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Pivot: Space is the place

Von    |   15. August 2008   |   4 Kommentare

Es ist das vielleicht berauschendste Instrumental-Album des Jahres: „O Soundtrack My Heart“ vom australischen Trio Pivot ist eine Bewusstseinserweiterung.

PivotPivot lassen sich offenbar gerne Zeit. Obwohl die Band bereits Ende der 90er gegründet wurde, ist „O Soundtrack My Heart“ erst das zweite Album der Australier. Die Musik des Trios klingt denn auch wie das Resultat minutiöser Planung und akribischer Berechnung. Die Geometrie der Klänge könnte ausgewogener nicht sein. Willkommen im Math-Rock-Kurs für Fortgeschrittene.

„O Soundtrack My Heart“ ist ein magisch mäandernder Fluss, in dem Mogwai-Hörer ebenso gerne ein Bad nehmen dürften, wie Krautrock-Nerds oder Cosmic-Disco-Enthusiasten. Wer gerne Platten von Warp hört, ist ebenfalls gut bedient: Pivot sind der erste australische Act des britischen Labels. Auch Tortoise-Fans können blind zugreifen: Das Album wurde von John McEntire produziert und ist mit dem Schaffen seiner Band geistesverwandt.

Die rumpelnden Passagen von „O Soundtrack My Heart“ erinnern an Battles, ansonsten sind Pivot jedoch bedeutend harmoniesüchtiger als die Amerikaner. Wenn die sphärischen Synthesizer einsetzen, denkt man an Jean-Michel Jarre ohne die Nase zu rümpfen. Unliebsame Vangelis-Assoziationen werden von der düsteren Atmosphäre des Albums verschluckt. Und immer wieder sind da plötzlich diese noisigen Postpunk-Eruptionen, die neue Lava aus dem Schlund des Klangvulkans Pivot schleudern.

Wie die Musiker von Battles haben auch Pivot eine illustre Vergangenheit, wenn auch in Projekten, die Geheimtipps geblieben sind: Der Drummer und Keyboarder Laurence Pike bewegte sich mit seinem ersten Trio Triosk zwischen Ambient und Jazz, sein Bruder Richard war mit den Elektroniktüftlern von Flanger als Gitarrist und Sänger unterwegs und Dave Miller, der Computerfachmann von Pivot, bastelt im stillen Kämmerlein an Clicks und Cuts.

Die unterschiedlichen Hintergründe der drei Australier finden auf einem Album zusammen, das keine Genre-Grenzen kennt. Dies ist ätherische Musik am Rande der Tanzfläche, mal schwerelos, mal tonnenschwer. „O Soundtrack My Heart“ ist eine Reise hin zum G-Punkt des Universums. Ein grosses Stück Musik für Herz, Hirn und Hintern.

> Pivot live: 13.9., Bad Bonn, Düdingen / 14.9. Le Romandie, Lausanne

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4 Reaktionen

  1. #1 dom

    01:22 Uhr, 16.8.2008, Link

    sehr geil. das ganze paket. einer meinung mit dir. gekauft.

  2. #2 Mathias Menzl

    13:15 Uhr, 19.8.2008, Link

    jep – ich auch!

  3. #3 pianodunst

    20:50 Uhr, 19.8.2008, Link

    habe schon gedacht die Leude, mit den eingewickelten orangen Bändel, seien die Setvans!

  4. #4 dominic

    10:40 Uhr, 22.8.2008, Link

    fährt jemand am 13.9. von zürich mit auto ins bad bonn und zurück?
    und hat noch 2 plätze frei?

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