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Die 360°-Musikfirma

Von    |   1. Juli 2008   |   13 Kommentare

Die Zukunft der Musikindustrie liegt in den Nischen – und im All-In-One Angebot. Davon jedenfalls ist der ehemalige Konzertvermarkter Live Nation überzeugt.

Gute Strategie? Die 360°-MusikfirmaWie kaum eine andere Firma im Musikgeschäft investiert derzeit Live Nation in seine Zukunft. Die amerikanische Firma, die als Konzertvermarkter begonnen hat, macht den letzten Schritt zur 360°-Musikfirma, welche die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt.

Ab 2009 steigt Live Nation ins Ticketing-Geschäft ein und wird damit die Tickets für die selber veranstalteten Konzerte, aber auch Tickets für andere Veranstalter verkaufen.

Live Nation rechnet mit jährlich 20 Millionen verkauften Tickets (die jüngst abgeschlossenen Deals mit Madonna, U2 und Jaz-Z werden dabei helfen, vielleicht kommen ja gar noch die Rolling Stones dazu).

Live Nation will damit den Marktführer Ticketmaster angreifen, mit dem  man jahrelang zusammengearbeitet hat. Ende Jahr läuft der Vertrag aus.

Live Nation wird langsam aber sicher zum neuen Giganten im Musikgeschäft. Sie verkaufen Platten und Merchandise, veranstalten Konzerte und verkaufen neu auch gleich die Tickets dafür selber. Es wird spannend zu beobachten sein, ob Live Nation mit dieser aggressiven Strategie Erfolg haben wird. Immerhin hat die Firma innert kurzer Zeit zahlreiche Partner in Konkurrenten umgewandelt. 360° heisst, dass man in alle Richtungen wachsen kann. Es heisst aber auch, dass man von überall her angegriffen werden kann.

(via)

13 Reaktionen

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  1. #1 the aeschli

    19:44 Uhr, 1.7.2008, Link

    ich denke, dass „live nation“ nur auf die topacts abzielt, die eh nur am viel verdienen interessiert sind.
    klar ist es grundsätzlich sehr interessant für eine band, wenn du bei einer firma ist, die nicht nur an alles denkt, sondern auch gerade alles selber macht und in allen bereichen viel erfahrung sammelt und diese in einen topf wirft. aber ich denke, die probleme fangen dort an, wo dann irgend ein sänger findet, dass er eine andere shirt-marke bevorzuge oder was weiss ich für fürze solche leute manchmal haben.
    ich finde es auch gefährlich, wenn eine strategie abschmiert, dann schmiert alles mit ab, nichts kann dann einzeln gesteuert werden, und superverträge werden sicher auchnoch ihres dazu beitragen.
    „live nation“ ist vermutlich nur für die „oberen zehntausen“, für freaks und freunde der musik, die sich für mehr interessieren als geld zählen ist das vermutlich nichts.

  2. #2 David Bauer

    20:34 Uhr, 1.7.2008, Link

    Live Nation kann nicht nur an Acts interessiert sein, die abkassieren wollen. Denn abkassieren will Live Nation selber, wie jedes gewinnorientierte Unternehmen.

    Die Strategie – ob sie nun erfolgsversprechend ist oder nicht, muss sich zeigen – ist eine Antwort auf die wegbrechenden Plattenverkäufe und die daraus entstandenen Verschiebungen im Plattengeschäft. Indem man horizontal integriert, versucht man die Lücken zu stopfen, wo einem bisher das Geld davongeflossen ist.

    Die Gewinner werden die grossen Bands sein – wie im Fussball die guten Spieler seit dem Bosman-Urteil.

  3. #3 the aeschli

    21:13 Uhr, 1.7.2008, Link

    das ist das selbe, was „gadget“ hier in der schweiz versucht mit seinen bands, mit ausnahme, dass „live nation“ wirklich alles selber machen kann und die bands hat, um die eigenen regeln aufzustellen. das funktiniert jedoch nur, solange das publikum mitmacht, aber das tut es offenbar, die „musik“ der topacts ist ein lifestyleprodukt welches fett vermarktet wird und die „konsumenten“ rennen blindlings hinterher und zahlen alle preise…
    für topacts kann das modell natürlich sehr lukrativ sein, da sie vermutlich unter dem strich weniger prozente abdrücken müssen, da ja „live nation“ automatisch an allem etwas verdient, sei s nur ein armbändeli, shirt, poster, CD und ticket.
    wenns so weiter geht, haben wir bald wieder die 50er jahre zurück und die labels und produktionsfirmen kaufen sich die locations um für die eigenen stars zu sparen und teuer an die fremden zu vermieten, wie hazy es damals gemacht hat
    dann ist es dann endgültig vorbei mit vernünftigen eintrittspreisen und billigem merchandise

  4. #4 jawa

    10:09 Uhr, 2.7.2008, Link

    wenigstens versucht da ausnahmsweise mal jemand was im musikbiz.. und liegt nicht nur ohnmächtig und betäubt herum und beklagt sich über die piraterie, sinkende cd-verkäufe und all die anderen schlimmen dinge dieser welt.

