Planet Pendulum
Von Robin Fürst | 3. August 2008 | 1 Kommentar
Vor gut einer Woche waren Pendulum am Lumnezia Open Air erstmals live in der Schweiz zu sehen, vorher stand mir Kodish, ihr Drummer, Rede und Antwort. Zudem haben sie neues Video und auf BBC ist gerade ihr Coldplay Cover zu hören.
Vielleicht merkte man es meinem kürzlich geposteten Review zu In Silico an, dass Pendulum zur Zeit zu meinen absoluten Lieblingsbands zählen. Deshalb liess ich’s mir nicht entgehen, ihren ersten Gig in der Schweiz zu besuchen und nutzte die Gelegenheit, um Kodish, ihren Drummer, zu interviewen. Der Engländer gehört zwar nicht zu den Gründern der ursprünglich australischen Band, jedoch ist er doch auch schon seit rund dreieinhalb Jahren dabei und hatte Interessantes zu berichten:
Kodish, wie wurdest Du ein Teil von Pendulum?
Früher spielte ich Schlagzeug für Apollo440 und Rob Swire war damals ein grosser Fan. Als sie vor bald vier Jahren nach England kamen, wollte er mich unbedingt an Bord haben und mir schien es ein logischer Schritt zu sein, Pendulum beizutreten.
Sind die Tage von Pendulum als „normaler“ Drum’n’Bass Act vorbei?
Ich würde nicht sagen vorbei. Es ist so, dass Paul, unser DJ, immer noch als DJ umherzieht. Und wir produzieren noch immer viele D’n’B Remixe exklusiv für ihn und seine Sets. Wir lieben D’n’B noch immer. Für Rob, den Kopf von Pendulum, war es aber immer schon enorm wichtig das Projekt in eine Liveband zu verwandeln. Er ist nicht bloss ein Programmierer, er ist ein Musiker, ein Gitarrist, ein Sänger und spielt nicht mal so schlecht Schlagzeug…
Pendulum scheint demnach zwei Gesichter zu haben, eines für die grosse Bühne und eines für den Club…
Ja, irgendwie schon. Paul, unser DJ, war von Beginn an ein Teil von Pendulum und nun sind haben wir uns in eine Band verwandelt. Und wir dachten, es sei weise ihn als DJ zu behalten, um den Kontakt zur Club Szene nicht zu verlieren. Wir hätten nicht einfach sagen können, „Das war’s für Paul“, denn er ist Pendulum, er gehört einfach dazu!
Wie reagiert die D’n’B Community auf Pendulum als Band?
Gemischt. Viele denken zunächst, „Oh, die sind jetzt halt eine Rockband“, aber wenn sie dann uns das erste mal live erlebt haben, sind die Reaktionen anders. Ihnen gefällt die Live Show und die Art, wie wir Dancemusic in die Live Show einbetten… Ich denke, es wäre zu langweilig bloss ein D’n’B Set live zu spielen, das würde 10, vielleicht 15 Minuten gut gehen und dann… Natürlich gibt es Leute, die uns nicht mögen. Es wird immer Puristen in der D’n’B Szene geben, das ist halt so.
Als D’n’B Schlagzeuger kennst du sicherlich „unseren“ Jojo Mayer?
Ja er ist einer meiner Lieblings Drummer. Er ist von einem anderen Planeten. Er kommt wirklich von einem anderen Planeten! Er ist wirklich grossartig. Ich würde ihn gerne mal treffen… Kommt er tatsächlich aus der Schweiz? Aber er lebt in New York, oder?
Ja das tut er. Aber er kommt immer wieder mit seinen Projekten in der Schweiz spielen… Was denkst Du über The Qemists? Die klingen doch gar nicht so viel anders als Pendulum?
Ihre Tracks gefallen mir wirklich gut. Aber ich weiss nicht, ob sie das auch live umsetzen können… Es dreht sich alles um Technik. Du solltest sehen, was wir alles an Technik auf der Bühne haben, die es uns ermöglicht die ganze Show auch wirklich live zu gestalten. Wir haben alle zusätzliche Computer für die Show, welche in Kalifornien speziell für uns hergestellt und auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Musiker zugeschnitten worden sind. Hinter dieser Live Show steckt schon ein enormer Aufwand. Wir verbrachten zwei Jahre im Studio, um das was Du heute Abend sehen wirst zu perfektionieren. Wir spielen nämlich nicht mit irgendeiner Form von Backing Tape, es gibt keine Backing Tracks. Es sind alles live gespielte elektronische Samples, gespielt in Rock Manier.
Ich hab gehört, dass Euer Album schon einige Wochen vor dem Release im Internet runtergeladen werden konnte. Wie kam das?
Jemand von der amerikanischen Vertretung unseres Musiklabels, dachte es sei eine gute Idee einige Kopien am Coachella Festival zu verteilen. Er wurde daraufhin gefeuert… Aber wir haben’s überlebt.
Wie denkt ihr als Künstler über so etwas?
Es ist schade, aber es ist halt so. Und für uns geht es vornehmlich darum live zu spielen und das ist die Zukunft der Musik.
Habt Ihr schon daran gedacht, Musik so zu veröffentlichen, wie es Trent Reznor oder Radiohead kürzlich getan haben?
Hmmm… Vielleicht mal… Vielleicht einige der alten Tracks. Das wäre durchaus denkbar. Aber ein ganzes Album gratis rauszugeben, hat, so finde ich, etwas verzweifeltes… Übrigens haben wir im Oktober zwei Shows in Mexico mit Nine Inch Nails. Da lernen wir hoffentlich Trent Reznor persönlich kennen.
Was kommt als nächstes? Arbeitet Ihr schon an einem neuen Album?
Ja, wir haben schon etwa die Hälfte fertig. Also noch nicht aufgenommen, aber die Ideen sind da. Wir sind immer daran Songs zu schreiben, wir jammen regelmässig. Jetzt da wir uns technologisch live verwirklichen konnten und die Technik beherrschen, können wir das ganze Equipment im Studio aufbauen und einfach ein bisschen jammen, unseren Ideen nachjagen. Es ist wirklich ein tolle Art Songs zu schreiben.
Letzte Frage. Wie würdest Du Eure Musik in wenigen Worten umschreiben?
Aus Drum’n’Bass Technologie gemachter Rock’n’Roll. Ich denke, das passt, weil es ist nicht D’n’B und es ist nicht Rock, sondern es ist irgendwie beides.
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Hier noch das neue Video von Pendulum: The Other Side
Für die BBC Radio 1 Live Lounge coverten Pendulum Mitte dieser Woche den Coldplay Song Violent Hill und den kamm man sich nun hier anhören (wer sich das Interview sparen will, das Cover beginnt ca. 12:38).
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