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Popmusik für Leute, die Pop hassen

Von    |   16. März 2007   |   0 Kommentare

Andrew Bird ist ein seltener und auch ein etwas seltsamer Vogel. Er wurde von seinen Eltern durch die Suzuki-Methode schon als Kleinkind zum Geigenspiel gezwungen gebracht und entschied sich trotzdem aus freien Stücken als Violinist zu promovieren. Statt zum Stargeiger zu werden, wählte er glücklicherweise den Weg des Songwriters und legt nun mit „Armchair Apocrypha“ (VÖ 20.3. Fargo/Irascible) sein zehntes Album vor, das ihn wohl endgültig als einen der besten seiner Zunft etablieren dürfte.

War der Amerikaner mit seiner Band Bowl Of Fire noch ausschliesslich mit der Geige und dem rekonstruieren von Roots Music beschäftigt, fand Andrew Bird vor einigen Jahren als Solokünstler zum Gitarrenspiel und zu einer freieren Klangsprache. Mittlerweile haben seine anfänglich noch ziemlich reduzierten Songs eine so opulente Form angenommen, dass man glauben könnte, Birds Ziel sei es, Popmusik für Leute zu machen, die Pop hassen.

„Heretics“
[audio:http://www.nialler9.com/blog/media/Andrew-Bird_-_heretics.mp3]

„Armchair Apocrypha“ bringt alle Eigenschaften eines guten Popalbums mit: kompakte Eingängigkeit, leichtfüssiges Timing, gefühlvolle Melodieführung und Abwechslungsreichtum innerhalb eines homogenen Gefüges. Und doch kann man nicht von Ohrwürmern sprechen, denn statt penetranten Hooklines dominieren Arrangements, deren Halbwertszeit herkömmliche Popmusik überlebt. Das Album erinnert wenn überhaupt an jemanden, dann vielleicht noch am ehesten an Eels oder Grandaddy, weil die Musik des Multiinstrumentalisten aus Illinois ebenso kauzig, raffiniert und doch sehr zugänglich ist. Oder an Thom Yorke, weil Andrew Bird seine Worte ebenso verschleiert. Statt Katzengejammer anzustimmen, pfeift der seltsame Vogel Bird dann aber doch lieber seine fast schon heiteren Melodien.

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