Live Nation: 360°-Musikfirma plant eigene Download-Plattform
Von David Bauer | 21. Dezember 2008 | 4 Kommentare
360° sind nicht genug. Die Musikfirma Live Nation steigt nun auch ins Download-Geschäft ein.
Das Musikgeschäft befindet sich weiterhin mitten im Wandel. Von unten werden die klassischen Macht- und Marktstrukturen von findigen Künstlern und Labels mit Hilfe des Internets angegriffen. Von der Seite drängen ehemals branchenfremde Unternehmen in den Markt. Und zuletzt nimmt nun auch der Druck von oben zu.
Live Nation positioniert sich immer stärker als massgebende 360°-Musikfirma und verfolgt seinen Weg in Richtung mächtigster Player unter den Grossen. Dabei streckt sie ihre Tentakeln immer weiter aus und dringt in alle Bereiche vor, in denen im Musikgeschäft Gekd gemacht wird.
Als Konzertveranstalter gestartet, ist Live Nation inzwischen auch Musiklabel und Merchandise-Vermarkter. Ab Januar kommt das Ticketing-Geschäft dazu (78s hat berichtet). Und der nächste grosse Schritt soll bald folgen.
So hat Live Nation angekündigt, in Zusammenarbeit mit drei der vier Major-Labels (Universal, EMI und Sony – nur Warner fehlt bislang) eine eigene Download-Plattform zu lancieren. Damit tritt Live Nation in direkte Konkurrenz mit Apples iTunes.
Live Nation will bei seinem Download-Portal jedem Künstler eine starke Präsenz geben in der Art einer MySpace-Seite. Davon verspricht man sich eine stärkere Bindung von Fans und Bands und hat im Prinzip pro Band einen All-In-One-Shop, bei dem Live Nation bei jedem Produkt mitverdienen kann, seien es Songs, Konzertkarten oder T-Shirts.
Wann die Plattform lanciert werden soll, ist bisher noch nicht klar. Auch ist noch nicht bekannt, inwiefern kleinere Labels miteinbezogen werden sollen.
(via Wired)
4 Reaktionen
78s wird seit Juni 2015 nicht mehr redaktionell betreut. Die Kommentarfunktion ist deswegen deaktiviert.
15:13 Uhr, 21.12.2008, Link
auch wenn die idee von „360°“/“live nation“ im grundsatz eigentlich eine gute wäre, hab ich aber einfach das gefühl, dass man mit diesem unternehmen einfach vom einen ins nächste übel schlittert. irgendwie kommt es mir vor, als wenn live nation die billardkugeln einfach in position bringt, das musikbusiness noch ganz in der ecke zu versenken, vorallem alles was klein ist und eigene ideen hat.
17:01 Uhr, 21.12.2008, Link
Glaube ich nicht. Wenn jemand vor Live Nation zittern muss, dann die Majors. Indie-Labels dürften wenig betroffen sein.
18:22 Uhr, 21.12.2008, Link
das mit den majors ist klar, was aber wenn „live nation“ diese schluckt oder aus dem markt wirft?
man kann degen die majors wettern wie man will, aber wenn man ehrich ist, kann man heute, wenn man ein gewisse internationale grösse erreicht hat, fast nicht mehr ohne seine karriere vorantreiben. und so hatte man einen gewissen konkurrenzkampf, die bands konnten verhandeln, konnten punkte, die ihnen wichtig sind speziell herausheben oder rausstreichen.
wenn aber „live nation“ so weiter wächst und bestrebt ist, diesen markt zu beherrschen, dann hast du nachher nur noch genau einen, und der hat einen vertrag, welcher nicht verhandelt wird.
entweder international, oder regional, etwas dazwischen wirds dann kaum mehr geben, egal wie gut du bist.
und wenn „live nation“ nun auch noch ein downloadportal für alle anbieten wird, dann scheffeln die noch mehr geld um den ganze markt umzukrempeln, und sie scheffeln es dank jenen, die nachher in die röhre gucken…
18:34 Uhr, 21.12.2008, Link
Nein, ich glaube das ist zu schwarz gemalt. Erstens wird Live Nation nicht so einfach alle Majors fressen oder aus dem Markt drängen. Die Majors sind zwar, so wie ich das sehe, angeschlagen, aber immer noch fit genug, um sich gegen einen zusätzlichen Mitbewerber zu behaupten (ausser EMI vielleicht, die scheinbar ziemlich schwach dastehen). Zweitens würde selbst einen Monopolstellung von Live Nation als Major Player (die es nicht geben wird) nicht dazu führen, dass es daneben nur noch regionale Minilabels gibt. Dafür ist der Mittelbau mit international tätigen Indie-Labels stark genug. Gute Musik wird weiter seine Wege finden – keine Band wird sich, um aus der eigenen Stadt heraus kommen zu können, an einen Monopolisten verknechten müssen.