Dr. Pop, stimmt es, dass CDs nur beschränkt haltbar sind?
Von Dr. Pop | 26. Februar 2008 | 5 Kommentare
Es gibt allerdings Grund zur Sorge. Und einen schwachen Trost: Kein Speichermedium ist ewig haltbar.
Die Haltbarkeit von Speichermedien verhält sich – dem technischen Fortschritt zum Trotz – umgekehrt proportional zur Datenkapazität: Höhlenmalereien haben Zehntausende von Jahren überdauert, der Codex Sinaiticus hat auf Ziegenleder den Jahrtausenden getrotzt, Papier wird dagegen höchstens ein paar 100 Jahre alt, Negativstreifen halten auch nicht länger und mit den digitalen Medien ist die Haltbarkeit von Speichermedien schliesslich unter die menschliche Lebenserwartung gesunken.
Die CD, die 1982 bei ihrer Einführung als unzerstörbares Medium gepriesen wurde, hat sich als äusserst fragiler Tonträger entpuppt. Dass CDs nur sehr beschränkt haltbar sind, weiss man spätestens seit das Deutsche Musikarchiv erste Datenverluste verzeichnet hat. Es gibt kaum etwas, wogegen die Silberlinge nicht allergisch sind: Feuchtigkeit, Trockenheit, Wärme, Kälte, UV-Strahlen, Druck… Die Schutzschicht der CD ist auf Dauer nicht resistent gegen Umwelteinflüsse. Sind erst einmal Sauerstoff- und Wasserstoffmoleküle in die CD eingedrungen, reflektiert die Aluminiumschicht den Laser nicht mehr – die Daten werden unlesbar.
Wie man aus eigener Erfahrung weiss, ist die Halbwertszeit von selbstgebrannten CDs besonders gering. Bei der Frage nach der Haltbarkeit von CDs aus dem Presswerk gehen die Meinungen auseinander, doch man kann davon ausgehen, dass eine Original-CD – selbst wenn man sie mit Samthandschuhen anfasst – nicht länger als einige Jahrzehnte abspielbar bleibt.
Man könnte nun optimistisch bleiben und sich die CD-Reparatur-Maschine Fix-a-disc zulegen. Da sich das Gerät allerdings erst bei rund 70 geretteten CDs amortisiert, sollte man sich vielleicht besser gleich Gedanken über die Migration der CD-Sammlung auf Festplatten machen. Nachhaltiger ist dies jedoch auch nicht, da Computerfestplatten eine durchschnittliche Lebenserwartung von unter fünf Jahren haben. Ein Backup der Plattensammlung wird in Zukunft also unvermeidlich.
Da dachten wir schon wir hätten sie eingefangen, die Musik. Doch sie bleibt flüchtig.
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5 Reaktionen
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14:46 Uhr, 26.2.2008, Link
Und wie verhält es sich mit der guten alten Schallplatte, Herr Pop? Es kann doch nicht angehen, dass eine CD – sanft von einem Laser abgeTASTET, also quasi „gestreichelt“ – vorher den Geist aufgibt, als eine Schallplatte, die regelmässig mit einer Nadel abgeFAHREN wird. Das kann doch nicht sein, Herr Pop. Oder doch?
15:39 Uhr, 26.2.2008, Link
shit, wenn ich mir all den plastikschrott vorstelle, der dereinst bei mir rumliegen wird… oje, oje…
16:35 Uhr, 26.2.2008, Link
@jdw: wenn du deine cds staub- und lichtgeschützt in klimatisierten Räumen lagerst, deren Temperatur 18°C nicht übersteigt, und sie nur in notfällen abspielst, kannst du ihre haltbarkeit verlängern ;)
@trailergirl:
der guten alten vinyl-schallplatte wird fast unbegrenzte haltbarkeit attestiert. das „abfahren“ der rillen beeinträchtigt den zustand der platte kaum, es sei denn die nadel ist alt oder das gewicht des tonarms ist falsch eingestellt. doch auch LPs sind gegen umwelteinflüsse nicht gefeit: das vinyl kann sich bereits durch ein wenig sonneneinstrahlung verbiegen. bei einer dünnen LP ist mir unlängst auch ein stückchen vom rand abgebrochen. risse sind bei qualitativ minderwertigen platten also auch nicht auszuschliessen, trotzdem dürften die meisten LPs im nächtsten Jahrhundert noch problemlos spielbar sein – sofern es noch Plattenspieler dafür gibt.
22:35 Uhr, 26.2.2008, Link
Sehr schön sind auch die „vergessenen“ Vinyls auf dem Plattenspieler. Staubdeckel zu und Sonne drauf… fertig sind die Alpen.
10:26 Uhr, 27.2.2008, Link
guter beitrag, sehr schön auch dein schlusssatz, dr. pop:
„Da dachten wir schon wir hätten sie eingefangen, die Musik. Doch sie bleibt flüchtig.“