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Zurück zu verlorener Schönheit mit July Skies

Von    |   19. März 2008   |   0 Kommentare

Einen besonderen künstlerischen Anspruch hegt der Brite Antony Harding. Als July Skies versucht er, Landschaften und Stimmungen des nachkriegszeitlichen England musikalisch zu konservieren.

theweatherclockNach jahrelangen Feldstudien an verlassenen Orten und nostalgischen Schwelgereien bringt Harding mit der LP „The Weather Clock“ eine weitere Hommage an die Schönheiten eines „past Britain“ heraus. Hierfür liess er sich von englischen Künstlern des 20. Jahrhunderts, von vorstädtischen Spielplätzen und Parks in der Abenddämmerung, dem wolkenverhangenen oder stahlblauen Himmel, in hohem Gras zugebrachten Sommertagen, leidenschaftlichen Küssen unter Autobahnbrücken, halbzerfallenen Artefakten und der verlorenen Unschuld vergangener Jugend inspirieren. Einem jeden Ton scheint die sehnsüchtige Melancholie des Verlusts einer unwiederbringlichen Zeit eingeschrieben.

Ja, das ist mal andere, zur Abwechslung kontemplative Musik von der Insel. Nicht laut, verrucht und reisserisch, dafür umso poetischer und verwurzelter in der Heimat. Mit minimalem, halleffektlerischem Aufwand, spärlich gezupften Gitarren und bedächtigen Vocals schafft July Skies eine einnehmende sphärische Stimmung, die sich tatsächlich anschickt, den Hörer in „the nothingness of weekday afternoons in the beauty of post-war Britain“ zu entführen. Gerne folgt man der Einladung, die Augen zu schliessen, zwischenzeitlich den modernen Zeiten zu entfliehen und sich den verinnerlichten Bildern einer verlorenen (oder nie dagewesenen) Zeit hinzugeben.

Die Platte kann seit ’ner Weile direkt beim Label Make Mine Music bestellt oder voraussichtlich ab Ende April im Laden um die Ecke abgeholt werden. Zur Einstimmung sei ein aufschlussreiches Interview empfohlen, in dem nicht nur Hardings Verbundenheit zur Vergangenheit, sondern auch zu Epic45 angesprochen wird.

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