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Fat Freddy enttäuscht auf hohem Niveau

Von    |   11. August 2009   |   0 Kommentare

Mit „Based On A True Story“ haben Fat Freddy’s Drop vor vier Jahren einen Instant-Klassiker eingespielt. Nun legen die Neuseeländer endlich nach. „Dr Boondigga & The Big BW“ vermag jedoch nur streckenweise zu überzeugen.

Fat Freddys Drop - Dr. Boondigga & The Big BWNach dem Drücken der Play-Taste befürchtet man, Fat Freddy’s Drop seien nicht mehr das, was sie mal waren. Am Anfang von „Big BW“ erklingt ein Synthesizer-Flirren, worauf sich R&B-affine Downbeats breitmachen. Kurze Zeit später fühlt man sich ein wenig wie in einer Chill-out-Lounge, in der Café-Del-Mar-CDs laufen. Auch das folgende „Shiverman“, das von einem dubbigen 4/4-Beat angetrieben wird, würde dort nicht weiter auffallen.

Dass Fat Freddy’s Drop ein Faible für Elektronik haben, weiss man von ihren Konzerten, bei denen die Neuseeländer handgestrickte Reggae-Riddims in dubbige Parts übergehen lassen. Live klingen die elektronischen Experimente der sechsköpfigen Truppe jedoch überzeugender als auf Platte. Ganze 16 Minuten muss man sich gedulden bis Fat Freddy’s Drop mit dem dritten Stück schliesslich ihre Kernkompetenz ausspielen: Sonnengereiften Soul mit Reggae-,  Dub- und Jazz-Elementen.

„Boondigga“ leistet erste Überzeugungsarbeit bevor man mit „The Raft“ endlich zu Hause ankommt: Ein stoischer Reggae-Groove legt das Fundament für die supersmoothe Stimme von Joe Dukie, die sich in der zweiten Hälfte des Stücks im Dub verliert. Das verspielt-funkige „Pull The Catch“ macht ebenso viel Spass wie das bluesig-soulige „The Camel“. „The Nod“ steuert anfangs mit Rhymes Richtung HipHop, worauf das Trompetensolo das Stück plötzlich in eine Jazz-Nummer verwandelt. Das ist Fühlgutmusik mit hohem musikalischem Anspruch, das sind Fat Freddy’s Drop wie wir sie kennen und lieben – entspannt und doch einnehmend, höchst wandelbar und doch so unverwechselbar. Leider driften die beiden letzten Stücke dann wieder in die Beliebigkeit ab.

In Neuseeland ist „Dr Boondigga & The Big BW“ im Nu auf Platz 1 der Albumcharts geschossen. Hierzulande dürften Fat Freddy’s Drop ihren Geheimtipp-Status mit dieser 70-minütigen Klangreise festigen, auch wenn viele nach dem makellosen Debüt sicher einen konsistenteren Nachfolger erwartet haben. „Dr Boondigga & The Big BW“ ist eine Platte mit einem schwachen Anfang und einem langfädigen Schluss, dafür aber einem umso überzeugenderen Kern.

„The Nod“ live @ Radio Active:

[youtube nafP1JZGnCE]

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