Deep dark dope
Von Ralph Hofbauer | 19. September 2007 | 0 Kommentare
Gewitterwolken türmen sich, die Luft scheint statisch geladen, es ist die Ruhe vor dem Sturm. Zwischen zertretenen Trillerpfeiffen und zerquetschten Red-Bull-Dosen klatschen erste Tropfen. Es riecht wie immer, wenn im Sommer Regen zu fallen beginnt. Doch diesmal wird er alles wegwaschen. Die ganze Trancescheisse, das ganze Koks der Housepartys, alle Schalträger der Minimalszene, sämtliche elektrolytischen Einfallslosigkeiten.
Nach dem Sturm wird ein unbekanntes Flugobjekt zwischen den Ruinen der Tanztempel landen und aus gigantischen Lautsprechern verkünden: „We are the inheritors of Basic Channel. The sound we feature is deep, dark and dope“.
Du wirst ein weisses Rauschen hören, ein eisiges Schleifen, ein waberndes Echo, das klingt wie der Nachhall von etwas, das damals Techno hiess. Du wirst an Rhythm & Sound denken müssen und dich wie ein Astronaut fühlen, obwohl du mit beiden Beinen auf dem Boden stehst. Du wirst trotz den Eisschollen, die im Ocean of Sound treiben, eine wohlige Wärme verspüren.
Als erste Beatblasen aus dem Klangmeer aufsteigen, beginnen sich die Leichen der letzten Streetparade der Menschheit zu regen. Sie strecken ihre Glieder und beginnen wie Schlafwandler in Zeitlupe zu tanzen. Bis der Spuk der Klänge ein Ende nimmt und die Besatzung des UFOs aussteigt. Zwei Männer, auf deren Uniformen die Namen Rod „Deepchord“ Modell und Steve „Soultek“ Hitchell stehen, drücken dir die CD DEEPCHORD presents: Echospace „The Coldest Season“ (Baked Goods/Namskeio) in die Hand. Leider sind alle CD-Spieler dem Sturm zum Opfer gefallen. Du hast es geahnt. Diese Platte ist zu überirdisch, um wahr zu sein.
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