Die Manics predigen wie in alten Zeiten
Von Silvan Gertsch | 4. Mai 2007 | 2 Kommentare
Anders als es der Name suggerierte, war das letzte Studioalbum der Manic Street Preachers, Lifeblood, ein ziemlich blutleeres Geschöpf. Elektronisch, poppig und für Manics-Verhältnisse ungewohnt. Dass die Band damit von ihrem Weg abgekommen war, erkannte auch Sänger James Dean Bradfield: „Wir mögen es immer noch und wir arbeiteten auch gerne daran. Aber wir haben damals irgendwie den Instinkt verloren“ sagt er rückblickend.
Seit heute gibts Send Away the Tigers, ihr neues Studioalbum, zu kaufen. Und damit ist auch der Manics-Instinkt zurückgekehrt. Die Musik ist wieder härter, rockiger und unverbrauchter – wie in den Anfangszeiten. Nicht nur in der musikalischen Stimmung schwirrt der Geist ihres seit zwölf Jahren verschollenen Gitarristen Richey Edwards durch die Songs. Auch textlich halten die verbliebenen Manics den ebenso brillianten, wie auch durchgeknallten Songschreiber Richey am Leben. Mit dem poppigen „Your Love Alone Is Not Enough“, auf dem als Gaststimme Nina Persson von den Cardigans hinzugezogen wurde, meisseln sie ihrem langjährigen Weggefährten ein eingängiges Denkmal.
Daneben zelebrieren sie im ungestümen „Underdogs“ die Individualität, im „Autumnsong“ fahren sie Queen-lastigen Bombast auf oder auf „Rendition“ geben sie mit Augenzwinkern zu Protokoll, dass Jack Lemmon der Inbegriff dessen gewesen sei, was sie früher an den USA geschätzt hätten. Sowieso, Bassist und Songschreiber Nicky Wire ist textlich einmal mehr in Höchstform. Politische Statements werden nicht auf dem Silbertablett serviert, sondern verhüllt und nicht auf den ersten Blick erkennbar präsentiert. Es gilt also nach wie vor: Die Manics hört man nicht, mit ihnen setzt man sich auseinander.
2 Reaktionen
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16:17 Uhr, 24.11.2008, Link
NEIN
22:18 Uhr, 24.11.2008, Link
momol