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Neues aus der Songschmiede von Nancy Elizabeth

Von    |   22. Oktober 2009   |   0 Kommentare

Nancy Elizabeth hat der Harfe den Rücken gekehrt und rückt auf ihrem zweiten Album das Klavier ins Zentrum. Mit „Wrought Iron“ hat die Songwriterin aus Manchester ihr Handwerk perfektioniert.

Nancy Elizabeth - Wrought Iron

Da Nancy Elizabeth so gut wie jedes Saiten- und Tasteninstrument beherrscht, kommt sie im Studio ganz gut alleine zu recht. Wie schon ihr Debüt hat die Britin auch ihr zweites Album im Alleingang eingespielt, lediglich für die Bläsersätze hat sie sich Hilfe geholt. Nach dem harfenlastigen „Battle And Victory“ rückt Nancy Elizabeth diesmal das Klavier ins Zentrum. Hinzu kommen Dulcitone, Gitarre, Vibraphon, Geige, Glockenspiel, Mundharmonika sowie dezente Perkussion.

Mit „Wrought Iron“ (dt. Schmiedeeisen) beweist Nancy Elizabeth aufs Neue, dass sie ihr Handwerk versteht. Die Songwriterin aus Manchester schmiedet ihre Songs mit viel Geduld. Sie purifiziert ihre Musik, bis sie makellos rein ist. Das einleitende „Cairns“ kommt so schlank und elegant daher wie ein geschmiedetes Gartentor. Wer dieses passiert, betritt ein Grundstück, das für eine stille Dreiviertelstunde als Refugium dienen kann. Melancholisch schreitet man durch den Garten und staunt über die filigranen Ornamente, die Nancy Elizabeth aus dem glühenden Eisen gehämmert hat.

Der unspektakuläre Kammerfolk von Nancy Elizabeth glänzt durch Understatement. Dass Elizabeth den Minimalismus von Steve Reich mag, ist den schlichten Arrangements anzuhören. Ihre Stimme klingt wie eine viktorianische Variante von Feist, lediglich in „The Act“ glaubt man eine schüchterne PJ Harvey vor sich zu haben. Ihr Timbre ist weit weg von der Exaltiertheit von Joanna Newsom, sie dehnt die Vokale unaffektiert und selbstvergessen. Die natürliche Ausdrucksweise mag von der Umgebung herrühren, in der die Songs entstanden sind: Geschrieben hat Nancy Elizabeth die elf Songs bei ihrer Grossmutter auf den Faröer Inseln und im spanischen Aragon, eingespielt hat sie das Album in North Wales.

Wer eine romantische Ader hat, dem sei „Wrought Iron“ wärmstens empfohlen. Songs wie „Lay Low“, „Bring On The Hurricane“ oder „Feet Of Courage“ (s.u.) sind die beste Decke für einen kalten Winter. „Winter, Baby“ heisst denn auch der Song, der dieses bescheidene und doch beeindruckende Album beschliesst.

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