Kangding Ray, ein begnadeter Klangarchitekt
Von Marco Durrer | 16. Juni 2008 | 0 Kommentare
Als David Letellier schloss der gebürtige Franzose das Architekturstudium ab, als Kangding Ray tüftelt er an der Komposition extravaganter Klanggärten.
Früher spielte der heute in Berlin lebende 30jährige Gitarre und Drums in verschiedenen Bands, nun widmet er sich seit zwei Alben vornehmlich der Elektronik. Sein im April erschienenes Album „Automne Fold“ schliesst nahtlos ans Debut „Stabil“ (2006) an und erweitert die Audiopark-Baupläne um 14 weitere detailverliebte Skizzen.
Dort würde in der späten Dämmerung mit Licht und Formen gespielt, mit der stoischen, schweren Statik von Stein und Beton, mit der ruhelosen, leichten Dynamik dümpelnder Bäche und florierender Grünflächen, worauf im Wind Büsche flackern und emsige Insekten flickern. Roher Digitalismus überwachsen von geschmeidiger, organischer Sensibilität.
Kangding Ray balanciert gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen überflüssigem Schnickschnack und monotoner Sparsamkeit, mischt verspielte Melodien in industriellen Maschinenlärm, zerschnipselt wummernde und klickernde Beats, loopt und schichtet akustische Instrumente, nutzt digitale Anomalien und lässt das mal bedrohliche, mal einladende Treiben seiner Klanglandschaften vereinzelt von Stimmensamples durchdringen.
Ein potenzieller Lustgarten für den, der was für elektronische Klangkultur übrig hat, und durchaus mal ein Besuch wert.
Kangding Ray – a protest song
[audio:http://www.hearthink.com/audio/kraprotestsong.mp3]
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