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Travis: Tröstliche Therapeuten

Von    |   4. Mai 2007   |   5 Kommentare

Closer: TravisTravis haben etwas in ihrer Musik, was wenige andere haben, zumal in der Liga, in der sie sich bewegen: Ihre Musik ist wunderbar tröstlich. Wie ein starker Arm legen sich die Songs der Schotten um einen und hauchen: Alles wird gut – auch und gerade wenn man es selber gerade eher mit Travis‘ Überhit aus dem Jahr 1999 hält und sich fragt: Why Does It Always Rain On Me? Travis tun gut, Travis sind gut. Dafür muss man sie lieben.

Heute kommt ihr neues Album „The Boy With No Name“ (Sony BMG) in die Läden. Es ist das erste nach der „Therapiesitzung“ – so bezeichnet Sänger und Songschreiber Fran Healy das letzte Album „12 Memories“. Die Therapiesitzung ist erfolgreich abgeschlossen, Travis therapieren ab sofort wieder selber: die verlorenen Grossstadtseelen, rastlos und auf der Suche nach Halt in einem Dschungel von Reizen. Ihr Mittel: Popmusik in ihrer reinsten Form.

Bestes Beispiel dafür ist die Single „Closer“: Manche mögen das einlullende Supermarktmusik nennen, für mich ist es schlicht Popmusik mit maximalem Wohlfühlfaktor: „I’ll never leave you. Lean on me now“. Überhaupt: In den ersten vier Songs der Platte setzen Travis ihre Glanzmomente. Bei „Three Times And You Lose“ genauso wie bei „Selfish Jean“, einer in Watte gepackten bitterbösen Abrechnung mit einer zerbrochenen Freundschaft. Als vierter folgt der wohl beste Song des Albums: „Big Chair“, eine tieftraurig dahingleitende Ballade, gesungen in Thom Yorkescher Kopfstimme, getragen von einem Meer von Effekten. Hier wird auch die Handschrift von Radiohead-Produzent Nigel Godrich am deutlichsten, mit dem Travis für dieses Album wieder zusammengearbeitet haben.

Im hinteren Teil, das muss man leider sagen, verliert das Album etwas an Kraft. Nichtsdestotrotz ist es Travis wieder einmal gelungen, ein in sich stimmiges Album zu schaffen, dass von vorne bis hinten nach Travis klingt. Ein Album, so voller Optimismus in traurigen Texten zu traurigen Klängen. Wie tröstlich.

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5 Reaktionen

  1. » Travis: Neues Album im September » 78s - Das Magazin für bessere Musik
  1. #1 letroubadour

    12:48 Uhr, 4.5.2007, Link

    Irgendwo müsst dann noch stehen, dass der unmittelbar darüberliegende Banner (‚das fantastische neue Album‘) keinen Einfluss auf die Cede-Kritik hatte … aber ich mag Travis auch.

  2. #2 David Bauer

    12:52 Uhr, 4.5.2007, Link

    das ist hoffentlich selbstredend.

  3. #3 Silu

    16:29 Uhr, 4.5.2007, Link

    Ich finde eigentlich nicht, dass die CD gegen hinten an Kraft verliert. Out In Space zum Beispiel ist doch wunderwunderschön! Oder New Amsterdam? Herrlicher Refrain!

  4. #4 Michael

    16:01 Uhr, 7.5.2007, Link

    Schon schön. Aber auch sehr bald einmal belanglos. Diese Britpop-Selbstbemitleidungstour kann ebenso gut tun wie nerven. Nur in homöopatischen Dosen geniessbar.

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