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Robbie Williams streikt gegen „Plantagenbesitzer“

Von    |   15. Januar 2008   |   8 Kommentare

Robbie Williams probt den SitzstreikBeim Plattenmulti EMI geht derzeit einiges drunter und drüber. Schlechte Plattenverkäufe, ein nervöser und rigoroser Investor und Top-Manager, die nun über gut und schlecht befinden sollen. Vorgestern kam die Ankündigung, dass EMI bis zu 2000 Bands aus dem Programm werfen will und dass einige Top-Shots sich gegen ihre Plattenfirma auflehnen (Robbie Williams und Coldplay etwa). Heute soll bekannt werden, was wirklich dran ist an diesem musiklischen Kahlschlag dieser radikalen Portfolio-Bereinigung.

Der Guardian vermeldet, dass Robbie Williams nun streiken und vorerst kein neues Album erarbeiten will (ein Entscheid, der ihm nicht allzu schwer gefallen sein dürfte…). Der Kommentar des Guardian ist so bissig wie treffend.

„His [Robbie Williams‘] latest manager, Tim Clark, perhaps unaware that few slaves were on an £80m, four-album deal with their masters, likened Williams’s record company EMI to a „plantation owner“.

Den ganzen Artikel gibt es hier: „Robbie goes on strike. World comes to standstill.“ Lesen!

Das Vorgehen des neuen EMI-Besitzers Guy Hands wird in der englischen Wirtschaftspresse durchaus für vertretbar bis richtig gehalten:

– Times Online: „Guy Hands is right to set record straight at EMI“

– The Independent: „Hands seems to be getting it right at EMI“

8 Reaktionen

  1. 78s » Blog Archive » Die Rettung der Musikindustrie: Buy 1, get 1 for free.
  1. #1 Urs Arnold

    11:02 Uhr, 15.1.2008, Link

    Was bei EMI gerade abgeht ist für mich nur der Prolog bei den Majorlabels. In einigen Jahren wird bei allen kaum mehr ein Stein auf dem anderen liegen.

  2. #2 David Bauer

    11:22 Uhr, 15.1.2008, Link

    Gut möglich, dass am Ende EMI gar am besten da steht von den Majors, weil sie mit ihrem Private Equity Investor als erste die Radikalkur verpasst bekommen haben.

    Andererseits sollte man sich wohl auch nicht blenden lassen von diesen Problemen. Das ist noch immer Klagen auf hohem Niveau. „Solange die an diversen Musikmessen ihre Orgien feiern, kann es den Majors nicht sooooo schlecht gehen“, sagte mir neulich einer, der selber im Geschäft mitmischt…

  3. #3 Tschino

    15:57 Uhr, 15.1.2008, Link

    London, 14.01.08

    EMI streicht wohl jede dritte Stelle

    Eigentlich wollte der neue EMI-Eigner Guy Hands Details zur künftigen Konzernstrategie und zu den geplanten Sparmaßnahmen im Hause EMI am 15. Januar verkünden, erste Punkte lancierte er aber bereits vorab: So sollen wohl zwischen 1500 und 2000 der derzeit weltweit rund 5500 Stellen bei EMI gestrichen werden – also rund jeder dritte Posten. Außerdem will Hands, wie bereits erwartet, bei der Vermarktung sparen und viele der 14.000 Künstlerverträge beenden. Hands will zudem noch einmal 200 Millionen Pfund oder fast 364 Millionen Euro in den Konzernumbau investieren.

    Nahezu ungeschoren soll derweil das Verlagsgeschäft davonkommen, das derzeit mit international rund 1100 Mitarbeitern rund 70 Prozent der EMI-Erträge erwirtschafte: „Es gilt nicht als glamourös oder sexy, sie bekommen auch keine Werbung oder Presse, aber sie verdienen das Geld“, sagte Hands der „Financial Times“.

    Außerdem will Hands die A&R-Bemühungen des Unternehmens ausgebauen: Während nach Informationen von „Financial Times“ und „Times“ im mittleren Management und am Bonus-System gespart wird, sollen sich künftig mehr als sechs Prozent aller Mitarbeiter mit der Talentsuche und dem Künstleraufbau beschäftigen. Die Musikindustrie habe „den kreativen Prozess in Bürokratie begraben“, klagte Hands der FT. Das Geschäft stecke „in einem Modell fest, das für eine Welt entwickelt wurde, die unwiederbringlich verloren ist“. Als ein Beispiel gilt ihm das Retourenaufkommen: EMI koste es jährlich 25 Millionen Pfund oder umgerechnet fast 33 Millionen Euro, nicht verkaufte CDs einstampfen zu lassen.

    Auch auf personeller Seite scheinen wichtige Schnittstellen besetzt: So soll sich Roger Ames wohl um den kreativen Bereich in den USA und in Großbritannien kümmern – eine Aufgabe, die er bereits beim Abgang Tony Wadsworths vor wenigen Tagen übernahm – und in anderen Territorien von Jean-François Cecillon unterstützt werden. Die EMI-Belegschaft soll am 15. Januar per Videokonferenz aus einem Odeon-Kino im Londoner Stadtteil Kensington von den Details unterrichtet werden.

    quelle: musikwoche.de

  4. #4 jdw

    16:23 Uhr, 15.1.2008, Link

    das klingt recht vernünftig. wer mal hinter die kulissen eines media marktes gesehen hat, weiss wie viele cds die majors von denen jeweils zurückerhalten. von den kommunizierten verkaufszahlen werden diese retouren natürlich kaum je subtrahiert…

  5. #5 David Bauer

    16:25 Uhr, 15.1.2008, Link

    die nicht verkauften cds versucht EMI ja an teenies zu verschenken, selbst das ohne erfolg: http://www.78s.ch/2008/01/12/cds-nicht-mal-geschenkt/

  6. #6 Tschino

    18:06 Uhr, 15.1.2008, Link

    London, 15.01.08

    Hands bestätigt Job-Abbau

    Der neue EMI-Eigner Guy Hands gab am 15. Januar erste Details zur geplanten Umstrukturierung beim britischen Major bekannt und bestätigte die bereits zuvor durchgesickerte Zahl von 1500 bis 2000 Stellen, die im Zuge des Konzernumbaus gestrichen werden sollen.

