78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Franz Ferdinand tappen im Dunkeln

Von    |   16. Januar 2009   |   7 Kommentare

Franz Ferdinand und The Strokes waren die Speerspitzen jener Bands, die den Nuller-Jahren den Rock’n’Roll zurückgebracht haben. Am 23. Januar veröffentlichen die Schotten die erste Platte nach dem Rausch.

Franz Ferdinand gaben der Musik-Welt das Disco-Rock-Revival und die tanzbaren Rock-Hits wie „Take me Out“ oder „Jacqueline“. Unvergessen ihr Auftritt im Zürcher Abart anlässlich ihrer ersten Tour 2004. Die grosse Masse war im Nu angefixt, denn Franz Ferdinand gaben Rock den Lust-Faktor zurück. Und davon profitiert das Genre noch heute.

Wie reagiert aber eine gehypte Band, die am Puls der Zeit war, den Nerv der Zeit getroffen hat, auf das Abeppen der Welle? Entweder man hält an dem fest, was man losgetreten hat oder man orientiert sich neu. „Tonight“ ist etwas zwischendurch. Disco-Rock in der Schnittmenge zu Post-Punk à la Gang of Four ist durch, Disco in der Schnittmenge zu New Wave und Psychedelic/Prog-Rock hingegen ist in vollem Gange. MGMT, The Killers, Empire of the Sun sind nur drei Beispiele. Franz Ferdinand geben sich diesem Trend auf „Tonight“ ebenfalls hin.

Den Hebel ganz umgeschaltet haben sie dennoch nicht. Synthesizer kämpfen gegen Gitarren und umgekehrt. „Bite Hard“ ist ultimativer Ausdruck dieser musikalischen Parität auf der Platte. Synthetische Sounds haben sich fest in der Welt der Schotten festgesetzt. Das Seitenprojekt von Nick McCarthy Box Codax hat diese Entwicklung schon angedeutet. Dieses neue Gesicht steht den Schotten sehr gut. Denn Franz Ferdinand sind vor allem dort schwach, wo sie früher stark waren.

„Ulysses“ ist der einzige Klasse-Song auf der Platte in „alter“ Franz-Ferdinand-Manier, wenn man so will. Das war’s dann aber auch schon. Danach trumpfen die Eighties-Nummern gross auf: „Twilight Owens“ ist grandios, „Lucid Dreams“ ebenfalls, „Live Alone“ sowieso, „Can’t Stop Feeling“ dafür schrecklich. „Turn it On“ oder „No You Girls“ – zwei Nummern in der „alten“ Franz Ferdinand-Tradition – sind bestenfalls Kanonenfutter. Die beiden letzten ruhigen Slow-Nummern wirken wie ein ziemlich unnötiger Wurmfortsatz. Weglassen wäre besser gewesen. Der Rest ist Durchschnitt.

Das Resultat ist nicht die grosse Ideenlosigkeit, aber auch nicht der Aufbruch mit wehenden Fahnen zu neuen Ufern. Vielmehr gleicht die Platte einem Tappen im Dunkeln. An einigen Stellen haben Franz Ferdinand den richtigen Handgriff getätigt, an anderen ziemlich daneben gegriffen.

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