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PJ Harvey & John Parish want your fucking ass

Von    |   27. März 2009   |   0 Kommentare

Wie schon bei ihrer ersten Kollaboration mit ihrem Stammproduzenten John Parish scheint PJ Harvey auch auf „A Woman A Man Walked By“ ihre Narrenfreiheit zu geniessen.

Auf ihrem letzten Album „White Chalk“ präsentierte sich PJ Harvey so zahm wie noch selten. Ihre plötzlich so sachte Stimme war kaum wiederzuerkennen und statt Stromgitarren dominierte das Piano ihr bislang kammermusikalischstes Werk. An der Seite von John Parish lässt die Britin nun wieder mächtig Dampf ab: „I want your fucking ass!“ bellt Polly-Jean im Titelstück.

Bereits die erste Kollaboration mit John Parish nutzte PJ Harvey für Experimente, die auf ihren Solo-Werken keinen Platz fanden. Das 1996 erschienene „Dance Hall At Louse Point“ war ein spartanisches, brüchiges Werk, das sich über die Jahre als eines der interessantesten Alben im Harvey-Katalog entpuppt hat. Auch „A Woman A Man Walked By“ wirkt im Gegensatz zu den konzeptuellen Solo-Alben von PJ Harvey äusserst heterogen, was an der Arbeitsweise liegen mag: Wieder hat Parish die Musik geschrieben und Harvey Texte und Gesang beigesteuert. Das Resultat klingt etwas weniger skizzenhaft wie der Vorgänger, doch auch diesmal lebt PJ Harvey alle ihre Facetten aus. Mal gibt sie sich verführerisch, mal flehend, mal aggressiv, mal verletzlich.

Das Album beginnt mit „Black Hearted Love“ sehr süffig, doch darauf folgen lauter Songs, die in jedem Kaffeehaus für befremdete Blicke sorgen würden. John Parish unterlegt PJ Harveys Gesang mit jener schrägen Zirkusmusik, die schon den Reiz von „Dance Hall At Louse Point“ ausmachte. Orgeln leiern, Gitarren knarzen, die Ukulele schrummt verstimmt und das Schlagzeug humpelt betrunken. Bestimmt keine leichte Kost, aber das ist das Leben ja auch nicht. Obwohl John Parish und PJ Harvey langsam in die Jahre kommen, haben die beiden offenbar nichts von ihrer Experimentierwut verloren.

> Bei last.fm gibt’s 5 Songs im Stream

> PJ Harvey & John Parish live: 6.5. Theaterhaus, Stuttgart / 7.5. Passionskirche, Berlin

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