In einer Gegenwart, die nur noch spärliche Schöpfungsquellen für romantische Ausdrucksformen zu bieten scheint, schockiert Scott Matthew den Zuhörer mit einer Ergriffenheit und Intensität, die einem selten zu Ohren kommt. Er reiht sich damit nahtlos in die Reihe der neuen Romantiker um Rufus Wainwright und Anthony Hegarty ein.

Obwohl der Name Scott Matthew den wenigsten geläufig sein dürfte, so haben ihn trotzdem schon zig-tausend Augenpaare beim Gitarrenspiel beobachten dürfen. Er war derjenige, der dem rasanten Queer-Drama Shortbus letztes Jahr etwas Geschwindigkeit genommen hat, indem er einige Szenen mit seinen jammernden Songs begleitete oder abrundete. Dies nicht etwa als Stimme aus dem Off, sondern als Kommentator mitten im frivolen Geschehen, mitsamt Bart und Ukulele.

Matthews selbstbetiteltes Debüt (Glitterhouse/Indigo) kommt gänzlich ohne Schlagzeug aus und bietet teiftraurige, minimalistisch vorgetragene Songminiaturen, die von Niedergeschlagenheit und Isolation berichten. Wenn der in Brooklyn lebende Australier zur Gitarre greift, dann klingt das in etwa, wie wenn sich Xiu Xiu bei MTV Unplugged bewerben würden.

Die vier Songs, die bereits auf dem Soundtrack von Shortbus waren, sind übrigens auch mit auf Platte, wurden aber umarrangiert und neu eingesungen. Dass Matthew trotz Shortbus der Popularitätssprung über den grossen Teich noch nicht geschafft hat, ist – ganz im Sinne seiner Musik – jammerschade.

Scott Matthew -Language (Aus „Shortbus“)
[audio:http://download.br-online.de/download/bavarianopensource/scott-matthew/scott-matthew_track-language.mp3]

Scott Matthew – Abandoned
[audio:http://sixeyesmedia.com/music/mp3/SMatthew/02%20abandoned.mp3]