  5. #5 Flo

    13:08 Uhr, 2.7.2008, Link

    Ich finde es schon erstaunlich, dass sich niemand die Konsequenzen aus der ganzen Live Nation Geschichte mal überlegt und alle das nur wahnsinnig spannend finden und die Rettung der Musikindustrie.

    Diesem Geschäft fallen ganze Verwertungsketten zum Opfer. Alles Arbeitsplätze innerhalb der Musikindustrie die bisher vielleicht davon leben konnten. Nun wird alles auf ein Monopol konzentriert und damit ist auch fertig lustig für ein paar Agenturen, die einfach auf die eine oder andere Show angewiesen waren, die Geld in die Kassen spülen konnten, um auch wieder Indie-Acts zu fördern, mit denen kein Geld verdient wird. Das betrifft nicht nur die Big-Players. Sorry. Aber aufhalten kann das sowieso niemand mehr, ausser Live Nation hat sich verrechnet und zahlt zu grosse Vorschüsse an seine Stars aus …

  6. #6 David Bauer

    18:31 Uhr, 2.7.2008, Link

    @Flo
    Das sind durchaus richtige und wichtige Aspekte, die du da ansprichst. Ich glaube, es ist aber noch zu früh, um zu beurteilen, wie sich die Strategie von Live Nation, die ja bei weitem nicht alleine da steht, auf das ganze Musikgeschäft auswirken wird. Vielleicht ist diese Frage auch überflüssig, denn nicht das Musikgeschäft reagiert auf die Player, sondern umgekehrt reagieren (endlich!) die Player auf ein total verändertes Marktumfeld. Hätten die grossen Musiklabels bereits in den 90er Jahren die Veränderung durch das Internet ernst genommen, stünden sie nun auch besser da. Dann wäre heute kaum ein branchenfernes Unternehmen Marktführer im Verkauf von (digitaler) Musik.

    Wie im Artikel angesprochen, glaube ich, dass der Musikmarkt sich auch verstärkt in Nischen bewegen wird. Und das bietet durchaus Möglichkeiten für kleinere Labels und Agenturen.

  7. #7 moritz

    19:50 Uhr, 2.7.2008, Link

    also jammern sollte man bei dieser entwicklung sowieso nicht und schon gar nicht als kleines label oder kleiner musiker. mit klein mein ich schon erfolgreich – nur einfach kein mega star. mega stars sind eh ein phänomen des 20. jahrhunderts. früher als der musik-markt planbar und steuerbar war konnte man so richtig jemanden aufbauen und geld reinpumpen. heute kann man die etablierten/klein erfolgreichen stars nur noch auspressen und geld mit ihnen verdiehnen – wetten aber das live nation keine eigenen neuen stars produziert?

    die einen drehen immer schnell am rad einer musik-karriere (musik star ist das ultra beispiel) die anderen entwickeln sich wie david schreibt in die nische.
    und was ist das spannende dabei? die kleinen, wir kleinen, machen das sowieso schon lange. aber noch nie hatten wir die chance per internet und p2p so viele leute zu erreichen. noch nie war es so einfach mit der welt eine tournee abzumachen… eine „cd“ nach australien zu schicken oder in new york einen agenten zu finden…

    und wetten das es auch die kleinen sein werden die wirklich herausfinden werden wie man mit einer aufnahme auch in zukunft wieder geld verdienen kann?

    lasst die grossen sterben, die aasgeier das leichenmal verderben und geniesst euren kleinen feinen migrationen-takeway um die ecke!

    und die megastars? die müssen jetzt halt alle diszipline lernen: singen, tanzen, schauspielern, gut aussehen und dennoch politisch engagiert sein und am besten haben sie noch was in der birne. irgendwie erinnert mich das an marlene und co.

  8. #8 moritz

    19:51 Uhr, 2.7.2008, Link

    (ps. leider ändert auch die gute grosse neue zeit nichts daran, dass wir schweizerinnen auch in naher zukunft nix zu melden haben werden was so richtig globalstarke musik angeht…)

  9. #9 jdw

    16:20 Uhr, 4.7.2008, Link

    für die megastars mag live nation die zukunft sein. aber die mittelgrossen stars beschreiten andere wege. mit black crowes, nine inch nails und donots haben wir dieses jahr schon 3 neue alben von bands veröffentlicht, die früher bei einem major waren und nun ihre platten in eigenregie veröffentlichen und sich für jedes land den passenden vertriebspartner suchen (selbiges gilt für die booker).

  10. #10 spacemonkey

    16:33 Uhr, 6.7.2008, Link

    Ich sehe in dieser Entwicklung vor allem den Versuch der Plattenindustrie besser zu rentieren und ich bin mir ziemlich sicher, dass das in erster Linie auf Kosten der Künstler gehen wird … zumindest auf lange Sicht hinaus.

