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Stille Wasser gründen tief

Von    |   26. September 2007   |   0 Kommentare

Hatte ich hier noch behauptet von Iron And Wine seien keine Überraschungen zu erwarten, belehrt mich „The Shepherd’s Dog“ (Sub Pop/Irascible) nun doch eines besseren. Nicht, dass Iron And Wine jetzt Schweinerock machen würden – natürlich ist es eine leise Überraschung. Erstaunlich ist, wie reichhaltig der Lagerfeuerfolk von Iron And Wine auf der instrumentalen Ebene inzwischen geworden ist. Hatte sich auf der EP „Woman King“ ein perkussiver Mehraufwand schon angedeutet, wagt sich Sam Beam nun an exotische Rhythmusmuster. Die „Wolves“ schleichen sich im Reggaerhythmus an die Schafherde heran, die „Innocent Bones“ umfliesst Latinoblut, der „Boy With A Coin“ klatscht wie ein Flamencotänzer und die Klänge, die aus dem „House By The Sea“ kommen, tragen den rituellen Charakter von Stammesmusik. Das kann man alles überhören, so nahtlos amalgieren sich diese Elemente mit den melancholischen Americana-Klangfarben von Iron And Wine, aber es ist da.

Iron And Wine – „Wolves (Song Of The Shepherd’s Dog)“
[audio:http://outtheother.typepad.com/music/IronandWine-Wolves.mp3]

„The Shepherd’s Dog“ ist geprägt von einem Sound, der in seinem innersten Kern etwas an indische Ragas erinnert. Tatsächlich taucht auf „White Tooth Man“ und „Peace Beneath A City“ eine Sitar auf und auch Tablas sind immer wieder zu hören. Über allem schwebt Sam Beams Samtpfotenstimme, manchmal klar wie ein Bergbach, manchmal psychedelisch verzerrt, als hätten die 70er gerade erst begonnen. Der lüpfige Boogie Woogie von „The Devil Never Sleeps“ wirkt in diesem gemächlichen Fluss zwar etwas deplatziert, doch es ist eine weitere Facette einer vielschichtigen und doch schlichten Platte, die höchst unauffällig zu neuen Ufern aufbricht.

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