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Leaking most interesting colours

Von    |   4. September 2007   |   1 Kommentar

Mitte Juni sind die ersten Songs geleakt (wir berichteten), Anfangs Juli ist die komplette Platte durchgesickert, vor einigen Tagen ist meine Promo eingetrudelt und nun findet Google unter „Seiten aus der Schweiz“ mit diesen Zeilen zu guter Letzt auch so etwas wie eine Rezension des neuen Opus von Animal Collective. So viel zum Thema „Das langerwartete achte Album von Animal Collective erscheint am kommenden Freitag“.

Mit der Textzeile „leaking most interesting colours“ prophezeien Animal Collective ihre virtuelle Frühgeburt in der zweiten Minute von „Strawberry Jam“ (Domino/Musikvertrieb) gleich selbst. Ob damit nun das Internet oder die Erdbeermarmelade gemeint ist, ist bei der seltsamsten Band des Universums natürlich nicht mit Gewissheit auszumachen. Rationale Deutungsversuche sind bei diesem irrational-animalischen Kollektiv a priori zum Scheitern verurteilt.

Animal Collective machen mit ihrem neuen Album einmal mehr so sprachlos wie kaum eine andere Band. Ein unbeschreiblich gutes Album deshalb das faule Fazit; ein loser Faden, ein Fiebertraum, ein fliegender Teppich die hilflosen Metaphern. „Strawberry Jam“ mag etwas konsistenter, deutlicher, kompakter, elektronischer und zugänglicher sein als seine Vorgänger, ist aber noch immer eher Magicmushroomregentanz, Nurseryrhymevoodoo, Walpurgisnachtswolfsgeheul, Drehorgelpsychozirkus, Schamanencalypso und Neanderthalerpsychedelia als Popmusik. Obwohl man öfter als auch schon an Brian Wilson denken muss. Der Nachhall der Panda Bear-Platte lässt im Tierreich die kalifornische Sonne aufgehen.

Der Erfindungsreichstum von Animal Collective kennt auch auf „Strawberry Jam“ keine Grenzen, Homer’s Spiderpig-Erleuchtungstrip wirkt phantasielos dagegen. Entweder haben diese Jungs tatsächlich eine derart blühende Phantasie, sie nehmen Drogen die sonst niemand kennt oder die Mitglieder dieser Band sind tatsächlich an Orten gewesen, die kein Mensch zuvor betreten hat. Animal Collective bleiben die Hohepriester einer Religion ohne Namen.

Animal Collective live: 20.10. Boa / 21.10. Palace.
(Herkömmliche Vorstellungen von Musik bitte an der Garderobe abgeben.)

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Eine Reaktion

  1. #1 schizobro

    12:39 Uhr, 4.9.2007, Link

    schöne rez! boa leider abgesagt.

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