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78s-Motel: Adrian Weyermann bittet um Ruhe

Von    |   12. Mai 2007   |   1 Kommentar

adrianweyermann.jpgAls erstes brauche ich Ruhe um mich. Keine Telefone, keine Rechnungen, die sich stapeln, keine Schuhe, die drücken. Dann brauche ich meine Gitarre, mein Klavier, mein Tonbandgerät und vor allem ein Quäntchen Einbildung. Oder ist es Vorstellungsvermögen? Das Gefühl, jetzt etwas Wichtiges zu tun. Mich zu sehen als Miles, wenn er die Trompete ansetzt, oder Kippenberger (der deutsche Künstler) wenn ihm am Tresen eine absurd-treffende Idee kam. Davon überzeugt sein, dass es etwas Wichtiges wird, noch bevor der erste Ton aus dem Klavier kommt und doch nicht so verkrampft wollen, dass es einzigartig ist, das heisst, sich nicht hemmen mit dem Kontrollblick auf jedes Bisschen. Ich bin nämlich so gern, was ich gerne wäre. Und ich kann sein, was ich immer wollte, werde zu dem, was ich komponiere. Ich kann den Weg bestimmen, ich setze die Grenzen, ich bestimme die Länder. Ton für Ton. Arbeit, viel Arbeit, aber Big Time!

Blendende Aussichten, nicht wahr? Würde ich meiner besten Freundin empfehlen; kreativ zu sein. Und doch zucke ich selber bei dem Wort zusammen: KREATIV (pfui!!), weil sich jeder Werbetexter kreativ nennt, jeder Bankheini zur genialen Kreatur wird. Jedes gelangweilte Zürcherlein auch noch ein schickes Atelier hat, wo man sich so wahnsinnig eitel betätigen kann. Was soll also das Ganze Sich-seiner-Originalität-brüsten? Nix! Originell sein kann nicht das Ziel sein, wenn die Kunst nichts als ein Aufschrei, eine einzige grosse Befreiung von allen Zwängen sein soll. Und das kann jeder und sollte jeder tun und sei es nur, Lieblingsworte auf dem Klopapier festhalten, Seidenmalerei betreiben, aquarellieren, Gutenachtgeschichten erfinden, what the fuck! Denkt Euch die engen Schweizer Grenzen weg, stellt Euch alles vor und lasst Euch nix vorschreiben. Da bin ich ganz Idealist, (Eid-)Genossen! Und jetzt Ruhe bitte…

Adrian Weyermann spielt an fast allen Schweizer Openairs: Hoch Ybrig, Quellrock, St. Gallen, Wettingen, Woodrock, Gurten und Waldstock. Zum Interview mit Adrian Weyermann geht’s hier lang.

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