Slipknot – Relaunch der Masken und der Musik
Von Silvan Gertsch | 22. August 2008 | 1 Kommentar
Die Zeiten sind vorbei, als eine maskierte Metalband noch für Aufsehen sorgen konnte. Wagen wir also einen Blick hinter die Fassade Slipknots – und konzentrieren wir uns auf die Musik auf ihrem heute erscheinenden Album „All Hope Is Gone“.
Slipknot haben bis heute mehr als zehn Millionen Alben verkauft. Pünktlich zum neuen Album „All Hope Is Gone“ (Roadrunner/Musikvertrieb) haben sich die Musiker einem optischen Relaunch unterzogen und neue Masken gefertigt. Doch hat sich parallel zum Erscheinungsbild auch die Musik gewandelt? Die Frage muss mit einem nicht ganz überzeugend klingenden Ja beantwortet werden. Das Intro ist ein ohrenbetäubender, musikalischer Gewaltexzess. „Gematria (The Killing Name)“, legt mit einem fiesen Doublebass los, im Hintergrund leiden ein paar Gitarren und vorne schreit sich Sänger Corey Taylor die Kehle wund. Auch der Titeltrack ist von ähnlich wütendem Kaliber – eigentlich alles beim alten also.
Aber bereits „Psychosocial“ zeigt Slipknot von einer gewöhnungsbedürftigen Seite, die schon auf ihrem letzten Studioalbum stellenweise ans Tageslicht gedrungen ist. Durch den melodischen, gesungenen und schon fast poppigen Refrain auf „Psychosocial“ verliert die Band aus Iowa nicht nur viel von ihrer Intensität, sie wird zunehmend austauschbar. Auch „Dead Memories“ ist mehr Rock denn Metal. Diese Entwicklung ist zwar nicht zwingend schlecht, wird aber viele alte „Maggots“, wie die Fans der Band bezeichnet werden, vertreiben.
Hinter den düsteren, grausamen Masken verbirgt sich also je länger je mehr ein Gesicht, das in der Massentauglichkeit verschwindet. Wirkliche Wutausbrüche werden immer seltener. Nicht alles, was zugänglicher daher kommt, muss zwingend schlecht sein. Aber in diesem Falle hinterlässt es einen etwas schalen, nach Mainstream haschenden Beigeschmack.
Slipknot live am 17. November in der Eishalle Deutweg in Winterthur.
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