Das grosse Etwas
Von Mathias Menzl | 2. März 2007 | 5 Kommentare
Keine Zeitung, kein Blog, kein Magazin wahrscheinlich auch keine Frauenpostille wird das Arcade Fire-Album „Neon Bible“ (Universal, Vö: heute) auslassen und nicht rezensieren, und damit das Zweitwerk der Kanadier zum Album des Monats, ja wahrscheinlich auch zum Album des Jahres hochjubeln. Was soll man da noch gross schreiben? Dass es wirklich saugut ist?
Auch wenn man sich dem Reiz der Band nicht ausliefern möchte, den ganzen Hype satt hat und nahe dran ist, einen Hass zu entwickeln, gegenüber dieser quasi-religiösen ja geradezu sektieririschen Aura, welche die Band umgibt, es gelingt nicht. Nach dem ersten Hördurchgang macht sich eine gewisse Nüchternheit breit machen, wie immer, wenn Erwartungen so hoch sind, da ist ein leises Gefühl der Ernüchterung vorprogrammiert. Arcade Fire enttäuschen aber nicht lange, denn das Album wächst und wächst und wächst und wächst, ja, und wächst noch immer.
Ist es besser als „Funeral“? Ist es gleich gut? Ist es schlechter? Es ist besser, weil es die eigenen Erwartungen wie auch die soziale Erwartungshaltung gegenüber dem Phänomen Arcade Fire erfüllt, nein, am Ende gar übertrifft. Alle haben ja immer Angst vor so einem Album, sowohl der/die Musikliebhaber/in wie auch die Band selber. Da Erwartungen ja auch immer mit Hoffnungen verbunden sind. Bei Arcade Fire ist es die Hoffnung auf eine Überband, eine Band, die alle begeistert und alle anderen an die Wand spielt. Das grosse Etwas, das es seit Radioheads „OK Computer“ nicht mehr gab.