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Timber Timbre: Blues im Walzertakt

Von    |   17. März 2009   |   3 Kommentare

Timber Timbre haben mehr Aufmerksamkeit verdient als ihr neues Album erhalten hat. Folk-affine Hörer sollten den Kanadiern gar ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken.

Die Stimme von Taylor Kirk hat das gewisse kränkelnde Etwas, das ihn vom 08/15-Troubadour abhebt. Wie Matt Elliott oder Begushkin lotet der Kanadier die Grenzen der Folk-Musik gleichermassen aus, wie die Grenze zum Wahnsinn. Allerdings tut er dies mit seinem Duo Timber Timbre auf durchwegs zurückhaltende Art und Weise.

Das Timbre des Songwriters aus Toronto hat mit ‚Timber‘ – rohem Bauholz – wenig gemein. Kirk’s Stimme fühlt sich ähnlich geschmeidig an wie der Gesang von Bon Iver, wobei er jedoch auf das gegenwärtig so beliebte Falsett verzichtet. Das rustikale Instrumentarium klingt hingegen tatsächlich nach dem Holz, aus dem einsame Hütten gebaut sind. Es umfasst Gitarre, Mundharmonika, Klavier, Geige, Perkussion und eine leiernde Orgel. Die unheimlich-schönen Songs schaffen eine dunkle Atmosphäre, die man als Gothic Folk bezeichnen könnte.

Timber Timbre lassen auf ihrem selbstbetitelten dritten Album die amerikanische Folktradition mehrmals anklingen. Im Song „Until The Night Is Over“ wird Taylor Kirk gar explizit, indem er eine Textzeile aus „The House Of The Rising Sun“ zitiert. Doch statt museale Folktraditionals und altbackenen 12-Bar-Blues zu recyclen, erwecken Timber Timbre die längst versiegten Quellen der Roots-Music zu neuem Leben, indem sie Althergebrachtes neu interpretieren. Sie bringen dem Blues den Walzer bei und singen den Gospel am Grab der Popmusik.

Timber Timbre – Lay Down In The Tall Grass
[audio:http://mineorecords.com/mp3/timbre-lay.mp3]

> zwei weitere Songs gibt’s bei Obscure Sound

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3 Reaktionen

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  1. #1 Nik

    11:33 Uhr, 18.1.2010, Link

    Ja da fragt man sich, weshalb halb man von Timber Timbre nicht mehr hört. Dieses Album ist einer der absolut besten, für mich gar das Beste 2009.

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