Dr. Pop, wird Amy jemals wieder ein Album aufnehmen?
Von Dr. Pop | 17. März 2009 | 11 Kommentare
Vor drei Jahren hat Amy Winehouse „Back To Black“ eingespielt. Seither macht sie keine Anstalten, ein neues Album aufzunehmen. Schafft Amy es jemals wieder ins Studio?
Nun, wo sie aus ihrem schier endlosen Bahamasurlaub zurück ist, gerät Amy Winehouse langsam aber sicher unter Zugzwang. „Back To Black“ ist längst ausgeschlachtet, das Debüt wurde mittlerweile wiederveröffentlicht und die Mark Ronson-Kooperation „Valerie“ hat sich totgelaufen. Ein Nachfolger zum 06er-Goldesel muss her, das sieht auch Amy’s Management so. Vorsichtshalber hat Universal gleich drei Studios in London gebucht, in der Hoffnung, dass Winehouse wenigstens in einem davon auftaucht. Was sie bisher natürlich nicht ist. Inzwischen gibt es Gerüchte, dass sich Amy ein Homestudio einrichten lässt.
Obwohl sie musikalisch seit drei Jahren so gut wie nichts geleistet hat, wurde Winehouse 2008 wieder mit Preisen überschüttet, auch wenn – oder gerade weil – die Medien mit immer groteskeren Schnappschüssen des Wespennests aufwarteten. Winehouse’s Exzesse wurden mit allen Mitteln der Technik dokumentiert. Die Öffentlichkeit wurde Zeuge, wie Blake & Amy fast so tief fielen wie damals Sid & Nancy. Dass Winehouse labil und antriebsschwach ist, macht sie zum prototypischen Celebrity der 00er-Jahre. Bewunderte man Stars einst für ihre Vollkommenheit, liebt man sie heute für ihre Fehlbarkeit. Ein „Rehab“-Aufenthalt zeugt von Menschlichkeit.
Doch die Skandale allein können den Erfolg von Winehouse nicht erklären. Im Gegensatz zu den stromlinienförmigen R&B-Diven, die sie in den Charts konkurrieren, hat Winehouse Charisma. Ihre Stimme ist ebenso unverkennbar wie ihr Look. Während Madonna multiple Bühnenpersönlichkeiten entwickelt hat, Mariah Carey ihren Lebtag einen auf sexy Engel macht und Britney eine Barbiepuppe mit Duracell-Batterien ist, war Amy Winehouse nie mehr als sich selbst. Ein Scheidungskind, eine Neurotikerin, eine Crack-Hure.
Neben einem polarisierenden Wesen bringt Winehouse etwas mit ins Casting-Zeitalter, was sich nicht casten lässt: Soul. Ihre Stimme hat eine Tiefe, die ihr Vergleiche mit Billie Holiday eingebracht hat. Kommt hinzu, dass ihr Vintage-Sound den Nerv der Zeit getroffen hat. Abgestumpft von der überproduzierten Post-Millennium-Sauce schrie die Welt nach mehr Bodenständigkeit. Mittlerweile hat die Retro-Soul-Welle mit Duffy ihren Zenit erreicht oder gar schon überschritten, doch die Auslöserin des Booms weigert sich standhaft nachzulegen:
“I don’t know when I will have something“, meinte Winehouse unlängst. „I’m not feeling creative. I start things but I don’t finish them. I know when stuff is rubbish.”
Doch so schnell wird Winehouse nicht aufgeben, denn sie hat eine nicht zu unterschätzende Eigenschaft: Sie ist klein. Mozart, Napoleon, Hitler, Elton John, Prince, Kylie Minogue, Phil Collins, Glenn Danzig… die Geschichte lehrt uns, dass die kleinen Popstars oft die hartnäckigsten sind.
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11 Reaktionen
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10:58 Uhr, 17.3.2009, Link
Hitler als „Popstar“ zu betiteln, ist nun auch etwas mutig.
11:47 Uhr, 17.3.2009, Link
yep, hitler in dieser liste aufzuführen ist weder lustig noch notwendig…
entweder so:
Mozart, Napoleon, Hitler, Elton John, Prince, Kylie Minogue, Phil Collins, Glenn Danzig… die Geschichte lehrt uns, dass kleine Personen oft die hartnäckigsten sind.
oder so:
Mozart, Elton John, Prince, Kylie Minogue, Phil Collins, Glenn Danzig… die Geschichte lehrt uns, dass die kleinen Popstars oft die hartnäckigsten sind.
12:20 Uhr, 17.3.2009, Link
oha, die pc-polizei rückt an. hätte hitler nicht so viele fans gehabt, wäre es nie zum holocaust gekommen.
13:16 Uhr, 17.3.2009, Link
dr. pop rules!
14:32 Uhr, 17.3.2009, Link
wo dr. pop recht hat, hat er recht… ich gebe klein bei und hör mir stattdessen wieder das neue mastodon-album an, das seit heute als stream auf http://www.myspace.com/Mastodon zu hören ist.
15:57 Uhr, 17.3.2009, Link
Habe gedacht, du meidest den Mastodon Myspace Stream? =)
16:15 Uhr, 17.3.2009, Link
jaja, wollte ich ja eigentlich, hab’s dann aber aufgrund der bescheidenen qualität doch wieder sein lassen…
21:44 Uhr, 23.8.2009, Link
Hitler mit Collins in einer Reihe zu nennen, finde ich wunderbar. Was Hitler in der Politik tat, war Phil Collins in der Musik. Und In The Air Tonight passt doch wunderbar zu den nächtlichen Bombenangriffen in WW2.
Aber btw: warum Frau Heulhundehütte Charisma haben soll, ist mir absolut schleierhaft. Da hatte ja sogar Hitler mehr von und das sagh ich als Antifaschist.
13:16 Uhr, 15.9.2009, Link
Soll „Back IN Black“ irgendeine Botschaft (ACDC?^^) vermitteln oder ist es dem geschätzten Herrn Pop entgangen das es „Back to Black“ heißen muss?
„Krümelkacker, verzieh dich, schallt es durch den Raum!“ ;-)
16:51 Uhr, 15.9.2009, Link
danke fürs krümelkacken, pfanne. habe den fauxpas korrigiert.
19:02 Uhr, 23.7.2011, Link
frage hat sich beantwortet – R.I.P.