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Slow-Dance mit Jeremy Jay

Von    |   30. April 2009   |   0 Kommentare

An Jeremy Jay ist ein Crooner verloren gegangen. Auch wenn der Jüngling aus Los Angeles nicht immer alle Töne trifft, macht sein neues Album „Slow Dance“ Lust, langsam und selbstvergessen zu tanzen.

Das Wort Fez triggert bei jener Generation, die in den 80ern die Primarschule besucht hat, manche Erinnerung: Pickelvertuschungsaktionen, Flaschenspiele und Salzstangenküsse. Höhepunkt jedes Fez war der Slow-Dance zu Kuschelrock-Songs kurz vor Mitternacht. Ob Jeremy Jay mit „Slow Dance“ diese Grundschultradition bei den Kids von heute wiederbeleben kann, ist fraglich. Das Album dürfte aber durchaus das eine oder andere Paar der Fez-Generation zu einem Slow-Dance animieren.

Als Anfang Jahr die ersten Songs von Jeremy Jays Zweitling in der Blogosphäre kursierten, fand ich diese durchaus interessant, aber auch etwas dilettantisch. Deshalb liess ich das Album, das Ende März bei K Records erschienen ist, erst mal links liegen. Nun, wo ich mir den unverschämt kurzen Longplayer mehrmals angehört habe, macht für mich gerade das Amateurhafte den Reiz von „Slow Dance“ aus. Es ist ein Album ohne grosse Ambitionen. Und das ist gut so.

Die Band von Jeremy Jay spielt immer einen Tick zu langsam. Ob Post-Punk-Riffs, romantische Pop-Balladen oder New-Wave-Disco – die zehn Stücke eiern ein bisschen, fast so, als kämen sie von einer alten Kassette. Darüber schwebt das schüttere Stimmchen von Jeremy Jay, der sich anhört wie ein Karaokesänger, der sich mit David Byrne oder Ian Curtis messen will. Ein Hauch von Glamour umweht die Songs, die der schmächtige Bursche lässig aus dem Hut zaubert, während sich die Paare auf der Tanzfläche schüchtern umschlungen im Takt wiegen.

Jeremy Jay – In This Lonely Town
[audio:http://media.xlr8r.com/files/downloads/mp3s/Jeremy%20Jay%20-%20In%20This%20Lonely%20Town.mp3]

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