Dr. Pop, was waren das für Dinger, mit denen Martin Gretschmann am Notwist-Konzert rumfuchtelte?
Von Dr. Pop | 4. Juni 2008 | 3 Kommentare
Martin Gretschman tritt neuerdings mit zwei seltsamen weissen Gerätchen auf. Sind es selbstgebastelte Fernbedienungen oder macht der Notwist-Wizard nun tatsächlich mit der Console Musik?
An der Bad Bonn Kilbi und wohl auch überall sonst, wo sie in letzter Zeit aufgetreten sind, erwiesen sich The Notwist einmal mehr als Ausnahmeband. Niemand schafft den Brückenschlag zwischen Rocksongs und Dubjams so reibungslos, wie die Begründer der Weilheimer Schule. Dies gelingt The Notwist unter anderem, weil sie neue Technologien nutzen, ohne sich der Technik zu unterjochen. Die Musiker behalten die Fäden in der Hand, obwohl ihre Instrumente inzwischen wireless funktionieren.
Das Wii-Game, das beim Spielen so aussieht, wie die ungelenken Verrenkungen von Martin Gretschmann auf der Bühne, muss erst noch erfunden werden. Mit dem einen weissen Stäbchen steuert der schlaksige Bayer Samples – so lässt er beispielsweise Beats rattern und stolpern – mit dem andern variiert er Effekte, wie Hall oder Verzerrungen. „Man kann endlich mal Dirigent spielen“, meint Gretschmann in einem Interview mit dem Bayrischen Rundfunk. Was sich bei der Demonstration seiner neuen Wunderwaffe im Radio etwas effekthascherisch anhört, geht auf der Bühne auf – auch wenn es etwas gewöhnungsbedürftig aussieht.
Gretschmann ist nicht der einzige, der die Steuerungselemente der Nintendo-Konsole zum Musikmachen benutzt. Wie beim iPhone, auf dem sich inzwischen so ziemlich jedes Instrument spielen lässt, ging es auch beim Wii nicht lange, bis die Geräte zweckentfremdet wurden. Das WiiJing wurde bereits Ende 2006 erfunden, worauf verschiedenste Nerds die Idee vom kabellosen Musik-Tool weiterzudenken begannen.
Es scheint offensichtlich, dass die neuartigen Interfaces vom iPhone und der Wii-Konsole unsere nähere Zukunft prägen werden – und vielleicht auch die des Musikmachens. Bis wir dann endlich gar nichts mehr in der Hand halten müssen, weil wir selbst die Fernbedienung sind, ist es nun immerhin möglich mit computergenerierten Klängen zu arbeiten, ohne den Computer zu berühren. Statt Knöpfchendrehen und Knöpfchendrücken ist Fingerspitzengefühl gefragt. Fast ein wenig, wie auf einem richtigen Instrument also.
Ob sich diese neue Generation von Instrumenten durchsetzen kann, wird sich weisen. Gewiss, was die iBand macht, mag so schlecht gar nicht sein. Doch es geht eben doch nichts über ein richtiges Klavier.
Was man auf den weissen Stäbchen von Martin Gretschmann alles machen kann, zeigt Ihnen dieser junge Mann, der vor rund einem Jahr seine eigene Wii-Loop-Software entwickelt hat (Software-Downloads und alles weitere zum WiiJing gibt’s hier):
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3 Reaktionen
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11:27 Uhr, 4.6.2008, Link
danke dr. pop
hab mich schon gefragt, was das für fernbedienungen sind.
das konzert war toll
18:21 Uhr, 4.6.2008, Link
neue generation von elektronischen instrumenten mag ja sein.
tatsächlich scheint das aber dem ältesten elektronischen musikinstrument angelehnt:
mal bei youtube und wiki nach „theremin“ suchen. das kommt dann doch ganz bekannt vor. zumindest vom prinzip der steuerung her.
18:49 Uhr, 6.6.2008, Link
naja beim theremin wird ja einfach n’ton durch magnetische schwingungen erzeugt die beiden hände sind dafür da tonhöhe und lautstärke(?) zu regulieren. das mag ja bei den wiimotes ähnlich ausschaun aber die funktionen sind viel komplexer. da kann mit jeder hand in x,y und z richtung hantiert werden.
naja findes ein spannendes thema und auch ne spannende richtung (hab mir auch schon ne wiimote gekauft, konnte sie aber noch nicht brauchen – ist komplizierter als einfach nur die dinger rumzuschwingen ;) – aber man darf gespannt sein)
gruss und schönes wochenende
nicolas