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Vielleicht das beste Album des Jahres

Von    |   3. Mai 2008   |   3 Kommentare

Mondo Fumatore, die „Großmeister des unangestrengten Eklektizismus“ (Jens Friebe) sind zurück. „The Hand“ ist eine Zeitreise zurück in die 90er- und 80er Jahre ohne artsy-fartsy-Touch und vielleicht das beste Indie-Rock-Album des Jahres.

Musik aus dem Herzen, genuinen Indie-Rock, erkennt man sofort. Mondo Fumatore, die Berliner Indie-Institution ist so eine Band. Hier ist alles „real“, nichts aufgetragen und zurechtgestutzt, Mondo Fumatore und ihr Sound ist so echt wie die Falten im Gesicht einer hundertjährigen Frau.

Nicht hundert Jahre, aber 15, 20 Jahre schweift man mit Mondo Fumatore zurück. Das Fundament bilden Bands wie Pavement, Dinosaur Jr., Sebadoh, beim Vorbeigehen nimmt man noch etwas Slacker-Groove á la The Breeders und early-Beck mit, etwas ausufernde Hippness aka Shoegaze á la The Wedding Present wird ebenfalls noch hineingeworfen und Samples dürfen natürlich bei einer Berliner Combo auch nicht fehlen, allerdings nie mit dicker Lippe, sondern immer schon dezent, some may call it „Indietronic“.

Ja, und dann kommen die Songs! Jawohl, die Songs sind stark, sie haben die schnodderige Catchyness, die Indie-Rock unsterblich macht und damit Mondo Fumatore auch, und sie haben Ecken und Kanten, sie haben Spannungsbögen, sie haben versteckte Soundfragmente, Dinge, ein Album auch nach zehn Durchgängen noch frisch erscheinen lassen. Ja, die Songs, sie rocken, grooven, sie haben Rückgrat, sie sind nett und manchmal auch etwas böse, aber immer sympathisch, man mag sie gerne laut, leise, zwischendurch und als Hauptbeschäftigung, und sie stehen einem gut wie ein schwarzes Hemd jedem gut steht und nicht nur das, sie sind auch tanzbar, auch für Menschen, die nicht tanzen können und das auch mit Songs, die gänzlich ohne Samples auskommen. Mondomarc, Gwendo und O. Love haben unter den Fittichen von Krite (Sharon Stoned Speed Niggs) mit „The Hand“ ein Juwel des schönsten Genres der Welt produziert, ein Album wie ein guter Film, den man immer wieder sehen mag, obwohl man den Plot längst kennt, aber es ist eine Geschichte, die man immer wieder sehen will, weil man sie vielleicht ähnlich auch schon erlebt hat, vielleicht auch als Bestätigung seiner eigenen Grossartigkeit, wie wenn man sich ausserordentlich attraktiv fühlt und sich immer wieder im Spiegel anschauen will.

Was das alles bedeutet? Mondo Fumatore machen schön, attraktiv und unwiderstehlich, und das wichtigste zum Schluss: Mondo Fumatore sind das Aspirin, das die post-post-moderne von Eklektizismus zerfressene Musik-Genre-Wichserei wie Kopfweh mit 14 fetten Tracks wegkuriert. Herzlichen Dank!

Mondo Fumatore – Yeah Yeah Yeah (mit J. Mascis-Gitarren-Solo)
[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2008/05/03yeahyeahyeah.mp3]

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3 Reaktionen

  1. 78s » Blog Archive » Das vielleicht beste Album des Jahres #2
  1. #1 Chrigel

    19:18 Uhr, 6.5.2008, Link

    In Zeiten in denen sogar Michele Roten gegen die 30 steuert tut es in der Tat gut, sich wieder bewusst zu werden, was fuer grossartige Bands um die Jahrtausendwende entstanden sind. Als weiteren Hit welchen man sich immer wieder anhoeren will – wahlweise nackt vor dem Spiegel – empfehle ich „Skeleton Town“ vom Album aus dem Jahre 2003. Es hoert sich nach bunten Luftballonen an, nach grillgeschwaengerter Luft, Menschen in bunten T-Shirts und kuehlem Bier. Was will man mehr um gluecklich zu sein?

  2. #2 Don Markuse

    16:57 Uhr, 23.7.2008, Link

    da kann ich mich nur anschließen! und noch eine neuigkeit: der gute krite ist als neuer gitarrist mittlerweile fest in die band integriert.

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