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Beirut: Zwischen träge und bahnbrechend

Von    |   12. Februar 2009   |   0 Kommentare

Beirut überrascht auf seinen neuen EPs mit einerseits trägen, pompösen Fanfaren, andererseits mit hochmodernen Popsongs.

Multiinstrumentalist und selbsternannter Reisender Zach Condon, alias Beirut lieferte mit seinen zwei letzten Alben Gulag Orkestar und The Flying Club Cup eine völlig neue Herangehensweise an Folk-Musik. Eine, die ihre Inspiration und Eindrücke eher in Osteuropa sucht, als in den Einöden der amerikanischen Mittelschicht. Eine, mit teilweise opulenter Instrumentierung, die aber trotzdem so leichtfüssig und harmonievoll daherkommt, dass einem immer wieder der Atem stockt.

Sein neustes Werk besteht zum Einen aus der Beirut EP March Of The Zapotec. Stückweise wurde sie mit der Band Jimenez aufgenommen; eine 19-köpfige Meute mexikanischer Orchestermusiker, die, wenn sie gerade nicht amerikanischen Wunderkindern ihr Können vorweisen, an üppigen, zentralamerikanischen Beerdigungen spielen. Dieser Hintergrund ist auch auf der EP zu verspüren: Sehr träge wirkt das Gesamtpaket, nur selten wird es aufgelockert durch Zachs samtweiche und doch umfangreiche Stimme.

Das Pendant zum ersten Teil bildet Condons unter seinem Solokünstlernamen realpeople veröffentlichte EP Holland. Wer hier bei Titeln wie My Night With The Prostitute From Marseille und The Concubine exzessive und übertriebene Momentwiedergaben erwartet, bleibt erst einmal verwirrt zurück: Fans von angenehm leichten Electropopsongs werden hier ihre Lieblingstracks finden. Aber leider mit dem hohen Risiko, dass das Ganze nichtssagend an ihnen vorbei geht.

Wer also zeitlose und grossartige Songs à la Postcards From Italy und The Penalty erwartet, wird bei diesen zwei Kurzalben keine grossen Augen machen. An sich würde das Werk als EInheit viel eher funktionieren, als aufgeteilt in zwei Welten. Doch letztendlich benebelt Beirut bei wiederholtem Abspielen den Hörer so oder so mit einem Bruchteil des ehemaligen Charmes und man freut sich dennoch insgeheim auf eine ihrer überwältigenden Live-Shows.

> Beirut auf 78s

[youtube hlZMa3dS1LQ]

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