MP3-Player-Gebühr: Wer wirklich profitiert (II)
Von David Bauer | 16. September 2007 | 5 Kommentare
Unser Suisa-Text hat Wellen geworfen. Er wird fleissig diskutiert und wurde etwa von neuerdings.com aufgenommen. In den Kommentaren ist die Frage aufgetaucht, wie ich die Zahlen errechnet habe. Eine gute Frage. Folgende Antwort:
Ich habe, aus Mangel an konkreteren Zahlen, die allgemeinen Verteilungszahlen aus dem Jahresbericht 2006 der Suisa beigezogen. Das heisst: Die Verteilung, wie ich sie dargestellt habe, bezieht sich nicht unmittelbar auf die Verteilung bei Leerdatenträgern (worum es bei der Mp3-Player-Gebühr ja geht), sondern auf die Verteilung sämtlicher Vergütungen. Daraus entsteht tatsächlich eine Unschärfe. Denn: Während bei einem Radiosender beispielsweise bei jedem gespielten Song klar gesagt werden kann, wer der Urheber ist (und wer entsprechend das Geld bekommt), ist das bei Leerdatenträgern natürlich nicht der Fall. Ich kaufe einen Mp3-Player und niemand weiss, welche Songs ich damit höre. Entsprechend kann das Geld nicht direkt an die Urheber weitergegeben werden.
Die Suisa behilft sich mit einem Verteilschlüssel, von dem nicht klar ist, wie fair er ist (es gibt Stimmen, die behaupten, die grossen Künstler und Verleger würden hier massiv bevorteilt). Wer hierzu Insider-Informationen hat, darf sie mir gerne zuspielen…
So gesehen ist die aufgestellte Rechnung eher defensiv. Es könnte gut sein, dass effektiv noch weniger für die Schweizer Künstler übrig bleibt als die ohnehin schon mickrigen 13 Franken von 81.
A propos Verteilschlüssel: Die Suisa hat das „Problem“, dass sie jährlich mehrere Millionen an Urheberrechtsgebühren einnimmt für Werke, deren Urheber sich nicht feststellen lassen. Was passiert mit dem Geld? Das Geld wandet in einen „Kostenausgleichsfonds“. Und wozu ist der da? Jedes Jahr schiesst die Suisa Geld aus diesem Fonds in die Betriebsrechnung ein, um einen tieferen Verwaltungskostenanteil ausweisen zu können – in den letzten acht Jahren 23 Millionen Franken.
5 Reaktionen
- 78s » Blog Archive » iPod Don’touch. Apple stellt ein neues Modell vor, die Suisa reibt sich die Hände.
- 78s » Blog Archive » Späte Einsicht: Suisa senkt MP3-Gebühren (Update)
- koje7 » Blog Archive » Schwacher Trost - Suisa senkt MP3 Gebühren
- 78s » Blog Archive » Apple kassiert Suisa-Gebühren
78s wird seit Juni 2015 nicht mehr redaktionell betreut. Die Kommentarfunktion ist deswegen deaktiviert.
19:47 Uhr, 16.9.2007, Link
Danke für die Klärung. Mir wurde noch folgende Info aus eine F.A.Q. gegeben.
„Die Verwaltungskosten der SUISA belaufen sich auf rund 20%, bei der
Verteilung der Leertraegerverguetungen werden jedoch nur 10% von den
Einnahmen fuer die Verwaltungskosten abgezogen.
Zum Verteilschluessel: Wir wissen aus Publikumsbefragungen, dass die
meisten Kopien ab Sendungen, ab Internet oder ab Ton- und Tonbildträgern
gemacht werden. Die Einnahmen werden deshalb als Zuschlaege auf die
Verteilungen der Radio- und Fernsehsendungen, auf die Verteilung der Ton-
und Tonbildtraegerlizenzierungen und die Lizenzierung von Online-Shops wie
iTunes verteilt.“
Morgen ist übrigens die ganze Diskussion im Parlament. Gemäss der neuen Sonntagszeitung gibt es mindestens drei Anträge (SP, FDP, CVP) zum Thema. Wichtiger morgen ist aber die Debatte um die unsinnigen technischen Schutzmassnahmen.
Sicher ein guter Zeitpunkt einzelne PolitikerInnen zu kontaktieren.