAS UMBEDINGT! sprich mal mit photographen, die geben 10’000e von franken aus für objektive und filter und was weiss ich, selbst ich hab schon eine nacht auf rigi-kulm gebucht um den sonnenaufgang zu photographieren, erwacht bin ich dann im nebel, 150.- für ein etwas exklusiveres frühstück…
    geht mal zu platten-junkies nach hause und fragt was die schon ausgegeben haben und ob sie auch nur einen franken bereuen, von mir aus auch comic-freaks, modelleisenbahner, leute mit einem schiff auf dem bielersee, oldtimer-hobby-restauratoren, bildhauer, kunstschnitzer, alle riesen auslagen, keine fragen nach förderung, aber mit viel freude dabei
    und ich glaube, wenn man als musiker soweit ist, dann wird man es auch weit schaffen

  223. #223 Johannes

    12:10 Uhr, 18.1.2010, Link

    Einige Schweizer Nachwuchsbands haben den Dreh mit der Gage begriffen. Ein Veranstaltungsmodell, das ohne einen Cent Fixgage funktioniert: http://www.monkeysonstage.ch

  224. #224 Tschino

    18:57 Uhr, 19.1.2010, Link

    sowas fehlt ausserdem auch in der schweiz:

    http://www.initiative-musik.de/index.php?id=26

  225. #225 duda

    08:59 Uhr, 20.1.2010, Link

    @tschino: so ein gequirrlte scheisse braucht die schweiz nicht. ich weiss es, ich lebe in deutschland. was die schweiz respektive die schweizer bands brauchen hat the aeschli oben treffend beschrieben: enthusiasmus und idealismus.

  226. #226 Tschino

    14:44 Uhr, 22.1.2010, Link

    @duda: was the aeschli beschreibt stimmt natürlich. aber weisst du was schweizer acts brauchen wo du doch gar nicht in der schweiz lebst?

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