Silver Mt. Zion: „We want punks in the palace!“
Von Marco Durrer | 3. März 2008 | 1 Kommentar
– „‚Cause punks got the loveliest dreams.“ Die wohl eindringlichste Postrock-Band der Gegenwart fand nach exzessivem Touren mal wieder Zeit für’s Hotel2Tango und legt am 10. März ein weiteres episches Manifest vor. Und verbessert damit einmal mehr die Welt.
Vor vier Jahren haben sich Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra & Tra-La-La Band mit ihren kaputten Walzern im Ziegel Oh Lac tief in mein Herz und zum persönlichen, unvergänglichen Hype gespielt. Nun frohlockt es wieder, denn mit „13 Blues for Thirteen Moons“ (Constellation / Irascible) schallen nach über hundert Konzerten weltweit (u.a. in Zusammenarbeit mit Vic Chesnutt, Carla Bozulich oder Patti Smith) die frischen Töne auch durch die heimischen Klagegemäuer.
Mit gewohnt aufopfernder Hingabe singt und jammert der siebenköpfige Freundeskreis aus Montreal in den längst live-erprobten neuen Songs für das Wohl einer kranken Weltseele und schmettert energischer und lauter denn je gegen machtlüsterne Ungerechtigkeiten. Ihre Musik wird zum Sinnbild einer fatalen künstlerischen Paradoxie, indem sie erst im ideellen Morast zu wahrer Kraft und Schönheit gedeiht (vgl. „1’000’000 died to make this sound“). Brachiales, symphonisches Chaos wird von flehenden Chorälen zu einer schauderhaft harmonischen Ordnung gezähmt und sorgt durch unerbittliche Herzmassage für ein kathartisches Hörerlebnis.
Nach der von Leadsänger Efrim Menuck verkündeten Hiobsbotschaft vom sehr wahrscheinlichen Aus seines einstmaligen Hauptprojektes Godspeed You! Black Emperor, dürften die vier viertelstündigen Songs gerade in den Ohren enttäuschter Fans wie Balsam wirken. Nicht nur „blindblindblind“, sondern sämtliche Rock-Predigten des Silver Mt. Zion-Orchestras lassen den Hoffnungsschimmer am Horizont der Apokalypse heller strahlen und erinnern an eine leicht zu vergessende Gewissheit – „Some hearts are true“.
>>> Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra & Tra-la-la Band live:
20.April: Martigny, Les caves du manoir
21.April: Düdingen, Bad Bonn
22.April: Genf, L’usine
23.April: St.Gallen, Grabenhalle
(Wer da noch Überzeugungshilfe braucht, kann auf der Fanpage Mountains made of steam schon mal Live-Mittschnitte vorhören.)
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