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Neue chemische Akkorde aus dem Stereolabor

Von    |   12. August 2008   |   2 Kommentare

Diesen Freitag erscheint der erste Stereolab-Longplayer seit vier Jahren. Tim Gane & Co haben sich mit „Chemical Chords“ nicht neu erfunden, doch an originellen Popentwürfen mangelt es auch auf ihrem 9. Album nicht.

Ein Kreis schliesst sich: Vor 16 Jahren haben Stereolab auf dem Londoner Label Too Pure ihr Debut veröffentlicht. Sieben Major-Alben später ist die Band um das Songwriter-Team Tim Gane und Lætitia Sadier mit „Chemical Chords“ wieder bei einem Independent-Label untergekommen, bei 4AD, die den Nachlass von Too Pure verwalten. In dieser Zeit haben Stereolab zwar viele Fans gewonnen, wurden aber nur gerade so populär, dass sich die Charts nicht weiter für sie interessiert haben. Für die Fliessbandproduktion war die Musik von Stereolab eben immer etwas zu avantgardistisch konzipiert.

Bei ihrer Rückkehr in die Indie-Liga zeigen sich Stereolab ironischerweise so kompakt wie selten zuvor: Fast gänzlich entschlackt von Tropicalia-, Noise-, Drone-, Jazz-, Prog- und Krautrock-Einflüssen, ist ihr neues Album ein Destillat aus retrofuturistischem Pop, erschaffen auf den typischen Vintage-Synthies des Stereolabors. „Chemical Chords“ enthält träumerische Dreiminutensongs, die mal Motown, mal Bacharach, mal Gainsbourg die Referenz erweisen. Sucht man die Vergleiche im Heute, findet man sie bei Broadcast, die auf Stereolabs Label Duophonic ihre ersten Songs veröffentlicht haben.

Der stromlinienförmige Easy Listening von „Chemical Chords“ hat zu viel Substanz, um in der Muzak-Hölle zu landen. Die windschiefen Gesangsmelodien leiern wie zu Stereolabs besten Zeiten (Emperor Tomato Ketchup?) und der charakteristische Motorik-Beat erinnert einem daran, dass man diese Band inmitten der Flut von neuen Bands fast vergessen hat. Man realisiert, dass die wahren Innovateure aus dem Gestern kommen, und freut sich über diese 14 Fantasmen, die sich anhören wie Chansons auf LSD. Keine Frage, „Chemical Chords“ ist ein Trip der gutmütigen Sorte. So leicht wie ein Sommertag in Paris.

Stereolab – Three Women
[audio:http://cdn.stereogum.com/mp3/Stereolab%20-%20Three%20Women.mp3]

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2 Reaktionen

  1. » Rundschau  » 78s - Das Magazin für bessere Musik
  1. #1 xaver

    11:40 Uhr, 12.8.2008, Link

    Hallelujah!

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