Dunkler Beat-Minimalismus
Von Ralph Hofbauer | 6. Juni 2008 | 0 Kommentare
Der Kalifornier Flying Lotus kreiert karge Beat-Landschaften. Fast noch spartanischer ist das neue Album der Berlinerin Ellen Allien ausgefallen.
Wenn Warp einen Act unter Vertrag nimmt, lohnt sich hinhören meistens. Mit Flying Lotus hat das legendäre Label einmal mehr einen guten Riecher bewiesen. Die beiden könnten besser nicht zusammenpassen: „Warp is the absolute best home for my work. They’ve made history by putting out some of the craziest beats on the planet“, meint der frisch gebackene Warp-Artist.
Crazy sind den auch die Beats von Flying Lotus. Sie klatschen, pochen, blubbern, bouncen, rattern, klingeln, schleifen, peitschen, stolpern und schlurfen. Sie überlagern und verschieben sich und finden auf wundersame Weise doch wieder zusammen. Der Neffe der Jazz-Ikone Alice Coltrane ist ohne Frage ein Beat-Miraculix der Spitzenklasse.
Was der junge kalifornische Produzent auf „Los Angeles“ (VÖ 10.6.) bietet, ist geistesverwandt mit dem Schaffen von seinem Labelkollegen Prefuse 73. Auch seine Musik ist ein Fluss mit vielen Stromschnellen. Beats, Bleeps, Samples und Stimmen kommen und gehen, was bleibt, ist die ständige Metamorphose. Doch Flying Lotus ist bei weitem kein Prefuse-Abklatsch. Obwohl er erst am Anfang seiner Karriere steht, hat er bereits einen eigenen Sound gefunden, dessen schwelende Endzeitatmosphäre mitunter an den apokalyptischen Futurismus von Dubstep erinnert. Zwischen Raumstationruinen und Roboterwracks gibt es bei Flying Lotus ebensoviel knisternde Schönheit zu entdecken, wie bei Burial. Eine grosse Platte. Burial, watch your back!
Noch karger, aber ähnlich gespenstisch sind die Beat-Landschaften auf Ellen Alliens neuem Album. Hatte sich die Berliner Techno-Queen zusammen mit Apparat auf „Orchestra Of Bubbles“ noch dem Pop angenähert, kehrt sie mit „Sool“ zu ihren Beat-fokussierten Anfängen zurück. Allerdings ersetzt sie die dicke Bassdrum durch subtilere Beats. Die Klangarchitektur von „Sool“ ist sehr spartanisch ausgestattet. Es gibt kaum Melodien, dafür viel Raum zwischen den Tönen. Allien zeigt, dass man zwischen monoton und langweilig einen Unterschied machen muss. Ein hypnotisches Album; düster, dubbig und liquid.
Flying Lotus – Roberta Flack (feat. Dolly) [audio:http://www.foeweel.com/compilations/RobertaFlackDolly.mp3]
Ellen Allien – Elphine
[audio:http://itstoolong.com/musica/05_ellen_allien_-_elphine.mp3]
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