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Frühjahrsputz #1

Von    |   13. Mai 2008   |   0 Kommentare

Die neuen Alben von Cadence Weapon und The Cinematic Orchestra wurden schon im April veröffentlicht, jedoch hatte es der nicht so fleissige Schreiberling verpasst, termingerecht was darüber zu berichten. Nachgeholt wird das hier und jetzt:

Cadence Weapon – Afterparty Babies (Big Dada / Musikvertrieb)
Rollie Pemberton, (noch immer) 21, reicht uns nicht mal ein Jahr nach seinem Debut (hier nachzulesen) den zweiten Langspieler nach: Afterparty Babies ist allen spätnächtlichen „Unfällen“ gewidment, wie Rollie am Ende des Intro-Songs erklärt. Inspiriert wurde er dabei durch seinen Vater, welcher um 1980 bei einem Studentenradio der Uni Alberta spätnachts noch auf Sendung war und gerne diejenige Musik spielte, zu welcher die Afterparty Babies gezeugt werden sollten und hoffentlich auch wurden.

In diesem Geiste liefert uns Cadence Weapon ein heisses (aber gänzlich unromantisches) Underground Potenzmittelchen: Fette Rammel-Beatz, solide Uptempo Electronica mit testosteronsteigender Wirkung. Im Vordergrund steht aber das erstklassige und frische Gereime, welches schon das Debutalbum kennzeichnete. Jedoch scheinen einige der Tracks produktionstechnisch irgendwie überladen: Der Mix aus zu viel Samples, nervösem Gescratche, pumpendem Uptempo und schnellen Rhymes versandet so in sich selbst, als läge das Geheimnis der Afterparty Babies in frühzeitigen Ejakulationen. Naja, reinhören lohnt sich alle mal, frischeren Übersee Hip Hop gibtz zur Zeit nicht. (Live: 31. Mai im Palace St. Gallen)

Hier zwei Kostproben vom Erstling Breaking Kayfabe, welcher mir schlussendlich besser gefällt:
Cadence Weapon – Sharks
[audio:http://www.cadenceweaponmusic.com/audio/Cadence_Weapon_-_Sharks.mp3]

Cadence Weapon – Black Hand
[audio:http://www.cadenceweaponmusic.com/audio/Cadence_Weapon_-_Black_Hand.mp3]

The Cinematic Orchestra – Live at the Royal Albert Hall (Ninjatune / Musikvertrieb)
Rückblickend, war Ma Fleur (hier nachzulesen) für mich eines der grossen Alben des letzten Jahres, vielleicht gerade weil Jason Swinscone das Konzept etwas weg vom Jazz hinüber zum folkigen Songwriting verschoben hatte, gewann ihr sonst schon genialer Sound deutlich an Intimität.

Für das nun vorliegende Live Album versuchte Swinscone Altes mit Neuem zu verbinden, um damit gleichsam das Cinematic Orchestra schon wieder neu zu erfinden. Mit zeitweise bis zu 40 Musiker (darunter das 24köpfige Heritage Orchestra, Heidi Vogel, Lou Rhodes et al.) liess er die Bühne der geschichtsträchtrigen Royal Albert Hall besetzen. Das Ergebnis kann sich durchaus hören lassen, ist wirklich grosses Kino, aber dann doch nicht das ganz ganz grosse Kino, das es hätte sein können. Irgendwie hatte ich mir mehr erhofft, vielleicht weil mein persönlicher Massstab zur Beurteilung Portisheads Roseland NYC Live war und ich deshalb die Messlatte etwas zu hoch ansetzte… Wie dem auch sei, dieses Livealbum ist durchaus gelungen und wird sicher manchen Fan begeistern können. Wirklich schade ist aber, das man versäumt hat, eine DVD dazu zu produzieren.

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