Pete Drake lässt Gitarren sprechen
Von Nina Wyss | 11. Dezember 2009 | 3 Kommentare
Der amerikanische Produzent und Musiker Pete Drake hat im Jahr 1964 mit „Forever“ einen internationalen Hit gelandet, den er auch live im Fernsehen zum Besten gab. So manch einen Zuschauer dürfte dieser Auftritt sprachlos vor der Röhre zurückgelassen haben.
Abgesehen vom Moderator, der damals noch mit verschränkten Armen seiner Tätigkeit nachgehen durfte, und einer Horde von Mitmusikern, die ihren leeren Gesichtern nach zu urteilen allesamt aus Twin Peaks stammen, fällt vor allem diese kleine Metall-Box auf, die im sonst eher rustikalen Setting neben Pete Drake auf einem Ständer steht.
Das ominöse Kästchen, das die ländliche Idylle trübt, ist nicht etwa ein Vocoder sondern eine Talk-Box mit deren Hilfe Drake seiner Pedal Steel Guitar das Sprechen beigebracht hat. Er selbst gibt keinen Ton von sich, sondern formt mit seinem Mund lediglich Wörter, die den durch den Schlauch übertragenen Sound der Gitarren-saiten, die quasi als Stimmbänder fungieren, modulieren. In einem Interview gibt Drake an, dass er die Talk-Box ursprünglich für seine taubstummen Nachbarn erdacht hat, denen er mit Hilfe der sprechenden Gitarre zu einer Stimme verhelfen wollte.
Trotz dieser visionären Herangehensweise an die Musik ist Drake immer der Mann im Hintergrund geblieben und hatte als Produzent oder Gastmusiker bei unzähligen Country- und Rock’n’Roll-Hits, u.a. auf Alben von Bob Dylan, George Harrison oder Elvis, seine Finger mit im Spiel.
Pete Drake ist im Jahr 1988 gestorben. Ob seine Nachbarn je in den Genuss einer „Gitarrenstimme“ gekommen sind, ist ungewiss. Die Geschichten aber, die Drake mit seiner „Talking Steel Guitar“ zu erzählen hat, verschlagen einem für einen kurzen Moment auch heute noch die Sprache.