    Hands konzentriert sich dabei vollständig auf die Tonträgersparte Recorded Music, zu der weltweit rund 4400 der etwa 5500 EMI-Mitarbeiter zählen. Die Sparte soll sich künftig stärker auf die A&R-Arbeit fokussieren, um so das Potenzial der EMI-Künstler vollständig ausschöpfen zu können. Zugleich soll sich das Unternehmen aber neu als Partner seiner Künstler verstehen – Hands baut hier auf Begriffe wie Transparenz und Vertrauen – und neue Umsatzmöglichkeiten jenseits des CD-Verkaufs erschließen helfen, zum Beispiel im Digitalgeschäft oder in Kooperation mit Markenartiklern.

    Ziel sei es, alle Kernkompetenzen einer Plattenfirma von Sales & Distribution über die Vermarktung bis zur Herstellung in einer einzigen Division und unter einem internationalen Spitzenmanagement zu bündeln.

    Als Vorgabe für den Umbau gibt Hands einen Zeitraum von sechs Monaten aus. Die Restrukturierungen sollen EMI künftig Kosten in Höhe von 200 Millionen Pfund oder umgerechnet rund 264 Millionen Euro sparen.

    Man habe seit der Übernahme der EMI durch die Beteiligungsgesellschaft Terra Firma viel Zeit in die Analyse der Tonträgersparte investiert, sagte Hands. Diese habe wie die gesamte Musikwirtschaft schwer mit den Herausforderungen der digitalen Welt zu kämpfen. „Wir glauben aber, dass wir eine revolutionäre neue Struktur entwickelt haben, die für Verbesserungen in jedem Geschäftsbereich sorgen kann.“ EMI Music könne binnen kurzer Zeit für den Konzern und für die Künstler wieder erheblich an Bedeutung gewinnen. „Die heute verkündeten Veränderungen stellen sicher, dass dieses Traditionsunternehmen auch künftig wundervolle Musik hervorbringen kann – auf eine profitable und nachhaltig tragfähige Weise.“

    Quelle: musikwoche.de

  7. #7 Tschino

    18:14 Uhr, 15.1.2008, Link

    ..und das hier gehört auch noch in dieses kapitel:

    London, 15.01.08

    The Verve auf dem Sprung ins Lager der EMI-Rebellen

    Die Liste der Unmutsbekundungen über die Umbau-Pläne des neuen EMI-Eigners Terra Firma wächst. Nun droht auch der Manager der englischen Band The Verve damit, das nächste Album der Formation zurückzuhalten, bis der Traditionsmajor ein ausreichendes Marketing garantieren sowie die nötige finanzielle Potenz nachweisen könne.

    Zuvor hatten bereits Robbie Williams und Coldplay angedeutet, beim gegenwärtigen Stand der Dinge keine Musik an EMI liefern zu wollen. Verve-Manager Jazz Summers schlägt nun in dieselbe Kerbe. „Warum sollten wir ein Album abliefern, wenn EMI das Marketing zurückfährt und in finanziellen Schwierigkeiten steckt?“, sagte Summers, bevor er sich als Kopf einer Delegation von Künstler-Managern zu einem Treffen mit Terra-Firma-Chef Guy Hands aufmachte. „Ich werde Guy Hands sagen, dass ich Zusicherungen haben will.“

    Auf Kritik stoßen bei Summers unter anderem die von Hands geplanten Abstriche bei den an die Künstler gezahlten Vorschüssen. „Er hat keinen blassen Schimmer von diesem Geschäft“, moniert der Verve-Manager, der auch die Interessen der Formation Snow Patrol vertritt. „Es gibt diese großen Vorschüsse, weil man hinterher keine Tantiemen bekommt.“ Angesichts fallender Preise für CDs sowie steigender Kosten für Marketing und Vertrieb könne ein Künstler heute mitunter drei Millionen Einheiten verkaufen, ohne dafür einen Pence zu Gesicht zu bekommen, beklagt Summers.

    The Verve hatten sich im Juni 2007 in Originalbesetzung reformiert und eine Tour sowie ein neues Studioalbum angekündigt, das im Juni fällig sein soll. Summers will seinen Schützlingen nun raten, dem von Robbie Williams eingeschlagenen Kurs zu folgen. Dieser ist nach Worten seines Managers Tim Clark entschlossen, sein neues Album nicht ohne vorherige Zusicherung von EMI einzureichen, dieses auch wettbewerbsfähig am Markt platzieren zu können. „Niemand wird da rein gehen und einen Vertrag unterschreiben“, glaubt Summers. „In diesem Geschäft dreht sich alles um Vertrauen – und der neue Chef hat das Vertrauen in seine eigene Mannschaft verloren.“

    Mit der wachsenden Phalanx der Künstler dürfte auch der Druck auf Hands zunehmen, eine Lösung mit den unzufriedenen Acts zu erreichen. Vor kurzem hatte sich der Terra-Firma-Chef noch relativ unbeeindruckt vom Vorstoß Robbie Williams gezeigt. Der Drohung des Sängers begegne er „ziemlich entspannt“. Außerdem ziehe er es vor, sich um profitablere Künstler wie beispielsweise Norah Jones zu kümmern.

    Quelle: musikwoche.de

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