78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Der musikalische Zeitgeist aka temporär beste Band der Welt Part II (NEU: Mit Grundsatzdiskussion UND Suche nach dem Sinn des Lebens UND ist 78s nur PR?)

Von    |   15. April 2009   |   75 Kommentare

Die Silversun Pickups können ihr grandioses Debüt-Album mehr als bestätigen. „Swoon“ ist eine Hommage an Nostalgie und Zeitgeist zugleich.

Eine kurze Rückblende: Silversun Pickups sind 2006 mit dem grandiosen Debüt „Carnavas“ auf den Plan getreten und haben vor allem in den USA einigen den Kopf verdreht. In Europa hat sich die Begeisterung in Grenzen gehalten (bis auf diese Werbespot-Kampagne). Unverständlicherweise, denn „Carnavas“ bestand flächendeckend aus astreinen, schnörkellosen Hit-Songs. Suchen andere Bands verzweifelt nach einer einzigen Hookline, so gelingt es Silversun Pickups, in einem Song mehrere davon zu versorgen. Man könnte meinen, sie müssten sie entsorgen, so sorglos gehen sie damit um.

Diese Woche erscheint nun der Zweitling „Swoon“. Und der beweist mehr Tiefgang, wirkt nicht so straight, hat aber gerade deswegen nicht weniger Substanz. Es ist nahezu unmöglich, in einer Silversun Pickups-Besprechung die Smashing Pumpkins nicht zu erwähnen. Damit wollen wir’s aber auch schon belassen, denn die musikalischen Vergleiche mit den Pilzköpfen [autsch] Kürbisköpfen wurden schon zu oft bemüht. Klar, die Kalifornier haben deftig viel 90er Jahre-Sound in sich, aber Grunge ist das nicht, sondern ein Amalgam aus Shoegaze, Noise, Lo-Fi, Indie- und Post-Rock. Und damit wären wir auch schon beim Zeitgeist, denn was bitteschön ist angesagter als Shoegaze und Lo-Fi?

Der Sound der Pickups ist aber vielmehr, um noch eine Plattitüde zu bemühen, viel mehr als eine nackte Definition bestehend aus Genre-Aufzählungen je aussagen könnte. Da wären die warm-wuscheligen Gitarren-Sounds, die versteckten Keyboards und Streicher, der männliche Sirenengesang von Brian Aubert, der ihre Musik so unverkennbar macht, der dumpf-scheppernde Schlagzeug-Anschlag, alles vereint sich zu einem turmhohen Soundgebilde, das so schön und kraftvoll erstrahlt wie die ersten warmen Sonnenstrahlen an einem Sommermorgen.

Zwei Platten alt ist die Band erst, aber eines kann schon gesagt werden, diese zwei Platten ragen wie zwei Findlinge aus dem Gros von Veröffentlichungen mehr oder minder überflüssiger Bands heraus, deren Platten man vielleicht einmal hört, danach aber schneller vergisst als der letzte Atemzug. Die Silversun Pickups sind nicht Hype, nicht Retro, sondern aufrichtig und verdammt gut. Ihr Sound ist nachhaltig, hat enorme Kraft und wirkt wie ein gut dosiertes Psychopharmaka.

Ihr ahnt es, es ist schon eine Weile her, seit wir auf 78s die letzte temporär beste Band der Welt angekündigt haben. Here you go.