    Klar ist ja auch, dass von Seiten der Industrie besonders die Vorteile der 360°-Betreuung in den Vordergrund gestellt werden und zweifelsohne gibt es diese Vorteile auch … solange alle am gleichen Strang ziehen und das Gleiche wollen. Der Künstler ist kreativ (und möglichst schon etabliert), das Label vermarktet die Vision des Künstlers und das verkauft sich auch noch gut. Dann kann die 360°-Betreuung sicher ihr volles Potential ausschöpfen.

    Aber was passiert, wenn es Differenzen gibt? Was, wenn es eben nicht (oder nicht mehr) um das vermarkten von Kreativität und des künstlerischen Outputs geht, sondern um die Herstellung eines möglichst gut vermarktbaren Produktes (… in diese Richtung zeigt die Mainstreamnadel ja wohl), dass die Businessvorstellungen erfüllen soll oder an vergangene Erfolge anzuknüpfen hat?
    Dann wird unweigerlich der Künstler zum Sklaven der Industrie! „Das ist er ja auch heute und war es immer schon“, kann man da sagen und ich stimme zu. Aber die Tendenz ist heute eine andere; Es geht endlich (wieder) mehr in Richtung künstlerische Integrität, Kreativität, Innovation und Wertschätzung des Künstlers, was letztlich menschlichen Austausch von Ideen und Emotionen darstellt, und weg vom designten Produkt, dessen Ziel es in erster Linie ist, die Bilanzkurve anzuheben, aber inhaltlich wenig bis gar nichts (oder nichts neues) zu bieten hat.

    Mir wird mulmig bei der Vorstellung, dass Management und Label unter dem gleichen Dach sind. Ich sehe die Aufgabe des Managements vor allem auch darin die Interessen der Band gegenüber dem Label zu vertreten und insofern auch direkt der Band verpflichtet zu sein.
    Nur weil der Künstler (im Gegensatz vielleicht zum Megastar) jetzt schon relativ schäbig da steht, heisst das ja nicht, dass man eine Veränderung gutheissen soll, die diese Situation noch etwas deutlicher macht … es gibt schliesslich unzählige Beispiele für Labels, die über (Künstler-) Leichen gegangen sind … in der Regel hat eine Plattenfirma dabei auch noch gut verdient.
    Ich will sagen, die Chance, dass es zwischen Label und Künstler zu Differenzen kommen kann, sind sehr gross. Es ist jetzt schon eine David und Goliath Situation, nur dass dann der David bei der 360°-Variante keine Steinschleuder mehr hat.

    Das ganze 360°-Betreuungsding liefert meiner Meinung nach den Künstler vollends aus. Und ausserdem wird der Kuchen des Künstlers noch etwas kleiner. Das heisst, wie das auch oben schon erwähnt wurde, wenn der Kuchen riesig ist, dann wird das für den Künstler immer noch genug abwerfen, aber bei mittleren und kleinen Kuchen …

    Für mich also eine Entwicklung in die falsche Richtung.

    Power to the artist!

  11. #11 moritz

    16:14 Uhr, 7.7.2008, Link

    @spacemonkey

    du gehst einfach davon aus das alle 360er ihre künstler ausbluten lassen und vergisst all die anderen welche seit längerem fair und in guter zusammenarbeit mit künstlern in diesem modell arbeiten. ich kann deinen kommentar aber gut nachvollziehen und bin prinzipiell gleicher meinung. darum meinte ich ja auch: live nation wird kein 20 jahre hinhaltenden super-star wie madonna oder jay z selber erschaffen. die idee der 360er firma im major segment entstand ja erst als der wirtschaftliche druck zunahm. vorher haben das nur die kleinen „familiären“ betriebe gemacht. heute machen es die grossen: wieso?
    heute ist die halbwärtszeit eines megastars vielleicht noch 5 jahre, maximal 10. danach ist er verschrumpfelt und ausgezerrt. für die grossen gilt es jetzt in dieser zeit den maximalen profit zu erzielen. früher war der gewinn am ende mit dem relativ simplen produkt tonträger alleine eben grösser als wenn man das ganze gemacht hätte…

    ich finde aber eines in der disskusion auch noch extrem wichtig: es sind immer noch die künstler und künstlerinnen die entscheiden mit wem sie sich verheiraten und ich finde es immer wieder witzig wie schnell diese als die armen dargestellt werden. hey whats the fucking problem mit diesen verträgen???
    wenn es um die kunst, um die musik und um das erschaffen dieser geht: wer zum henker braucht dazu einen mega deal? wieso nicht still und leise an den eigenen werken weiterwerkeln und auf die nahe oder mittelferne zukunft warten. im schlimmsten fall den enkel-kinder die eigenen cds vererben…was ist daran schlimm?

    ihr alle habt die wahl…

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