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Falco ist tot, Jeanny lebt

Von    |   16. November 2009   |   3 Kommentare

„Jeanny“ war der wohl kontroverseste Nummer-1-Hit der 80er. Der Song war Teil einer Trilogie, von der zu Falcos Lebzeiten jedoch nur zwei Teile erschienen sind. Nun ist der dritte Teil aufgetaucht.

Jeanny

In meiner Kindheit gab es zwei Songs, die mich das Fürchten lehrten. Beide trugen Personennamen und beide wurden hin und wieder im abendlichen Wunschkonzert gespielt. Der eine Song war „Hier kommt Alex“ von den Toten Hosen. Wenn das Stück in meinem Kinderzimmer ertönte, bekam ich es mit der Angst zu tun, denn ich befürchtete, Alex und seine Kumpels würden noch an diesem Abend in meinem Kaff auftauchen und eine Spur der Zerstörung hinterlassen. Mit Eisenketten würde die blutgeile Gang alles niedermachen, was sich ihr in den Weg stellt, so malte ich mir aus. Auch mich.

Der andere Song, der mir kalte Schauer über den Rücke jagte, war „Jeanny“ von Falco. Das Stück war für mich der Beweis, dass die bösen Männer, die mir angeblich auf dem Schulweg Süssigkeiten anbieten, um mich darauf zu verschleppen, tatsächlich existieren. Die eingespielte Vermisstmeldung machte dieses Lied zu einer erschreckend realen Geschichte. Ich glaubte, der böse Mann, der die arme Jeanny entführt hatte, würde sich mit seinem Opfer im Wald hinter unserem Haus verstecken. Hätte ich den Mut dazu gehabt, wäre ich das schöne Mädchen im Gehölz suchen gegangen – auch wenn die Chancen sie zu finden gering waren, sang ihr Entführer doch: „Niemand wird dich finden!“

„Jeanny, Part I“
[youtube stqv_miBsZ0]

Der provokante Song von Falco hat nicht nur mich geschockt. Aufgrund der vermeintlich verherrlichenden Stalker-Perspektive wurde „Jeanny, Part I“ damals von zahlreichen Radiostationen boykottiert. Trotzdem schaffte es das kontroverse Stück Ende 1985 auf Platz eins der Charts in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit „Coming Home (Jeanny Part II, One Year Later)“ lieferte Falco ein Jahr darauf die Fortsetzung des als Trilogie geplanten Song-Zyklus:

„Coming Home (Jeanny Part II, One Year Later)“
[youtube IowAUvpLqwg]

Der dritte Teil der Jeanny-Trilogie galt lange Zeit als verschollen, bis nach Falcos tödlichem Autounfall schliesslich der Song „Where Are You Now, Jeanny III“ auftauchte, um den sich verschiedene Verschwörungstheorien ranken.

„Where Are You Now, Jeanny III“
[audio:http://www.falcoforever.com/fans/jeanny3/jeanny_3.mp3]

Nun ist ein weiteres Stück aus dem Songs-Zyklus aufgetaucht, das als offizieller dritter Teil der Trilogie gehandelt wird. Nach einem Wasserrohrbruch im Archiv eines Frankfurter Tonstudios, in dem Falcos Produzent Gunther Mende gearbeitet hatte, stiess man auf Masterbänder aus dem Jahr 1987. Die Aufnahmen enthalten unter anderem das Stück „The Spirit never dies – Jeanny Final“. Von „Jeanny“ ist darin allerdings nichts zu hören und musikalisch ist das Stück ein Tiefflug. Trotzdem wird der Sensationsfund natürlich ausgeschlachtet: Der Song wird zusammen mit weiteren Fundstücken am 4. Dezember auf dem Album „The Spirit Never Dies“ erscheinen.

„The Spirit Never Dies (Jeanny Final)“
[youtube 2Fu6u9_H1ms]

Die Adventszeit hält ein weiteres Schmankerl für Falco-Fans bereit: Falcos Manager Horst Bork wird in den nächsten Tagen seine Biografie «Falco – die Wahrheit» veröffentlichen. Man darf auf ein authentisches Portrait des tragischen Austro-Pop-Helden hoffen.

3 Reaktionen

  1. #1 Cut & Paste

    00:02 Uhr, 19.11.2009, Link

    ja, sapperlot, schreibt ihr hier stinkfrech aus der wikipedia ab…

  2. #2 Ralph Hofbauer

    09:54 Uhr, 19.11.2009, Link

    lächerlich, dieser vorwurf. lies doch bitte mal den ganzen text. wusste gar nicht, dass es auf wikipedia kindheitserinnerungen zu lesen gibt.

  3. #3 Christoph Meier

    22:44 Uhr, 22.11.2009, Link

    Ich freue mich als grosser Falco-Fan, dass es nach langer Zeit
    wieder einmal etwas neues vom Falken gibt. Mit „The Spirit Never
    Dies“ wird die Jeanny-Trilogie abgeschlossen. Ein schöner Song,
    der genau richtig ist für die Vorweihnachtszeit. Von einem Tiefflug
    kann man da gar nicht reden. Damals hat der ehemalige Plattenboss von Teldec, Thomas Stein (DSDS), diesen und andere Songs für zu wenig
    gut befunden. Das war im Nachhinein eine Fehlentscheidung!

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