Musik-Berlinale: Altersturnen
Von Urs Arnold | 7. Februar 2008 | 1 Kommentar
„Shine a light“ ist gerade als Eröffnungsfilm im Berlinale Palast gezeigt worden. Zu sehen gab es die Rolling Stones, wie sie einem Angst machen.
Denn eigentlich ist es schon unglaublich, wie die Typen noch beieinander sind. Zwar bezahlte Keith Richards seinen Dauereskapismus mit leichten Gleichgewichtsproblemen, aber der Rest geht auch noch mit über 60 Jahren durch die Decke. Für allem Mick Jagger tanzt, als müsse er beim Altersturnen den Streber markieren.
In Martin Scorseses Dokumentarfilm, ein Zusammenschnitt zweier Konzerte im „kleinen“ Rahmen in New York, zeichnet sich vor allem mit technischer Brillianz aus. Da werden die Instrumente der gezeigten Musiker aus dem Sound hervor gemischt, da wird jedes Detail eingefangen. Grossartig etwa die Szene, in der Drummer Charlie Watts nach einem Song tief durchatmet und ein „I´m too old for that shit“-Gesicht aufsetzt. Ein Rockstar sieht eigentlich anders aus.
„Shine a light“ ist ein Konzertfilm geworden, doch Scorsese tut gut daran, einige bandhistorische Versatzstücke einzubauen. Man sieht Jagger als Milchgesicht, das sich überrascht über den Erfolg der Band äussert und hofft, noch ein Jahr auf diesem Level bleiben zu können. Dann in einer Runde Christen, wie er sich für die Ausfälle der Band rechtfertigen muss. Später muss Richards erklären, wie er überlebt hat. Die Rückblenden lockern das Konzert auf, und das ist gut so: Wer nämlich nicht gerade der grösste Rolling Stones Fan ist, der dürfte sich spätestens ab Mitte des Films auch mal ein bisschen langweilen.
Unter Strich darf man den Film als absolut gelungen bezeichnen. Es gibt mit Jack White, Buddy Guy und Christina Aguilera auch noch einige interessante „little helpers“, und die Atmosphäre wird opulent rübergebracht. Jetzt muss man nur noch die Stones mögen …
Trailer: Shine a light
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