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Dr. Pop, worauf muss ich beim Mixtape für mein Herzblatt achten?

Von    |   18. Februar 2008   |   10 Kommentare

„To me, making a tape is like writing a letter – there’s a lot of erasing and rethinking and starting again.“ (Nick Hornby, High Fidelity)

1. Wähle den richtigen Zeitpunkt. Warte bis du Anhaltspunkte über die musikalischen Vorlieben und Kenntnisse deines/r Angebeten gewonnen hast. Nur so kannst mit Überraschungen aufwarten statt mit Altbekanntem zu langweilen. Im Idealfall verbindet euch bereits ein Lied (erster Kuss/Tanz/Sex), das du zum Herzstück deiner Compilation machen kannst.

2. Finde die Schnittmenge eurer beiden Geschmäcker. Der Geschmack des Hörers ist ebenso wichtig, wie der Geschmack des Machers. Gute Mixtapes glänzen durch Einfühlungsvermögen. Versetze dich in deine(n) Angebetete(n), ohne dich anzubiedern.

3. Nimm niemals zwei Songs vom selben Interpreten auf. Schliesslich willst du den Eindruck vermitteln, dass in dir und deiner Plattensammlung ein unerschöpflicher Fundus an entdeckenswerten Facetten steckt. Dein Herzblatt soll sich nach dem Hören nichts sehnlicher wünschen, als euch beide genauer kennenzulernen.

4. Vermeide Textpassagen, die gegen dich verwendet werden können. Eine gut platzierte Botschaft kann Wunder wirken, doch achte darauf, dass die Aussagen niemals zu explizit werden („Marry Me“,“Let’s Have A Baby“, etc.), die Liebe ist bekanntlich ein wankelmütig Ding. Zu vermeiden sind auch Textzeilen, die das Ende der Liebe bereits prophezeien („Love Will Tear Us Apart“).

5. Überlege dir Anfang und Ende genau. Es ist wie beim Schachspielen: Mit der Eröffnung zeigst du, dass du kein Anfänger bist, mit dem letzten Zug setzt du dein Gegenüber schachmatt.

6. Erhalte die Spannung aufrecht. Ein gutes Mixtape erzählt eine Geschichte. Spanne einen Spannungsbogen, um den Hörer zu fesseln. Gestalte deinen Mix harmonisch, aber nicht homogen, abwechslungsreich, aber nicht verworren.

7. Gib dich niemals mit dem ersten Take zufrieden. Eine makellose Compilation bedeutet harte Arbeit. Das Kompilieren ist ein Optimierungsprozess, der von ersten Skizzen der Dynamikkurve und Listen mit Spielzeiten über gezieltes Faden – oder gar Überblenden – hin zum nahtlosen Mix führt.

8. Vermeide Pausen und Pegelunterschiede. Achte darauf, dass du den Hörer nicht mit über- bzw. untersteurten Lautstärkepegeln vergraulst oder mit peinlichen Pausen langweilst. Nutze den Platz, den dir das Medium bietet, effizient.

9. Achte auf eine liebevolle Verpackung. Wer mit seinem Mixtape beim anderen Geschlecht landen will, darf sich für stundenlange Bastelarbeiten nicht zu schade sein. Nichts ist unerotischer, als eine CD-R in einer fantasielos gestalteten Plastikhülle.

10. Wähle das richtige Medium. Heutzutage noch eine Kassette aufzunehmen mag ein anachronistischer Akt sein, zeugt jedoch von bewundernswerter Hingabe und nostalgischem Charme. CDs sind aus rein praktischen Gründen legitim, doch nichts ist schlimmer, als eine MP3-CD mit hunderten von Tracks, denn Beliebigkeit ist der grösste Feind jeder Compilation.

> Leserfragen an Dr. Pop, den Briefkastenonkel von 78s, bitte an: dr.pop(ät)78s.ch

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10 Reaktionen

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  1. #1 Mark

    20:56 Uhr, 18.2.2008, Link

    darf man eigentlich fragen, wer sich hinter Dr. Pop versteckt?

  2. #2 flobro

    21:08 Uhr, 18.2.2008, Link

    onkel..äh..dr. pop, du bist der beste!

  3. #3 Dr. Pop

    21:18 Uhr, 18.2.2008, Link

    ich.

  4. #4 matze

    10:03 Uhr, 19.2.2008, Link

    die begründung für punkt drei basiert ja wohl auf einem typisch männlichen reflex: der liebsten zu beweisen, dass man der geilste ist, wenn es um musik geht. ich denke, dass man durchaus zwei songs des gleichen künstlers auf eine cd/mc packen kann, natürlich nicht direkt hintereinander und vielleicht ein original und eine coverversion.

    da ich meist eine cd anfertige, bin ich dazu übergegangen, die songs abzumischen, so dass man fließende übergänge hat. ist zusätzliche arbeit, kann aber auch sehr viel geiler klingen …

  5. #5 sundance

    09:23 Uhr, 20.2.2008, Link

    bin pro-kassettli eingestellt, obwohl ich zu meiner schande sagen muss, dass ich auch ein bitzeli ein anhänger der cd-erstellen-und-dann-auf-tape-rüberspulen-variante bin. hört sich einfach besser an, das tape, und man kann viel einfacher basteln und übergänge anhören und lieder verschieben und was-wäre-wenn-szenarien durchspielen.

    und man lässt die silberne unnahbarkeit einer disc lockerstens hinter sich.

  6. #6 Da'Nyl

    20:08 Uhr, 20.2.2008, Link

    Ohne Mix läuft Nix!

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