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Göldin, der Croupier

Von    |   5. September 2007   |   1 Kommentar

fifuck.jpg„All songs created and destroyed by Göldin & Bit-Tuner„, steht auf dem Umschlag von „Fantasy Is Fucked“ (Quiet Records / RecRec). Und tatsächlich: Des „Kleinkunst-Königs“ neustes Werk tönt wie ein bedrohlich ratternder Lastwagen, dessen kaputter Motor durch nonkonformistische Texte im näselnden St. Galler Slang zur Hochform getrieben wird. In der Spannung zwischen Phantasie und Zerstörung wird das scheinbare Chaos, der Dreck, der Alternativismus zur sauber arrangierten Eingängigkeit – „anderersiits über anderi beats“ zwar, aber trotzdem musikalisch überzeugend, wenn nicht partytauglich. Das ist der Unterschied zwischen Göldin und Kutti.

Ein überzeugendes Beispiel ist „Walter Stürm“: Auf düster-dreckigem Bit-Tuner-Beat-Teppich rast Göldin in ein Nirwana unanständiger Lyrik, wo er weder Halt macht vor „Han en ganze Stapel Kunstgwärbschüelerinne im Tüüfchüeler dinne“ noch vor „Schüüs Rakete in Himmel ufe, bin wie de Walter Stürm, ich schaffs immer wieder use“. Tatsächlich ist es Göldin & Bit-Tuner nun bereits zum dritten Mal gelungen, aus dem Gefängnis musikalischer Standards auszubrechen, ohne sich auch nur ansatzweise in Selbstgefälligkeit zu verlieren. Versteckt hinter selbstironischem Auftreten und scheinbar dilettantischem Artwork leisten sie Grosses, nämlich die Verbindung von Slam Poetry mit dem Club. Und wenn Göldin sagt „Ich bin en Croupier, und du häsch dis Vermöge verspilt“, dann weiss er genau, mit wem er spricht: mit dem Schweizer Rap nämlich.

„Fantasy is Fucked“ wird morgen in der Kalkbreite 4 (ZH) getauft.

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