Disco Doom was my first love
Von Mathias Menzl | 9. Oktober 2008 | 4 Kommentare
Wie klingt Liebe? Wie die Disco Doom-Platte „Dream Electric“.
Intergalaktische Vorfreude herrscht bei mir seit circa genau drei Jahren. Damals erfuhr ich zum ersten Mal von den Plänen, dass Disco Doom eine Doppel-LP planen. Veröffentlichungsdatum hätte der darauf folgende Frühling sein sollen.
Seither sind 18 Monate ins Land gezogen und Disco Doom haben das wahr gemacht, was viele Die-Hard-Fans sehnsüchtig erwartet haben, sie sind endlich in die Puschen gekommen und haben im zwölften Jahr ihres Bandbestehens und nach zwei EPs ihre Debüt-Platte aufgenommen.
„Dream Electric“ ist genau das, was man erwartet hat. Und das ist irgendwie das schönste Kompliment, das ich ihnen machen kann. Denn von Disco Doom erwartet man keine Purzelbäume und keine neuen Sounds, sondern man erwartet Heimat.
Und genau das geben uns die Zürcher mit „Dream Electric“, das grosse Nachhausekommen. Die Scheibe ist die schönste Nostalgie-Kundgebung, die man sich vorstellen kann mit den Ehrengästen Pavement, Motorpsycho, Black Sabbath und Dinosaur Jr. Was für ein Bankett! Eine Fuzz-geladene Geburtstagsparty.
„Dream Electric“ ist ein Monolith von einem Rock-Album. Es steht einfach da, macht betörende Rock-Musik und zaubert einem ein zufriedenes Lächeln aufs Gesicht. Nichts Weltbewegendes, simple, kickende Rock-Songs. Das Einfachste auf der Welt, so scheint es, und darum wohl so gut. So dermassen gut, dass man poetisch wird.
Die Songs riechen nach jungem Liebesglück, nach saftig-grünen Wiesen und frischem Bergwasser, nach heissem Kaffee, duftendem Gebäck. Vor sich ein reichhaltig gedeckter Früstückstisch, an den man sich ausgeschlafen, barfuss und in légèrer Kleidung setzen darf. Wie Ferien in der Toscana mit jenen, die man seine Liebsten nennt. Die Platte ist ein Refugium für Sehnsüchte, ein intimes Hörerlebnis, ein Schatz. Es ist der Soundtrack fürs erste Mal und für alles was man doch schon kennt, aber immer wieder gerne erlebt. Disco Doom ist wie ein Gefühl. Nennen wir es mal Liebe.
> „Dream Electric“ (Ikarus Records) erscheint am 7. November und kann hier vorbestellt werden. Zurzeit sind Disco Doom auf ausgedehnter Europa-Tournee. Am 23. Oktober spielen sie im Palace in St. Gallen. Eine gebührende Release-Party soll im Dezember folgen.
4 Reaktionen
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10:57 Uhr, 9.10.2008, Link
Ein Schatz!
Ich unterschreibe ohne Kompromisse.
10:28 Uhr, 10.10.2008, Link
mit ausnahme von honey for petzi und sportsguitar hab ich in den letzten zehn jahren nichts vergleichbares aus der schweiz gehört. bestes schweizer rock-album der letzten…äh…zwanzig(?) jahre? so oder so: GROSSARTIG!
15:37 Uhr, 10.10.2008, Link
für mich gäbs da auch noch Chewy genauso wie Favez – wobei beide mit ihren besten Alben stark an deiner 10-Jahre-Grenze kratzen. ich unterschreibe also auch…;)
17:58 Uhr, 10.10.2008, Link
@MM
apropos, die schweizerischste band (einer hat die frage aufgeworfen bei einem andern post). Ich stimme deiner aussage nach dem heimatgefühl bei disco doom völlig zu. Demnach müsste also DD die schweizerischste band sein? Macht mir grad selber angst…