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Handzahme Monster: Monsters of Folk

Von    |   18. September 2009   |   0 Kommentare

Monsters of Folk veröffentlichen ihr langerwartetes Debüt. Die hohen Erwartungen werden vom selbstbetitelten Album erfüllt, aber nicht übertroffen.

Monsters Of Folk

Lassen wir das Wort Supergroup aussen vor und sprechen stattdessen von einer Kollaboration von vier Musikerfreunden, die aus drei verschienen Kontexten stammen. Das Cover zeigt die Gesichter, die hinter dem Projekt amerikanischer Provenienz stecken. Eines davon hat schon manches Zeitschriftencover geziert, die anderen drei Persönlichkeiten haben bislang erfolgreich am Prominentenstatus vorbeimusiziert. In den Plattenläden wird man auf dem Album den obligaten Sticker „featuring Conor Oberst & Mike Mogis of Bright Eyes, Jim James of My Morning Jacket and M. Ward“ anbringen.

Monsters of Folk, die 2004 anlässlich einer Konzertreihe erstmals gemeinsam musiziert haben, waren in Ohama und Malibu im Studio. Man kann sich einbilden, dass sich dies auch in der Musik spiegelt: Die Platte bietet sonnige Klänge aus dem Sunshine State sowie schattige Melancholie aus dem Mittleren Westen. Nach dem überraschend souligen Auftakt „Dear God“ folgt Conor Obersts erster Auftritt mit dem Song „Say Please“, den die Band bereits vorab verschenkt hat. Weiter gehts mit „Whole Lotta Losin'“ im gestreckten Galopp Richtung Nashville. Bei „Temazcal“ drosselt das Quartett erstmals das Tempo, während Oberst dem Hörer ein Souvenir seiner Mittelamerikareise serviert.

„The Right Place“ klingt wieder sehr Country-lastig und erinnert an die Cowboy-Schnulzen von Ween. Auch die weiteren Songs machen deutlich, dass sich Monsters of Folk genausogut Monsters of Country hätten nennen können. Sie sparen nicht mit Slide-Gitarren und gemütlich vor sich hin trottendender Americana. Mit „Man Named Truth“ und „Goodway“ wird’s dann doch noch etwas folkig, obwohl hier die Grenzen zwischen Folk und Country verschwimmen. Monsters of Folk veranschaulichen, dass beide Spielarten auf dieselben Wurzeln zurückgehen, und aus ein und derselben Roots Music entstanden sind. Mit dem abschliessenden „His Master’s Voice“ gibt es ein Spiritual aus der Kehle von Jim James zu hören.

Monsters of Folk geben sich auf ihrem Debüt durchwegs als gleichberechtigtes Bandkonstrukt. Immer wieder legen die drei Sänger ihre Stimmen zusammen. Als Solist sticht Oberst am ehesten heraus, weil er bei den überzeugendsten Songs dieser Platte den Lead-Gesang übernimmt. Oberst klingt bisweilen fast dringlicher als auf seinen letzten Alben, während die Songs, bei denen die Stimme von M. Ward im Mittelpunkt steht, etwas belangloser daherkommen als dessen Solo-Werke. Die 15 Stücke wirken allesamt locker aus dem Ärmel geschüttelt, wobei ein gutes Drittel davon nicht wirklich zwingend ist – weniger wäre mehr gewesen.

Monsters of Folk klingen durchs Band sehr harmonisch, zu Reibungen zwischen den vier kreativen Köpfen, die sich auf der Rückseite der CD brüderlich in den Armen hängen, kommt es nicht. Es ist ein äusserst süffiges Album geworden, das Laune macht, aber keiner Fliege was zu Leide tun kann. Monsters of Folk erweisen sich als handzahme Monster.

Auf MySpace kann man sich das komplette Album anhören. (Dort steht „coming 22.9.“, in Europa erscheint die CD jedoch bereits heute.)

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